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Lokstromer


Free Account, Berlin

Zwischenlok

Eigentlich habe ich am 22. Mai 1981 auf den Gipser gewartet - dem Kalkzug von Nordhausen nach Coswig (Anh.) mit Öl-44er. Der kam aber nicht über meine Strecke.
Trotzdem habe ich Aufnahmen vom Regelbetrieb gemacht. Während dem Berufsverkehr, wie damals noch die Rushhour genannt wurde, kam der Doppelzug von Dessau nach Bitterfeld mit der Zwischenlok 244 105. Bemerkenswert auch die Wagenzüge mit den beiden Rekowagen-Bauarten der DR. Die Zuglok habe ich übrigens nicht fotografiert - es war sicher nur eine 242er.
Eine Zwischenlok hätte ich später wohl nicht mehr fotografiert, weil dabei die Lok ja nicht richtig zu sehen ist. Heute bin ich froh, dass ich trotzdem auf den Auslöser gedrückt habe.

Comments 11

  • Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 18/01/2021 12:43

    ....oh, ich erkenne die Gegend um die ´Karnickelberge´ wieder, zwischen Raguhn und Jeßnitz.
    Die besagten Berge selbst waren nur der Uferbereich des ´Urstromtal´ der Mulde. Da dies ein Hanggelände war, gab es enorm viele Verstecke und Baue von frei lebenden Karnickeln. Im Winter wurden die Hänge intensiv zum Rodeln genutzt, wobei man immer freien Blick auf diesen Bahndamm hatte. Der Damm bildete einen Schutzwall vor den regelmäßigen Hochwassern der Mulde, welches (auf der anderen Seite des selben) die zwei Kilometer bis zum Damm über die flachen Felder recht zügig überschwemmte. (Später gab es den Muldestausee um diese Überschwemmungen zu verhindern. Er wurde aber wiederum Jahre später Ereignisort eines der größten deutschen Hochwasser. Das Wasser erreichte und umspülte damals nochmals diesem Damm und überspülte sogar die Gleise im Bahnhof Jeßnitz.)  
    Diesen im Bild gezeigten werktäglichen Doppelzug habe ich früher regelmäßig beobachtet. Das bevorzugte Freizeitspielgelände war häufig in der Nähe von Bahndämmen und Gleisen.
    So ist in meiner Erinnerung geblieben, das der vordere Zugteil auch aus einem Glieder-Doppelstockzug gebildet war, wärend der hintere Zugteil aus einer vier- oder sechsteiligen Altbaueinheit bestand. In der Mitte häufig eine 244. Der Zug wurde in Bitterfeld, Gleis 4, geteilt. D.h., der vordere Teil fuhr nach Leipzig, während der Zweite nach Halle fuhr (oder umgekehr - das weiß ich nicht mehr). So konnte man zumindest zwischen Dessau und Bitterfeld, einer ansonsten dicht belegten Strecke, eine Zugfahrt einsparen. Zur damaligen Zeit (70er+80er) hatten häufig die Güterverkehre den Vorrang. Verspätungen (über 15-30min.) im (Fern-)Reiseverkehr war sehr häufig. Die Güterzüge waren lang und schwer, den ließ man lieber durchlaufen als ihn hinter einen Bummelzug zu setzen.  Wie dicht die Streckenbelegung war, konnte man als Kind auf der Fußgängerbrücke über den Jeßnitzer Bahnhof gut beobachten. Während der P-Zug Richtung Dessau gerade im Begriff war abzufahren, folgte in Sichtweite am Blocksignal der nächste Zug.  War dieser durch, konnte man den nächsten an gleicher Stelle beobachten. So dauerte der Heimweg, wenn man sich sagte - ich warte bis keiner mehr kommt, schon mal ein halbe Stunde.
    Auf besagter Fußgängerbrücke konnte ich auch einmal den ´Gipser´ schon weit im Voraus beobachten, als er gerade schon durch den Bahnhof Wolfen fuhr, und ich erwartete diesen selbstverständlich auf der Brücke stehend. Der Heizer, der mir im Voraus (100m) noch freundlich zuwinkte, ließ es sich nicht nehmen, mit einem Griff mich ordnungsgemäß in eine schwarze Ölfahne zu tauchen. Erschrocken hab ich mich, aber phantastisch wars trotzdem. Hinterhergeschaut hab ich bis zum letzten Wagen - da hatte die Lok bereits längst die hier gezeigte Fotostelle passiert und sicher schon das Einfahrsignal vom Bahnhof Raguhn im Blick.
    Kleines Foto - und es verleitet ein lange Geschichte zu erzählen .... es war eine schöne und interessante Zeit ...
    • BR 45 18/01/2021 12:54

      Danke für die schöne Geschichte :-)
    • Lokstromer 18/01/2021 21:40

      Danke Dir für Deine schöne Geschichte und ich freue mich, von Dir wieder mal zu lesen. Ich scanne hin und wieder ein paar sw-Filme aus dieser Zeit - da fallen mir dann auch immer die Erlebnisse ein, wie es zu diesen Aufnahmen kam. VG Loki
  • Bernd Freimann 18/01/2021 0:17

    Eine Betriebsart der man nicht so häufig begegnet.
    Bei der Bundesbahn gab es früher gelegentlich Mitteltraktionen mit Wendezugeinheiten an beiden Enden. Ich kenne es noch von Hamburg - Lübeck.
    Gruß aus und nach Berlin
    Bernd Freimann
    • BR 45 18/01/2021 12:52

      ... die gab's auch als Wendezüge mit der V180 zwischen Dresden und Bad Schandau. Dabei war die "Dicke" in der Mitte zwischen zwei vierteiligen Doppelstockeinheiten.
      Gruß Andy
    • Bernd Freimann 18/01/2021 13:58

      Stimmt - jetzt, wo Du es sagst ...
      Gruß aus Berlin
      Bernd Freimann
    • Lokstromer 18/01/2021 21:42

      Schön, dass wir uns aus verschiedenen Gegenden an solche Betriebe erinnern können. Aber wahrscheinlich gibt es doch nicht allzu viele Aufnahmen davon, wenn die Lok nicht an der Spitze oder Zugschluss ist. VG Loki
    • Dieter Jüngling 18/01/2021 23:18

      Andy, da liegst du nicht ganz richtig. Das was hier gezeigt wird, ist ein echter Doppelzug. Jeder Zug hat seine Lokomotive. Und zwar vorn am jeweiligen Zug.
      Nach erreichen des planmäßigen Trennungsbahnhofs, werden die Züge abgekoppelt und jeder fährt auf seiner Strecke weiter.
      Das wurde sogar so in den Fahrdienstvorschriften der DR behandelt.
      Ähnliche Verfahrensweisen gibt es selbst heute noch bei der modernen Bahn.
  • Dieter Jüngling 17/01/2021 23:55

    Zwischenlok?
    Bestimmt handelte es sich hier eher um einen "Doppelzug" aus betrieblicher Notwendigkeit.
    Schöner Archivgriff.
    Gruß D. J.
    • Lokstromer 18/01/2021 21:46

      Ich war mir unsicher, ob diese Konstellation wirklich als Zwischenlok bezeichnet werden kann. Die Wiki-Angaben habe ich so interpretiert. Ab Bitterfeld wurde der Zug in zwei Teile getrennt - ein Teil weiter nach Halle/S., der andere nach Leipzig. VG Loki
  • makna 17/01/2021 23:29

    Das Kuriosum sehr gut festgehalten ... sehr gut gemacht !!! Danke fürs Zeigen !
    BG Manfred