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Von Gargoyles und anderen Ungeheuern

Von Gargoyles und anderen Ungeheuern

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homwico


Premium (Complete), Coburg

Von Gargoyles und anderen Ungeheuern

Bei der Cappella di Piazza hat man auch an Beiwerk nicht gespart. An etlichen Ecken der Pfeiler findet man fantasievolle Gargoyle-Gestalten. Die oft chimärenhaft dämonisch ausschauenden Fabelwesen dienten ursprünglich als Wasserspeier, vor allem in der Gotik, wurden aber alsbald an den Fassaden sakraler Gebäude angebracht, um die Menschen vor bösen Mächten zu schützen. Der italienische Name lautet gargolla, gargulia oder auch doccione. Letzterer Begriff ist sehr zutreffend. Er bedeutet sinnigerweise übersetzt „hervorstehende Dachrinne“. Hier sollen diese „Wasserspeier“ wohl die Pestilenz davon abhalten, wieder zurückzukehren.
Der Name Gargoyle rührt von einem Mythos aus dem Frankreich des 8. Jahrhunderts, in dem man von einem Drachen in einer Höhle nahe der Seine erzählte. Diese wurde „Le Gargouille hausse“ (wörtlich übersetzt so viel wie der ansteigende Wasserspeier) genannt. Dies bezieht sich auf das Verb „gargariser“, das übersetzt „gurgeln“ heißt. Dieses gurgelnde Geräusch entsteht, wenn das Wasser in der Kehle des Drachens hochsteigt. Das Ungeheuer spie nämlich anstelle von Feuer Wasser und sorgte für Überschwemmungen in der Umgebung. Bis zu dem Zeitpunkt als der Heilige Romanus von Rouen den Drachen einfing, ihn köpfen ließ, und den Drachenkopf an die Stadtmauer heftete, brachte man dem Drachen Menschenopfer dar. Daraus entwickelte sich der Brauch, Drachenköpfe in Steinmauern zu meißeln, was an den symbolischen Sieg der Christen über den Teufel in Gestalt eines Drachens erinnern sollte. Die klassischen Gargoyle-Figuren kommen aus Frankreich aus der Zeit um 1150. Sie setzten sich dann mit der steigenden Beliebtheit des gotischen Baustils sehr schnell als Dekorelement durch.

Aufgenommen auf der Piazza del Campo in Siena.

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