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720 Honi soit qui mal y pense....

720 Honi soit qui mal y pense....

6,129 8

homwico


Premium (Complete), Coburg

720 Honi soit qui mal y pense....

Eine Pepperbox ist ein Bündelrevolver, bei dem sich im Gegensatz zu einem klassischen Revolver, bei dem sich nach jedem Schuss die Trommel mit der Trommelkammer weiterbewegt, hier die um eine Achse angeordneten Läufe, deren Anzahl je nach Modell unterschiedlich ausfällt, weiterdrehen.
Erfunden 1837 durch die belgische Büchsenmacherin Mariette Breveté, ging die Pepperbox mit der industriellen Revolution und der Erfindung der Perkussionskappe, hierbei zündet ein Perkussionsschloss ein separates Zündhütchen für die Treibladung des Geschosses, alsbald in die preiswerte, für die Allgemeinheit erschwingliche Massenproduktion. Die Bündelrevolver waren die Vorläufer des normalen, bekannten Revolvers.

Auf diesem Bild ein Exponat neueren Datums bezogen auf die in der Ausstellung gezeigten Stücke. Es hat sechs glatte Läufe, die aus einem massiven sechskantigen Block gearbeitet sind. Der Schlosskasten und der Rahmen bestehen aus Neusilber. Das vorliegende Modell mit Nussholzgriffschalen erinnert von der Art und Aufmachung an eine Pepperbox von Allen & Thurber (Worchester) mit einem weit verbreiteten amerikanischen Design, ist jedoch ein Bündelrevolver des Herstellers „Wilkinson & Son“ aus London, gefertigt etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, wobei Wilkinson viele Schusswaffen verschiedener Waffenhersteller aus dem Raum Birmingham vertrieb. Nachdem Worchester etwa 10-15 Kilometer südlich von Birmingham zu finden ist, schließt sich damit wohl der Kreis zu Allen & Thurber.
Geliefert in einer kompakten, mit grünem Filz ausgeschlagenen Holzbox mit Zubehör wie Dixon-Flasche, Ladestange und Zacke, ist auch die Firmierung im Deckel der Box interessant.
Sie gibt Aufschluss darüber, dass die Pistole in den 1850-er Jahren gefertigt worden sein muss:
Die ursprüngliche Firma gründete der Londoner Büchsenmacher Henry Nock um 1772. Sein Schwiegersohn James Wilkinson führte die 1785 zum Unternehmen Nock & Wilkinson zusammengeschlossene Firma nach dem Tod von Henry Nock im Jahr 1804 als James Wilkinson weiter. Ganz unten sieht man die Nr. 27 und die Adresse: Pall Mall, London. Seit den 1850-er Jahren stattete das Unternehmen Schusswaffen und Klingen mit Seriennummern aus, und seit 1829 war diese Firma an dieser berühmten Adresse bis 1888 ansässig. Der Zusatz „& son“ weist auf die Umfirmierung einmal unter Einbezug des Sohnes John von James Wilkinson im Jahr 1818 hin. 1848 übergab James Wilkinson das Unternehmen an seinen anderen Sohn Henry ab, der seit 1824 das Unternehmen leitete. Dieser führte neben der Waffenproduktion als weiteren Geschäftszweig die Schwertproduktion ein. Im Jahr 1889, Sohn Henry war inzwischen verstorben, gründete man die Wilkinson Ltd. Company, und eröffnete diese unter der Pall-Mall-Street Adresse. Ende des 19. Jahrhunderts begann markttechnisch die langsame Umorientierung des Unternehmens zu weniger gefährlichen Artikeln. Heute ist das Unternehmen mit seinem bekannten Firmenzeichen „Wilkinson Sword“ und den beiden gekreuzten Schwertern im Logo ein führender Hersteller in der Produktion von Nassrasierern aller Art sowie einer breiten Palette an Rasier- und Körperpflegeartikel.
Bleibt noch die Verbundenheit mit der englischen Krone zu erwähnen, die sich im zu sehenden Wappen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland widerspiegeln. Nicht zu vergessen das ritterliche Ehrenzeichen des englischen Hosenbandordens mit der Devise „Honi soit qui mal y pense“, das heute ironisch so viel wie „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“ bedeutet. Die anglonormannische Redewendung, die altfranzösische Elemente enthält, übersetzt jedoch das Wort „honi“ auch mit Schuft oder beschämt sein. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war das Wort „Schelm“ auch ein negatives Synonym für Kleinkriminelle. Auch aus diesem Grund findet man den Spruch, anders übersetzt als „Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt“, eng verbunden mit dem englischen Königshaus und der Justiz im heutigen Großbritannien. Und damit schließt sich ein zweiter Kreis: Die Beziehungen des englischen Königshauses zum deutschen Herzogtum inklusive der Aberkennung der britischen Adelstitel – und Rechte des letzten regierenden Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha - wohl auch einhergehend mit dem Verlust des Hosenbandordens.

Aufgenommen in den Museumsräumen der Kunstsammlungen der Veste Coburg im Herzoginbau in der Jagdwaffenausstellung im Obergeschoss.

Vielen Dank an die Kunstsammlungen der Veste Coburg für den positiven Bescheid, die Bilder an dieser Stelle in der Fotocommunity zeigen zu dürfen.
Für Interessenten eines Museumsbesuchs, der wirklich lohnenswert ist, ein Link der ausführlich über das museale Geschehen der Kunstsammlungen der Veste Coburg informiert:

https://veste.kunstsammlungen-coburg.de/

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