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Im Winter 1982 mit den gelben Wagen unterwegs (Teil I)

Im Winter 1982 mit den gelben Wagen unterwegs (Teil I)

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Im Winter 1982 mit den gelben Wagen unterwegs (Teil I)

“FREITAGSBILD”

Nein keine Dampflok nicht mal so etwas ähnliches möchte ich Euch an diesen Freitag vorstellen.
Keine große Lok aber sogar Stangen wie bei einen Dampfer besitzt die kleine aber robuste Maschine.
Die 106/105 der DR hat sich ein Denkmal sicher verdient.
Zur Zeit lässt Piko die kleine in vielen Varianten wieder aufleben.

Mit ihrer urigen Reißgas Bowdenzug - Steuerung, deshalb auch schon mal als das Moped der DR bezeichnet.
Genannt aber genauso “gelber Wagen” oder vielleicht passender “Postkutsche”.
Wie dem auch sei all die Bezeichnung können ihre steht’s erbrachten Leistungen höchstens anerkennen keinesfalls aber schmälern.

Denke ich dabei zurück als in Saalfeld meine Laufbahn begann waren es noch die preußische G8² die auf den weitflächigen Rangierberg konkurrenzlos die Züge auseinander rupften oder zusammensetzten.
Sich quälten mit den langen ankommenden Güterzügen über aber auch neben dem Rangierberg hoch in die Abdrückgleise.
Ein besonderes akustisches Gaudi war dabei immer wenn eine Lok wegen der Last nicht ausreichte. Also zwei sich an dem Zug zu schaffen machten im Gleichklang. Ein besonderes Erlebnis und Schauspiel war dies zusätzlich in der Nacht wenn man bedenkt das die Rangierloks damals hauptsächlich mit Brikett versorgt wurden.
So ergab es sich das jedes Mal ein Feuerwerk der besonderen Art über den Rangierbahnhof lag denn Prallblech und Funkenfänger konnten den Funkenflug einfach nicht bändigen.
Meine erste Planlok war, wie üblich wenn man in den Fahrdienst kam, auch eine 56er mit dem Namen “Rumba” und der Nummer 56 2563.

Meine erste Planlok
Meine erste Planlok
Ralf Göhl

Doch es kam wie es kommen musste die Ablösung der 56er durch den gelben Wagen.

Im Jahr 1976 bekam ich im Zuge der Qualifizierung schließlich die Berechtigung auch BR 106 fahren zu dürfen. Fortan musste ich immer mal wieder in Sonderschichten auf dem Rangierberg. Nicht gerade erfreut eher lustlos hatte ich diese Frondienste verrichtet.
Was taten wir damals alles um die Ablösung aufzuhalten aber die Gelbe war einfach nicht kaputt zu kriegen.
Da wurde die Anfahrsperre außer Gefecht gesetzt (überbrückt) aufgezogen bis zum Anschlag. Die 106 hielt durch. So höre ich immer noch das quälende Geräusch des Motors dazu der jämmerlich heulende Lüfter.
Ja hier war Kraft hörbar, zumal wenn bei den schweren Zügen mittels Knüppel (Hand betätigt) eine andere Getriebeübersetzung eingelegt wurde.

Dem verdienten Feierabend entgegen ( 5 )
Dem verdienten Feierabend entgegen ( 5 )
Ralf Göhl

Januar 1982 musste wir das Bw Saalfeld für den Bahnhof Könitz dessen Rangieraufkommen sprunghaft angestiegen war eine 106 stellen. Mit der Zuglok der Nahgüterzüge rangieren war das nicht mehr zu bewältigen.
So suchte das Bw Personal für dieses Geschäft doch irgendwie wollte keiner richtig anbeißen.
Nach reichlicher Überlegung abwiegend der Vor- und Nachteile meldete ich mich dazu bereit.
Denn Könitz lag zwischen meinen Heimatort Pößneck und der Dienststelle Saalfeld. Das war schon mal positiv mit gewissen Vorteilen behaftet wie es sich später dann auch bewahrheitete.
Dazu noch in eine reinen Frauenbrigade war absolut ein weitere Glücksfall.
Alles ging soweit einige Zeit gut mit meinen Wohlfühlarbeitsplatz.
Bis wer weis einer das durchschaut hatte oder neidisch war ? Mir im Oktober 1982 dann auf die Schliche kam. In der Tb- Gruppe wohl geäußert haben soll, “ der Göhl schaukelt sich in Könitz nur die Eier”. Damit den Gruppenleiter wahrscheinlich davon überzeug hatte das ich überqualifiziert wäre.
Fortan war es aus mit dem schöne Traum von Gemütlichkeit die endlos weiter geht würde so wie bisher. Ein anderer Umgeschulter Heizer nahm meinen geliebten Arbeitsplatz mit samt den Privilegien ein.

Ja man hatte nun böses mit mir vor. Fernab von Unbekümmertheit sollte ich nun ein Kapitän werden. Kapitän auf unserer oft abtauchenden U- Boot Flotte.
Das Jahr 1982 war noch nicht Geschichte am 9. November war bereits die Probefahrt angesetzt.
Morgens früh mit der 119 071 den P 8012 Gera und P 8015 zurück nach Saalfeld. Mit Gerhart unseren Fahrmeister, gutmütig war er nur beschwindeln durftest du ihm nicht. War ich doch vor Jahren bei im mal auf der 41er gefahren.
Alles lief wie am Schnürchen selbst die 119 071 stand an dem Tag auf meiner Seite. Gerhart schien zufrieden zu seien mit meinen tun.
Nur einmal auf der Rückfahrt sah ich bei ihm irgendwie da Gesichtfalten aufkommen. Er schaute mit fragenden Augen mich eindringlich ein kurzes Stück nur an. Warum das schoss es mir durch den Kopf, da kam auch schon die Frage was hast du denn jetzt gemacht ?
Was wollte er von mir ?
Wir waren später die 119 legte sich in Weida am Berg mächtig ins Zeug. Da ich Fahrstufe für Fahrstufe nicht zu schell aber recht zügig Hochgeschalten hatte.
Plötzlich dämmerte es mir, verflucht aber auch mein Fahrmeister sieht auch alles. So musste ich gestehen was ich verbergen wollte.
November da muss/sollte man natürlich den Zug heizen klar. Doch ich brauchte erst mal die volle Traktions- Leistung zum Anfahren um die Fahrplan- Höchstgeschwindigkeit so schnell wie möglich zu erreichen.
Was hatte ich getan, einfach mal die E- Heizung abgeschaltet die ich dann wieder zuschaltete als die Fuhre in dem gewünschten Bereich sich bewegte.
Genau so gab ich Gerhart mein tun kund, darauf konnte er sich ein lächeln nicht verkneifen. Er sagte nur verschmitzt, Ralf ich kenn dich doch.
Sicher hat er vielleicht in dem Moment daran gedacht wie ich das verbotenen Stück Kohle im Tenderlöseventil bei seien Auftauchen immer blitzschnell entsorgte. Dabei die Klapptüren zum Führerstand noch elegant einladend aufriss.
Damit war die Probefahrt erfolgreich gelaufen. Das Patent dazu mit dem U- Boot allein in See zu stechen bekam ich dann am 10.11.1982.
Was für ein Datum am 11.11. “Helau” aber nicht 11.11 Uhr sondern 16.30 Uhr war es dann soweit man gab mir die 119 070 für die Nachtschicht.
Den letzten Zug P 8028 Saalfeld - Triptis wo unterwegs einige besoffene Pappnasen mitfuhren. Den hinteren Führerstand natürlich sicherheitshalber verschlossen und das war gut so.
Zurück ging es mit P 8001 um 4.32 Uhr nach einer unruhigen Nacht durch die im Zug herumtobenden Pappnasen weil der Wagenpark am Bahnsteig die ganze Nacht stehen blieb.
Abgetaucht bin ich auch da nicht.

Zum Foto mit 106 521 im Winter am 14.01.1982

Nicht nur in Könitz waren wir aktiv wir kamen mit der 106 des Weiteren planmäßig nach Pößneck, Unterwellenborn und mit oft schweren Zügen von Könitz nach Saalfeld. Bei der Gelegenheit stand gleich tanken im Plan.

Mit einer Übergabe brachte wir an diesen kalten Wintertag nur zwei Wägelchen nach Pößneck. Dort war nichts für uns mitzunehmen auch in Krölpa nicht. Also ging es als Betriebsausflug (Lz) zurück nach Könitz.
Wo wir, meine Rangierleiterin und ich einen Zwischenstopp bei der Kollegin in Krölpa einlegten.
Ausgiebig bei der Fahrkarte eine Pause genossen zum schwätzen natürlich wie immer bei einer Tasse Kaffee.
Meine Lok parkte ich derweilen gleich in einen Nebengleis beim Bahnhof das noch verschneit war.
Mit im Bild wo alles noch etwas neblig erscheint das Stellwerk von Krölpa.

Meine Postkutschenzeit in Könitz
Meine Postkutschenzeit in Könitz
Ralf Göhl

Wann und wie es weiterging darüber mehr beim nächsten Foto mit Text dazu.

Euer Ralf

Comments 9

  • Thomas Jüngling 25/01/2013 19:17

    Mh, eine 106 in Aktion ist mir erst heute in Blankenburg begegnet, auch eine V15 hab' ich hier schon gesichtet - manche Firmen scheinen durchaus diese robuste Technik bis heute zu schätzen. Aber das nur am Rande.
    Ich bin einmal mehr begeistert von Deiner Geschichte, die den Betrachter wirklich hautnah dabei sein lässt. So ist es nur nur eine Lok, die man da sieht. Man erlebt den Arbeitsplatz, die Geschichten dahinter. Okay, die Menge an Text ließ mich erst einmal schlucken, aber ich hab' das Lesen nicht bereut. Gerne weiter so! :-)

    Gruß Thomas
  • Ralf Göhl 25/01/2013 17:23

    @ Dieter,
    herzlichen Dank für die passende Zugabe der "Goldbroiler" von dir.
    Die Ursprungsausführung hatten wir in Saalfeld nie beheimatet.
    Damals normal heute inzwischen wieder etwas besonderes.

    LG Ralf
  • Dieter Jüngling 25/01/2013 17:12

    Ja Ralf, deine lange Geschichte ist wieder mal richtig interessant.
    Dafür leg ich dir noch zwei "Goldbroiler" mit bei. Warum der Lokführer mit dir Ähnlichkeit hat, weiß ich aber auch nicht.
    Goldbroiler bei der Arbeit
    Goldbroiler bei der Arbeit
    Dieter Jüngling

    Gruß D. J.
  • Ralf Göhl 25/01/2013 17:07

    Oh man ich hatte Mittag keine Zeit mehr Korrektur zu lesen.
    Wollte den Beitrag noch vorm Essen schnell einstellen da ungewiss war wenn ob ich überhaupt noch dazu kommen würde.
    Bitte deshalb um Endschuldigung !
    Nun hab ich es nachgeholt einiges verbessert.

    @ Manfred,
    genau ""Goldbroiler"! die Bezeichnung hatte ich vergessen.
    War aber zu meiner Zeit in Saalfeld auch nicht so geläufig.
    @ Bernd-Peter,
    werde versuchen möglichst wieder Freitags immer ein Bild + Text einzustellen.
    @ Alle,
    Erfreulich das es Euch Bild + Text in der Form so gefallen.
    Na dann bis zum nächsten Mal,

    Ralf
  • Thomas Ungelenk 25/01/2013 13:59

    Hallo Ralf,
    es ist immer wieder schön, Deine Bilder zu sehen und Deine Geschichten zu lesen. Da fällt mir immer der letzte Teil meiner Lehrzeit ein, als mein Mitlehrling und ich einen der Umkleideräume des Bw Arnstadt mit einer neuen Elektroinstallation versehen mußten. Wir durften uns Zeit dazu lassen, unser Gesellenstück sollte schließlich ordentlich werden. Bei einer Aufputzinstallation hat man aber für kleine Schönheitsfehler eine gute Ausrede, wenn hinterher die Maler noch dran waren. Wir bekamen unsere "Zwei", die ja bekanntlich die "Eins" des kleinen Mannes ist, und waren zufrieden. In den Pausen in der Kantine war der sogenannte Spinnertisch in der Nähe unseres Lieblingsplatz neben dem großen Aquarium. Wenn die Lokpersonale so richtig loslegten und von ihren Erlebnissen erzählten, konnten die Pausen nicht lange genug sein. Eine Begebenheit, die ich wohl nicht vergessen werde, war nicht so angenehm. Eines Morgens während unserer Arbeit im Umkleideraum kamen zwei Eisenbahner herein, die einen Kollegen in ihrer Mitte stüzen mußten, weil er fix und fertig war. Ihm war der Alptraum eines jeden Lokführers im vorangegangenen Nachtdienst passiert, er hatte einen Selbstmörder vor sich auf dem Gleis. So wie es schöne Erinnerungen gibt, gibt es eben auch weniger Schöne.
    Viele Grüße aus Thüringen und komm' gut durch den Winter
    Thomas Ungelenk
  • Klaus Kieslich 25/01/2013 13:43

    Eine sehr gute Präsentation
    Gruß Klaus
  • Fdl Niederwiesa 25/01/2013 13:12

    So liebe ich es auch. Ein schönes Bild aus der Reichsbahnzeit, und wenn einem dann noch eine passende Geschichte dazu einfällt, ist die Illusion wieder perfekt. Und die erlebte Reichsbahn wieder tief im aktuellen Bewustsein. Danke.

    VG Holger
  • makna 25/01/2013 12:26


    Ein schönes motivliches Denkmal für den "Goldbroiler"!

    Ein langes, aber sehr lesenswertes "Lies mal" dazu:

    56.20-Dienst in Saalfeld, Eier-Schaukeln in Könitz, E-Heizung Abschalten im U-Boot-Dienst, Pappnasen am 11.11. - da kommt was zusammen! Toll !!!

    Bin gespannt auf die nächsten Geschichten :-)

    BG Manfred