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"a visage decouvert"

"a visage decouvert"

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Mano Cornuta


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"a visage decouvert"

Ich schließe mich im vollem Umfang der Meinung von Oliver Kalkofe an!!!
Besser kann man kein Statement verfassen!

https://www.youtube.com/watch?v=giEzDxoFYTk

Comments 6

  • verocain 11/01/2015 11:57

    Das rockt - vor allem mit dem T-Shirt :-)
  • gelbhaarduisburg 11/01/2015 11:21

    ...ich kann aber nicht umhin, hier noch etwas anzufügen. Ich bin ja eh als das zu Allem seinen Senf zugebende Ekel berüchtigt, also...! Kalkofes Statement ist allererste Sahne! Aber ich habe da noch etwas aus der eigenen Feder wiederentdeckt. Irgendwo möchte ich´s gern unterbringen, und hier kommt es mir passend vor. Entstanden `99 im Zuge des Theaterprojektes "Wegelagerer".


    Ein Kreuzritter kehrt aus Jerusalem zurück. Ein moderner Pilger ist auf dem Weg dort hin. Sie begegnen sich auf einem imaginären Wegekreuz aus Raum und Zeit. Der Ritter spricht...

    Als ich dem Tod zum ersten Mal gegenüber stand, von Angesicht zu Angesicht, da war er sehr verzweifelt. Ich sagte, Tod, was ist, was lässt du die Sense so hängen? Und er setzte sich nieder, rupfte ein Büschel Gras, kaute es und schmatzte, es mache ihn noch ganz wahnsinnig, dass es da was gebe, das er nicht verstehe. Das sei gegen seine Natur, er verstehe doch sonst alles. Ich fragte ihn, worum es sich denn handele, und der Tod sagte:

    „Ich behandle alle gleich. Ich mache keine Ausnahmen. Wenn ich jedoch euch Menschen so sehe, vor allem, wenn ich ruhe und meine Brotzeit halte und die Muße habe, euch eingehend zu betrachten, dann sehe ich deutlich, dass ihr anders seid. Ihr seid von so mannigfaltiger Art. Ich sehe eure Vielfalt, und es überkommt mich der Neid: Schon möchte ich einer von euch sein, mal ein kleiner Dicker, mal ein Muskelprotz, mal Weiblein, mal Männlein, mal gelb, mal schwarz, mal rot, in jede Menschenhaut möchte ich einmal schlüpfen, wenn ich euch so sehe. Da gibt es Picklige, Glattgesichtige, solche, die wie Windhunde rasen und solche, die getragen werden müssen. Da gibt es Mohren in strahlenden Gewändern und bleiche Rothäupter, denen hängen die Fetzen vom Leib. Halbnackte, die vorsätzlich darben und Fettwanste, die täglich der Völlerei frönen. Es gibt Schwätzer, es gibt Schweiger, Feiglinge und Hasardeure, ihr seid, wie ihr seid, ein riesiges Bouquet Leben. Farben, Gerüche, Formen, Sitten, Moden, Religionen, all das in einer zahllosen Vielfalt verkörpert ihr. Doch statt euch dieses Reichtums zu erfreuen, ihn zu genießen, zu erforschen, empfindet ihr ihn als lästig und kämpft dagegen an. Ich verstehe das nicht! All diese Idealbilder: Da tönt es übers Land, keine Frau sei so schön wie die Königin von Dingsda, kein Held so mutig und stark wie der eine und einzige Ritter Soundso, und schon äffen alle Weiber die eine ferne Königin und alle jungen Freier den fernen Ritter nach. Alles Wetteifern ist mir unverständlich: Da schreit ein Bauer den andern an, Sieh her, DAT sind Kappesköpp! und wirft ihm fette Kohlköpfe vor die Füße, und alle rennen hin und reißen ihm die Brocken aus den Händen, und der andere bleibt zurück mit seinen schrumpligen kleinen Früchten, die viel besser schmecken. – Eure verfluchte Gleichmacherei: Ihr führt ja Kreuzzüge gegen die Vielfalt! Bald müssen alle Gräser sich gleichen, muss alles Korn gleich golden sein, wenn Gras als Gras und Korn als Korn gelten soll. Zum Dogma wird erhoben, dick sei ungleich schön, alt ungleich stark, und bald heißt es Hier nur für Weiße!, Juden unerwünscht! Nun könntest du sagen, Tod, was störts dich, der du in deiner ewigen Gleichmut die Sense schwingst!?, aber das ist es ja: Immer wenn eure Seelen ob solcher Dummheit überkochen, ruft ihr mich auf den Plan, und dann muss ich schuften! Ich will auch mal Pause haben! Will da sitzen unterm Apfelbaum bei Brot und Bier, meine Ruhe haben, vielleicht auch mal ein gutes Buch lesen und euch neidisch zuschauen können! Und lachen über eure kleinen Absurditäten, euren Kampf gegen Staub zum Beispiel, den ihr für meinen Auswurf haltet... Aber nein, ihr ruft nach mir, eurem einzig treuen Vasallen! Himmel, gönnt mir doch mal eine Pause! Früher oder später steh ich euch eh zu Diensten...“, sprach der Tod, erhob sich, nahm die Sense und ging müde fort.

    Einmal noch blieb er stehen, betrachtete das Blatt der Sense, schaute noch einmal über die Schulter und rief mir zu: „Es ist schon wieder stumpf. Heute morgen erst hab ich’s geschliffen!“ Die Sonne ging unter. Die Sonne ging auf. Ich nahm eine Stille plötzlich wahr und sah mich um. Ich sah die verschiedensten Waffen, die buntesten Röcke, Dutzende Rüstungen, darunter Helme, die von hoher Schmiedekunst zeugten, Werke, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, unzählige verschiedene Gesichter, die Bestätigung dessen, was der Tod gesagt hatte, die Menschen um mich waren ein kunterbunter Strauß und glichen sich nur in einem: All ihr Blut war rot.

    Jens E. Gelbhaar 1999, Bearbeitung 2005
  • MissNeugier 11/01/2015 11:17

    !!!
  • gelbhaarduisburg 11/01/2015 11:14

    Ganz hervorragende Sache, das hier! Foto & Clip!!!!
  • ausgelagert 11/01/2015 10:33

    !
  • westfalia 11/01/2015 10:24

    stimmt: Dem ist nichts hinzuzufügen!

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Camera Canon EOS 450D
Lens Canon EF-S10-18mm f/4.5-5.6 IS STM
Aperture 5.6
Exposure time 0.3
Focus length 15.0 mm
ISO 800