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Impressions of italia  - Venezia - Motiv vom Weltenbummler - archiv

Impressions of italia - Venezia - Motiv vom Weltenbummler - archiv

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K.-H.Schulz


Premium (Pro), Göppingen

Impressions of italia - Venezia - Motiv vom Weltenbummler - archiv

Bei weitem dominierend ist der Tourismus für eine der meistbesuchten Städte Europas, in der im Jahresschnitt jeder dritte Mensch, der sich dort aufhält, ein Tourist ist.[107] Venedig zog 2011 etwa 30 Millionen Besucher an,[108] dreimal so viel wie Rom; 2007 waren es erst 21 Millionen.[109] Dabei sind die früheren Übernachtungszahlen von 11 Millionen offenbar wegen der stark angestiegenen Preise seit Jahren rückläufig. 2010 zählte man mehr als 8,5 Millionen Übernachtungen[110] gegenüber mehr als 8,8 Millionen Übernachtungen im Jahr 2007.[110][111] Allerdings ist die Zahl der Übernachtungsgäste von 2007 bis 2011 leicht angestiegen – von 3,6 Millionen im Jahr 2007 auf 3,7 Millionen im Jahr 2010 –, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nämlich 2,4 Tage 2007 ist allerdings auf 2,3 Tage im Jahr 2010 leicht zurückgegangen, was insgesamt zu einem Rückgang der Übernachtungszahlen führte. In Venedig übernachteten also mehr Besucher kürzer als früher. 2011 kamen allein zum Karneval über eine Million Besucher, die der Stadt insgesamt 40 Millionen Euro einbrachten.[112]

Während der historische venezianische Karneval im Jahr 1797 abrupt endete, wurde in den 1980er-Jahren diese untergegangene Tradition für den Tourismus neu belebt und damit die traditionell schwache Februarauslastung in eine zusätzliche für die Auslastung wichtige Hochsaison verwandelt.[113] Der Karneval dümpelte sowohl unter den Österreichern als nach dem Anschluss an Italien 1866 fort. 1914 warnte der Patriarch Aristide Cavallari rechtzeitig zum Karneval vor der Sündhaftigkeit des Tangos. 1924 verbot die faschistische Stadtregierung das Tragen von Masken während des Karnevals, um ihn 1933 endgültig zu untersagen.[114] Derartige Versuche scheiterten jedoch regelmäßig, nur sah man 1979 die Gelegenheit, den Karneval vorrangig unter dem Aspekt der Tourismusförderung auszuweiten.

Der Touristenstrom führte 1999 zu einer ungewöhnlichen Aktion der Stadtverwaltung: Man warnte in Plakaten vor Venedig. Diese Aktion richtete sich gegen Tagestouristen, die der Stadt außer Belastung wenig einbringen. Diese Plakataktion von Oliviero Toscani warnte mit drastischen Fotos von Ratten, verschmutzten Kanälen und verfallenden Palästen vor den hässlichen Seiten Venedigs, um diejenigen Besucher abzuschrecken, die eine Postkartenidylle erwarteten.[115] 2015 erwog Bürgermeister Brugnaro eine Zugangsbeschränkung für den Markusplatz und auch Sonderzugang der Einheimischen zu den verstopften Vaporetti. Denn während sich der Massentourismus und da vor allem der Tages- und Kreuzfahrttourismus immer weiter verstärkt,[116] sinkt die Einwohnerzahl der Lagunenstadt kontinuierlich (2015: 56.300 Einwohner), nimmt der Zweitwohnungsbesitz stark zu, bricht die Nahversorgung zusammen und meldet der Qualitätstourismus Leerstände.[117] 2012 wurde diese Problematik in dem Film Das Venedig Prinzip von Andreas Pichler thematisiert. Man spricht von Overtourism, unter dem Motto #EnjoyRespectVenezia fordert man Touristen auf, nicht auf dem Boden zu sitzen, und vieles andere und listet Strafen bis zu 500 Euro auf.[118]

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