Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Gewölbe der Kathedrale von Saint-Denis

Legenden prägten die mittelalterliche Welt: Der heilige Dionysus (Saint-Denis), der erste Bischof von Paris, verschmilzt in der Legende mit dem von Paulus bekehrten Athener Dionysus Aeropagita, der mit seinen Gefährten Rusticus und Eleutherius nach Gallien gesandt wurde, um zu missionieren. (Zeitliche und örtliche Ungereimtheiten störten im Mittelalter nicht.) Dionysus und seine Gefährten erlitten den Märtyrertod, nach einer populären Version wurden sie auf dem Berg der Märtyrer (Montmartre) enthauptet. Dionysus nahm seinen Kopf in die Hände und lief, fromme Lieder singend, bis an den (heutigen) Stadtrand von Paris, wo er sein Haupt niederlegte und begraben wurde. Eine fromme Frau, Catula mit Namen, half dabei; sie säte Getreide, welches sofort aufging und die Gräber verbarg. Eine später über dem Grab errichtete kleine Kapelle wurde zur Wallfahrtsstätte. Auf der Flucht vor seinem Vater rastete der Merowinger Dagobert an diesem Ort, dabei sollen ihm die Märtyrer erschienen sein und ihre Hilfe versprochen haben. Hat ja offensichtlich geklappt, Dagobert wurde König der Merowinger und ließ zum Dank anstelle der Kapelle eine Kirche erbauen, wo er wünschte, nach seinem Tod hier in der Nähe des Heiligen bestattet zu werden. Die Kirche wird so zur königlichen Grablege, eine Tradition, die seine Nachfolger fortsetzen. Christus selbst soll sie geweiht haben.
( www.portalsaeule.de/index )
In dieser Kathedrale ruhen die allermeisten französischen Könige. Allerdings muss dazu noch gesagt werden, dass von den 160 dort beigesetzten Mitgliedern des französischen Herrscherhauses nur noch in fünf Gräbern die Gebeine der bezeichneten Personen zu finden sind. Alle anderen sind leer, sie wurden 1793 während der Französischen Revolution geöffnet, weil man die Bleisärge zur Kriegsführung benötigte. Die Gebeine wurde dann entweder gestohlen oder in einem Massengrab außerhalb der Kirche vergraben. Unter Napoleon wurde das Massengrab wieder geöffnet, aber die Gebeine konnten den Verstorbenen nicht mehr zugeordnet werden.
Die Basilika von Saint-Denis gilt als Gründungsbau der Gotik. Sie ist das Vorbild für viele Kathedralen in ganz Europa. Nicht nur die beiden gewaltigen Rosetten des Querhauses wurden zum Vorbild für die Kathedrale Notre-Dame im Zentrum von Paris.

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