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Wächst auf uralten Bäumen: Die Tannen-Strahlflechte (Lecanactis abietina)

Wächst auf uralten Bäumen: Die Tannen-Strahlflechte (Lecanactis abietina)

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MykoPeter


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Wächst auf uralten Bäumen: Die Tannen-Strahlflechte (Lecanactis abietina)

Die Rinde einer riesigen, in etwa 10 m Höhe abgebrochenen und bereits toten Eiche auf Öland war an einer Seite mit etlichen der typisch dick berandeten und auffällig bereiften, bis etwa 2 mm großen Apothecien besetzt, dazwischen unzählige weißliche, warzenartige Pyknidien, die im Ggs. zu den Apothecien vegetativ gebildete Sporen enthalten. Während L.abietina an einer Stammseite ein Areal von etwa 60 cm Breite und gut 100 cm Höhe bedeckte, dominierte im angrenzenden Bereich die Bittere Porenflechte (Pertusaria amara) über Quadratmeter. Der etwas unglückliche deutsche Name 'Tannen-Strahlflechte' lässt kaum vermuten, dass die Flechte auch im norddeutschen Flachland überwiegend an Eiche wächst, während Tannen und weitere Nadelbäume vor allem im Montanbereich besiedelt werden.

Comments 12

  • MykoPeter 11/09/2015 13:03

    @Ulrich: Ich empfinde Deine Zeilen nicht als Abschweifung, ganz im Gegenteil, erst solche Betrachtungen werden der Realität gerecht. Maria's Dank und Gruß sei nachdrücklich erwidert!
    Peter
  • Maria J. 11/09/2015 10:57

    @ Ulrich,
    das sind ja ganz schreckliche Nachrichten!
    Darüber will ich gar nicht mehr wissen!
    Peter wird froh sein – endlich Schluß hier .. ;-)
    Ich danke und grüße euch beide!
    Maria
  • Ulrich Kirschbaum 10/09/2015 22:34

    @Maria, wir denken immer in menschlichen Kategorien. Wenn ich es richtig erinnere, sterben bei den Singvögeln 80-90% aller Individuen, ehe sie geschlechtsreif (und damit fortpflanzungsfähig) sind. Wir Menschen mit unserer (heutzutage) geringen Sterblichkeit der Nachkommen nehmen eine absolute Sonderstellung im Bereich der Lebewesen ein. Die Verschwendung ist riesig, aber alternativlos (dies lässt sich allerdings hier nicht in der gebotenen Kürze erläutern).
    mfg Ulrich

    P.S. Peter, entschuldige bitte die Abschweifungen - das hat nun wirklich nichts mehr mit Deinem schönen Bild zu tun.
  • Maria J. 09/09/2015 10:48

    @ Danke für die Antwort, Ulrich!
    Aber welch eine Verschwendung!
    Die Natur zeigt sich bei den Flechten ja recht großzügig ...
    – das ist bei uns Menschen ja nicht immer der Fall .. ;-) ...!
    Ja, so eine Wind-Reise in die Arktis wäre doch was!
    In ein paar Jahren kann man dort Blumen und Flechten in Hülle und Fülle erleben .. ;-)
    So schlimm wäre das doch gar nicht ... ;-)
    Auch gibt es bessere Orte als Berlin ...
    aber ich will mal nicht meckern, denn es gibt auch viel schlimmere ...
    Wir erfahren es täglich in den Medien ...
    Mit vielen Grüßen,
    Maria
  • Ulrich Kirschbaum 08/09/2015 21:48

    @Maria, Deine Fragen sind doch nicht immer schwer zu beantworten: Die Diasporen (Fortpflanzungseinheiten der Flechten: Soredien, Isidien, Sporen usw.) werden in ungeheuer großer Zahl produziert und gelangen irgendwohin. Finden sie dort ein geeignetes Substrat vor, so wachsen und gedeihen sie; ist dies nicht der Fall, so kümmern sie oder gehen ein. Ob der Landungsort geeignet oder ungeeignet ist, entscheidet sich also (u.U. - und in den meisten Fällen - leider) erst nach der Landung.
    Stelle Dir einmal vor, Maria, Du wärest sessil und würdest durch Wind oder Wasser, anstatt nach Berlin, in die Arktis verfrachtet worden --> dort würdest Du vermutlich auch nicht überleben ;-)
    (Mann, was bin ich froh, dass es Dich nach Berlin verschlagen hat)!!!
    mfg Ulrich
  • MykoPeter 08/09/2015 21:22

    @Ulrich: Danke vielmals für die anerkennende Bewertung sowie die naturwissenschaftlich fundierte Erklärung der Standortwahl von Flechten.
    Eine Stellungnahme zum deutschen Flechtennamen habe ich nicht wirklich erwartet - manchmal hat man den Eindruck: je seltener die Flechte, desto krampfhafter das (Er-)Finden eines Trivialnamens...
    Viele Grüße - Peter
  • Maria J. 07/09/2015 9:13

    @ Danke Ulrich,
    jetzt kann ich es mir vorstellen!
    Die Flechten lassen also das Wasser für sich arbeiten.
    Sie selbst rühren keinen Finger – und die Nährstoffe werden ihnen einfach in den Hals gespült ... ;-)
    Jetzt könnte ich natürlich noch fragen, wie die Flechten bei trockenem Wetter den richtigen Baum herausfinden können ... aber wahrscheinlich fliegen sie ja nur bei Regenwetter ... ;-)
    Herzliche Grüße
    und nochmals danke!
    Maria
  • Ulrich Kirschbaum 06/09/2015 18:57

    Wenn Maria Fragen stellt, dann sind sie meist nicht leicht zu beantworten (was übrigens keineswegs gegen, sondern vielmehr für die Fragenstellerin spricht).
    Ich versuche, auch noch meinen Senf dazu zu geben: Maria sieht das insofern richtig, als das Wasser, das bei Regen am Stamm über die Flechte herabrinnt, natürlich kein reines Regenwasser (Aqua dest.) mehr ist, sondern beim Herabfließen Stoffe aus dem Medium, über das es rinnt, aufgenommen hat.
    Bekanntes Beispiel: Auf einer Friedhofsmauer aus silikatischem Basalt, Grauwacke oder gar Sandstein (sauer) wachsen dennoch basiphytische Flechten, die normalerweise auf kalkhaltigem Gestein vorkommen. Grund: Aus den Mörtelfugen der Mauer löst der herabrinnende Regen Calcium-Ionen heraus und schafft damit den nötigen Kalk für diese Flechten herbei.
    Maria hat also - wie immer!!! - recht: Wenngleich die Flechte nichts (aktiv) aus dem Substrat entnimmt, so werden ihre Existenzmöglichkeiten dennoch durch das Substrat beeinflusst.
    @Peter, was Du mit der Porosität (und ev. dem pH-Wert) des alten Stammes anführst, ist natürlich ein ebenso gutes Beispiel für die Beziehung zwischen Substrat und Flechte.
    Was die deutschen Namen von Flechten angeht, halte ich mich - als mit gebranntes Kind - lieber heraus.
    mfg Ulrich

    P.S. Vor lauter Fachsimpelei habe ich ganz vergessen, Dir zu diesem, wieder ausgezeichneten, Bild zu gratulieren.
  • Karl Böttger 04/09/2015 9:54

    Ein starkes Foto von der Tannen-Strahlflechte. Die habe ich noch nie gesehen. Die Diskussion hier finde ich sehr interessant.
    LG Karl
  • Maria J. 03/09/2015 17:09

    @ Danke für die Antwort, Peter!
    Dann ist das "Sitzen" der Flechten aber wohl doch mehr als nur eine mechanische Angelegenheit.
    Vielleicht stehen ja doch ein paar Dinge auf ihrem Speiseplan, die der Baum ihnen liefert ...
    ohne dadurch geschädigt zu werden.
    Z. B. Wasser. Ich dachte bisher, sie würden sich alles was sie brauchen aus der Luft holen.
    Und wozu saure Rinde, wenn man doch nur darauf sitzen will ... ;-))
    Rätsel über Rätsel ... ;-)
    Dazu noch diese irritierenden Namen!
    Eine Tannen-Strahlflechte, die überwiegend an Eichen wächst ... und kein bisschen strahlt
    – oder etwa doch ..?
    ;-)
    LG Maria
  • MykoPeter 03/09/2015 16:16

    @Maria: Danke für Dein Interesse und die positive Bewertung! Dass viele Flechten nur auf ganz bestimmtem Untergrund wachsen, obgleich sie diesen nicht angreifen, dürfte in der chemisch-physikalischen Beschaffenheit des Substrats begründet sein. Worin genau die Abhängigkeit jeweils besteht, ist vom Amateur kaum detailliert zu beantworten. Bekannt ist ja z.B., dass viele Flechten nur auf Bäumen mit saurer Rinde wachsen, andere auf neutraler oder basischer, was bei der Bestimmung oft hilfreich ist. Rinde sehr alter Bäume mag zudem recht porös sein und damit ein gutes Wasserhaltevermögen besitzen, was für Flechten günstig ist.
    Viele Grüße - Peter
  • Maria J. 03/09/2015 9:17

    Wenn Flechten Bäume nur als Sitzgelegenheit benutzen ...
    und sie nicht verspeisen wollen ... frage ich mich,
    warum es hier unbedingt ein uralter, bereits zerbröselnder Baum sein muß ...?!
    Das ist ja wie Selbstmord auf Raten .. ;-)
    Optisch passen Baum und Flechte hier allerdings sehr gut zusammen.
    Man sieht nicht, wo der eine anfängt und die andere aufhört
    – trotz deiner vorzüglichen Aufnahme ... ;-)
    LG Maria

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