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Reichsbahnausbesserungswerk XIII

Reichsbahnausbesserungswerk XIII

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Reichsbahnausbesserungswerk XIII

Nachdem es mir gelungen ist, die externe Festplatte zu reaktivieren, kann ich die Serie fortsetzen. Mir steckt immer noch der Stachel im Fleisch, dass ein Betrachter mal von Flickschusterei oder so etwas ähnlichem sprach. Rekapitulieren wir einmal, was ist bislang geschehen?

Lok und Tender wurden getrennt. Das Bremsgestänge an Lok und Tender ist entfernt worden und zur Aufarbeitung gekommen, am Rahmen wurden die Treib- und Kuppelstangen abgebaut und die Zylinder geöffnet, damit die Kolben und Schieber ausgebaut werden können. Der Kessel wurde abgehoben, die Rohre und sämtliche Armaturen sind entfernt worden. Alle diese Arbeiten verliefen mehr oder weniger nacheinander, teilweise aber auch parallel.

Wir haben jetzt drei Großbaustellen. Rahmen, Kessel und Tender und natürlich jede Menge Kleinkram. Befassen wir und jetzt einmal mit der Großbaustelle Tender. Wie wir auf dem letzten Bild gesehen haben, ist die Verbindung Lok/Tender besonders ausgebildet. Da war die Rede von Feder, Stößeln und so weiter. Nun das erste Bild der Kollage ist in den Kuppelkasten des Tenders gesehen. Hier lagert die Feder, welche die Stößel gegen die Lok presst. Deutlich ist das Widerlager der Feder erkennbar. Die Feder wird auf einer besonderen Vorrichtung (Federprüfwaage genannt) mit einem definierten Druck beaufschlagt. Dabei wird ihre Durchbiegung gemessen. Entspricht sie einem festgelegten Wert, darf sie weiter verwendet werden, ansonsten ist sie aufzuarbeiten bzw. zu erneuern.

Gehen wir im Uhrzeigersinn weiter. Besondere Aufmerksamkeit muß man dem Laufwerk des Tenders schenken. Nicht nur die Achslager sind dabei wichtig, sondern auch die Achswellen. Sie werden einer Rissprüfung unterzogen. Das kann man per Ultraschall aber auch in klassisch handwerklicher Manier per Farbeindringverfahren. Letzteres offenbart aber nur oberflächengängige Risse. Die Drehgestellrahmen sind in dem Zusammenhang natürlich ebenfalls begutachtet worden.

Wenn man schon die Drehgestelle entfern hat, kann man sich den Tenderkasten auch vornehmen. Was geprüft werden muß, brauch ich wohl nicht extra erwähnen, man sieht es ja. Nein, sieht man nicht? Von den Drehgestellzapfen mal abgesehen ist es die Luftanlage der Bremse. Da sind der Bremszylinder, und natürlich ganz wichtig der Hilfsluftbehälter und das Steuerventil.

Eine der unangenehmsten Arbeiten ist das Innere des Tenderkastens. Im Wasserraum gibt es genug zu tun. Rost ist der Feind allen Eisens. Das Zeug muß bis auf den Grund entfernt werden und dann mit einer Zweikomponentengrundierung versiegelt werden. Die Arbeiten kann man nicht im Stehen verrichten. Ganz vorne geht es, wie man deutlich sieht, nur im Liegen, weiter nach hinten kann man auch nur in der Hocke arbeiten. Überall sind Schwallbleche und Streben im Weg. Das ist nichts für Leute mit Neigung zur Klaustrophobie. Vor allem, wenn es böse Zeitgenossen für besonders witzig erachten, den Wassereinlaufdeckel zu schließen. Meine Hochachtung den Kollegen, die diese Arbeiten auf sich genommen haben.

Comments 5

  • blind lense 14/01/2012 9:44

    In rückwärtiger Reihenfolge:

    @Dieter, da muß ich ja beim nächsten mal was suchen, was nicht in diesem auch von mir geschätztem Buch nicht drinsteht *grins*

    @Thomas. Viele Arbeiten können von gewerbsmäßig arbeitenden Unternehmen einfacher gestaltet werden. z.B das entrosten im inneren des Tenderkastens. Es geht durch maschinellen Einsatz auch schneller. Nur die Kosten schnellen dann für eine HU ins unermessliche.

    @Andreas. Ja ich bin sehr froh drüber, daß ich wieder auf die Festplatte komme, die Fortsetzung dieser Serie ist gerettet. Aber da waren ja auch noch andere wichtigere Sachen drauf.

    @BP An das Datum und die Uhrzeit habe ich keinen Augenblick gedacht. Die Kollage war fertig und ich habe einfach auf den Knopf gedrückt. Für das nächstemal habe ich mir eine Detailarbeit am Tender ausgsucht, die nicht alltäglich ist.
  • Dieter Jüngling 13/01/2012 22:31

    Nun weiß ich warum sich die Modellbahnhersteller so schwer tun, exakte Anleitungen zum Zerlegen ihrer Modelle an den Kunden zu geben.
    Es ist echt interessant, das alles zu lesen und vor allem auch kommentiert zu bekommen.
    Dennoch suche ich immer wieder die entsprechenden Seiten in meinem dicken Buch "Die Dampflokomotive.
    Nicht weil ich dir nicht traue - du bist ein Fachmann - nein ich will die technischen Zeichnungen und alten Fotos dazu sehen.
    Dieses Buch ist ein Meisterwerk.
    Ich warte schon auf die nächsten Beiträge von dir.
    Gruß D. J.
  • Thomas Reitzel 13/01/2012 17:20

    Wieder eine eindringliche Bildserie, die verdeutlicht, wie aufwendig und damit teuer die Dampflok wirklich ist, von der Dreckarbeit abgesehen, die kaum mehr zumutbar ist. Und sowas wurde früher in den Ausbesserungswerken täglich gemacht, immer(oder meist) von denselben Leuten!
    Nicht nur auf dem Führerstand, sondern auch in den Werkstätten zum großen Teil wirkliche Knochenarbeit, die eine Maschine nicht erledigen kann.

    Und damit ist einmal mehr klar, daß auch betriebsfähige Museumsloks keine wirkliche Zukunft mehr haben, oder? Wer weiß denn, wie lange es noch Ausbesserungswerke gibt oder Idealisten wie hier, die solch schwere und schwierige Arbeiten mit dem nötigen Sachverstand ausführen können?

    Im Idealfall werden wir das wirkliche Ende der Dampflok kaum noch erleben, wenigstens das...

    VG, Tom
  • Andreas Pe 13/01/2012 14:31

    Herzlichen Glückwunsch zur geretteten Festplatte. Sehr gut ist, dass Du uns nun in bewährter Weise über den Fortgang der Arbeiten informieren kannst.
    VG Andreas