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"Rangierlok" zum Preis eines VW Käfer

"Rangierlok" zum Preis eines VW Käfer

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

"Rangierlok" zum Preis eines VW Käfer

Mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Schienengüterverkehr in Deutschland nochmals eine große Blütezeit, verlor aufgrund falscher Vorgaben aus der Politik jedoch immer mehr Boden gegenüber der Konkurrenz auf der Straße.

Die Bundesbahn sah sich bereits früh gewissen Sparzwängen verpflichtet und konnte daher nicht in jedem Gleisanschluss bei jeder Firma zu den gewünschten Zeiten Personal und Loks aufbieten. Da die Firmen jedoch teilweise innerhalb ihres Gleisanschluss immer wieder auch Rangierarbeiten zu erledigen hatten, welche nicht mit Muskelkraft erledigt werden konnten - beispielsweise weil sich Waggons nur sehr schlecht mit Muskelkraft durch
Gleisbögen schieben lassen - entstand die Idee des Einradwagenschieber.

Die ILO-Werke Pinneberg waren seinerzeit Lieferant solcher Fahrzeuge, welche nach einem recht einfach Prinzip arbeiteten: Ein einzelnes Rad wird durch einen kleinen Zweitakt-Motor mit 6 PS Motorleistung angetrieben. Das 100 kg schwere und einigermaßen gut austarierte Gerät wurde nun von einem Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmen mit der vorderen Stütze, an welcher sich ein Haken befand (auf dem Bild oben nach vorne geklappt), unterhalb der Pufferbohle durch Niederdrücken des Lenker unter den Wagen "geklemmt". Somit konnten Lasten bis 250 Tonnen (damals sechs voll beladene zweiachsige Güterwagen) bewegt werden, das Anhalten der Waggons geschah dann entweder durch das Anziehen einer Handbremse oder das Auflegen eines Hemmschuh.

Die Einradschieber waren in Unterhalt und Anschaffung (Neupreis: 4500 D-Mark) gegenüber vergleichbaren Lösungen oder gar einer eigenen Rangierlok relativ günstig. Das Verschieben von Fahrzeugen per Muskelkraft ist übrigens auch heute noch im Eisenbahnbereich zugelassen.

Aufnahmedatum: Dienstag, 30. April 2019 - 13:40 Uhr

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