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Ein ungleiches Paar

Ein ungleiches Paar

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Gerald Wagner


Premium (Basic), Retz

Ein ungleiches Paar

Der Eulennebel und M 108, die Starburst-Galaxie. Sie stehen beide im Sternbild Große Bärin in scheinbarer Nähe zueinander. Während der Eulennebel ein Gebilde innerhalb unserer Galaxis in etwa 2.500 Lichtjahren Entfernung zu uns steht, befindet sich M 108 in mehr als der 10.000fachen Distanz. M 108 ist eine Spiralgalaxie ähnlich unserer Milchstraße, aber vom Typ Sc, also eine normale Spirale mit schwach ausgeprägtem Kern und prominenten Spiralarmen. Auf hochaufgelösten Bildern moderner Großteleskope oder dem Weltraumteleskop Hubble lassen sich mehrere ausgedehnte Regionen mit heißen jungen Sternen sowie großen Wasserstoffnebeln erkennen. Die größten dieser Wasserstoffnebel kann man bereits bei diesem mit einfachen Amateurmitteln gewonnenen Bild erkennen. Zum Beispiel jenes Fleckchen in Pink knapp rechts der Mitte. Gut erkennbar sind auch etliche Staubbänder, die auf dichte Molekülwolken schließen lassen. Dichte kühle Staub- und Molekülwolken, heiße Gasnebel und Haufen von jungen Sternen, welche aus diesem Material entstanden sind, legen den Schluss nahe, dass der Sternentstehungsprozeß in M 108 gerade voll im Gang ist. Daher rührt die Bezeichnung "starburst"-Galaxie. Dies stellt keinen Eigennamen dar, sondern weist lediglich auf diesen Umstand hin.
Auf der anderen Seite steht der Eulennebel, ein typischer Vertreter eines planetarischen Nebels, der genau das Gegenteil einer Sterngeburt bedeutet. Planetarische Nebel bilden sich, wenn Sterne mit ähnlicher Masse wie unsere Sonne am Ende ihres Lebens stehen, also dann, wenn der Brennstoff zu Neige geht und sie in eine instabile Phase treten. Während sich das Innere des Sterns aufgrund der eigenen Schwerkraft und des nun fehlenden Strahlungsdrucks immer stärker zusammenzieht und damit die Temperatur kräftig ansteigt, dehnt sich äußere Hülle weit in den Weltraum aus. Wegen der geringen Schwerebeschleunigung fernab des Massezentrums und der intensiven Strahlung aus dem Inneren, kann diese Hülle vom Stern weg getragen werden. Sie erscheint dann als leuchtende Blase, die sich mit merkbarer Geschwindigkeit - im Fall von M 97, dem Eulennebel, mit etwa 40 km/Sekunde -
ausdehnt, bis sie weit genug entfernt vom schwächer werdenden Zentralstern nach etwa 10.000 Jahren schließlich verblasst.
Planetarische Nebel haben viele sehr unterschiedliche Formen. M 97 weist zwei markante dunkle Gebiete auf, die an den starren Blick einer Eule erinnern und ihm zu seinem Namen verhalfen.
Das Bild entstand mit einer gekühlten Astrokamera von SBig an einem 12" Newton-Teleskop bei 1080 mm Brennweite. Es wurden 10 x 10 Minuten für den Luminanzkanal und je 4 x 10 Minuten für die Farbkanäle belichtet.

Comments 1

  • Josef Käser 21/04/2020 10:24

    Sieht gut aus. Schön auch die Ausarbeitung bei der doch relativ kurzen Gesamtbelichtungszeit.

    LG Sepp