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Rjúpnabrekkukvísl

Rjúpnabrekkukvísl

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JensBachmann


Free Account, Harzvorland

Rjúpnabrekkukvísl

Rückenbrecherlisl?

Oft schaute ich in einer schlafarmen Nacht aus dem Zeltlüfter. Regenschleier zogen regelmäßig vom Vonarskarð kommend über die öde Ebene westlich der Gæsavötn und über den Vatna. Sollte der Regen ausgleichend auf die Wassermassen in den Gletscherflüssen wirken und damit das Abflussminimum am Morgen nicht so stark wie benötigt ausfallen?

Früher als geplant packte ich das noch immer ziemlich verstaubte Zelt ein und verlies die Oase in Richtung des grauen Einheitsbreis aus Wolken und Kieseln. Der dichte Nebel sorgte für eine bedrückende Atmosphäre. Ich traf auf das erste Hindernis: Die Hraunkvísl. Die Spannung fiel vorerst von mir ab, denn der Fluss, der passend am Rande eines Lavafelds verläuft, konnte mit ein paar beherzten Sprüngen überwunden werden.

Frohen Mutes ging es weiter in Richtung der Rjúpnabrekkukvísl. Allerdings hörte ich diesen Fluss deutlich vor dem ersten Sichtkontakt. Ein unheilversprechendes Rauschen kündigte ein ganz anderes Kaliber an. Schlammtrübes Wasser schoss in hoher Geschwindigkeit im gerölligen Flussbett zu Tale. Aber der Fluss hatte nicht seinen Höchststand der letzten Tage, also ging die Suche los. Ich fand eine geeignete Stelle an der sich der Fluss teilte und etwas breiter wurde.

Nur dieses eine Hindernis, dann wäre das Gröbste geschafft. Mit gehörigem Respekt tastete ich mich in den Fluss hinein. Die tiefste Rinne kam gleich am Anfang und das Wasser reichte bis über die Knie. Der hohe Druck lies die Trekkingstöcke vibrieren. Geröll und tückischer Sand bildeten den unsichtbaren Untergrund. Glücklich erreichte ich nach ewig erscheinendem Kampf die Felsinsel. Der Rest war kein Problem mehr. Die Anspannung wich purer Erleichterung.

Sollten die Wächter mir gnädig sein stand dem Wege ins Vonarskarð nichts schlimmeres mehr entgegen...

~ Heart of Iceland ~
~ Heart of Iceland ~
JensBachmann

Gæsavötn & Bárðarbunga
Gæsavötn & Bárðarbunga
JensBachmann

~ Smjörgras ~
~ Smjörgras ~
JensBachmann


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Comments 7

  • Stephan.Mertens 06/11/2013 12:09

    Hej Jens,
    das sieht wirklich sehr gefährlich und furchteinflößend aus. Zusammen mit deiner Beschreibung ergibt sich bei mir die passende Geräuschkulisse, man wird fast direkt mitgenommen an den Rand dieses Flusses!

    Gruß,
    Stephan
  • Kosche Günther 06/11/2013 7:46

    Nicht nur Sichkontakt hast Du mit dem Fluss bekommen,bestimmt war es auch ein feuchter Kontakt,liebe Grüsse Günther
  • Rainer Blofuzz Untzinn 06/11/2013 3:37

    Wunderbar beschrieben. Genauso ist es, die vibrierenden Trekkingstöcke und, nicht zu vergessen, das Gefühl, wenn glücklich drüben angekommen die Beine wieder durchblutet werden. Besondere Überwindung kostet es unter Bedingungen, wie auf Deinem Foto zu sehen: kalt, nass und ohnen eine trockenen Fleck, um sich zu setzen und die Schuhe zu wechseln.
    Alles nicht schön. Hinterher, wenn es geschafft ist, dann aber umsomehr.
    Danke für's dran teilhaben lassen :-)

    PS: Bei den Wächtern hat der Wind mein vorletztes Zelt zerlegt und das geknickte Gestänge durch die Zeltwand gespießt.
  • Jürgen Gräfe 05/11/2013 21:27

    Sehr eindrucksvoll. Selbst wenn man die Serie nicht gesehen hat kann man sich seine Gedanken über die Situation machen.
    beste Grüße
    Jürgen
  • Tore Straubhaar 05/11/2013 20:31

    Hallo Jens,

    diese Anspannung, Aufregung und auch Angst vor dem was kommen mag, das kenne ich gut. Man gut, dass es geklappt hat. Dein Bild zeigt das Abenteuer ganz wunderbar!

    Viele Grüße von Tore
  • Joachim Irelandeddie 05/11/2013 20:31

    Dein Reisebericht hört sich ja sehr abenteuerlich an und anstrengend! Da hattest du auch ganz schön zu schleppen!

    lg eddie

  • Annette Snuf 05/11/2013 20:29

    Mannometer, spannende Geschichte. Und das Bündel da ist Dein ganzes Gepäck? Respekt! Sehr interessant mal zu erfahren was für "Sachen" einem auf einer "Expedition" wie Deine begegnen können. Wird sicher von vielen unterschätzt. LG, Annette