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44er, wenig Schnee, eisige Kälte und ein Nahgüterzug

44er, wenig Schnee, eisige Kälte und ein Nahgüterzug

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44er, wenig Schnee, eisige Kälte und ein Nahgüterzug

Keine Angst mir sind nicht die stimmungsvollen Nachtaufnahmen ausgegangen nur soll keine Langeweile aufkommen hab ich mir gedacht.
Stimmung hin und her, - eine Dampflok besitzt bekanntlich Räder damit sie fahren kann bewegt sich von einen Ort zum anderen.
Dabei zeigt sie sich unbändig kraftvoll mit dem unverwechselbaren Sound einer 44er in freier Wildbahn.
Der unter schweren Lasten erst so vollkommen herausgelockt wird.

Die Foto - Experten unter uns werden jetzt über Dinge wie Rauschen und natürlich Unschärfe sprechen die ja sicherlich berechtigt sind.

Doch in meinen Augen blende ich diese Sachen einfach aus weil bei dem Foto hier weitaus mehr zu sehen was ein Gänsehautgefühl verursacht. Es bleibt den Betrachter überlassen was er im Foto alles entdecken kann.

14. Januar 1980 - ein Tag als „Ruhe“ in meinen Dienstplan gestanden, ich den Personallokleiter durch die Lappen gegangen bin. Die Ruhe mir dadurch nicht mit einer Sonderschicht versaute.
Die Eisenbahn mich doch nicht ganz losgelassen hat. Mal kurz ein paar Züge einfangen. Einer davon war der den wir nun sehen mit 44 0231-9 in voller Fahrt.
Ganz so verrückt war ich nun auch wieder nicht die Fotos fing ich quasi 300 Meter vor meiner Haustür ein.
Einen Tag später war ich mit meiner 01 0533-8 auf der Schiene die ich an faßt derselben Stelle mit den E 802 fotografierte.
Nahgüterzüge gab es bei weiten mehr als einen auf der Strecke Saalfeld – Gera, der Kunde wurde bedient wie es eigentlich seien sollte auch im Nahbereich.
Am Tage, - deswegen oft im Visier der Fotografen, wo die Lok richtig herum am Zug sich befand der N 66 422 Saalfeld – Wünschendorf - Gera/Süd fuhr.
Im Einsatz die 44 0231-9 die in Saalfeld im Blockabstand von E 802 in die Spur geht. Von jetzt auf gleich wird der 44er und dem Personal mit Höchstlast 1 200 t an der Rampe nach Unterwellenborn je nach Witterungsbedingungen alles abverlangt. Gut vorwärmen vor der Abfahrt das möchte schon seien.
Im Bahnhof Unterwellenborn bekommt der Zug noch mal so richtig Schwung weil dieser kurz in die Waagrechte übergeht. Mit dem Schwung im Rücken ist Könitz schnell erreicht.
Ein kurzer Halt unterbricht die Fahrt wenn Frachten im Zug seien sollten zum abhängen.
Jetzt aus den Loch (Gleis 3) mit Bravour anfahren um elektrisch (mit geschlossenen Regler) bis Pößneck zu rollen. In 17 Minuten sollte das Rangiergeschäft erledigt seien dann geht es ab mit nächsten Halt in Bahnhof Neustadt/Orla.
Die Ausfahrt hat mir immer Spaß bereitet, abzweigend jedoch zügig beschleunigen aus dem Bahnhof donnern wir nach Pößneck Ost wo ich wohnte.
Vorher schon gibt es unzählige herrliche Fotostellen mit etwas Feinkost für das Gehör. Kenner der Örtlichkeiten werden es mir bestätigen.
Allein über zwei Tunnel müssen wir drüber dazu noch unter drei Brücken durch.
Eine davon ist nur so eine kleine Fußgängerbrücke aus genietetem Stahl mit Bohlen Belag die zu der Innenstadt führt.

Dazu ein kleines Erlebnis von mir:
An den Tag, - lang ist es her fuhr ich als Heizer auf meiner damaligen Planlok 44 1270. Da sah ich zwei Jungs von etwa 11/12 Jahren auf der Fußgängerbrücke.
Ob es die Vorsehung gewesen, was auch immer mir war nicht wohl bei der Sache. Die Kerle standen nicht so da als ob sie uns freundlich zuwinken wollten.
Also war ich mal gemein in dem ich nett lächelte aber kurz vor der Brücke den Ölschieber bis zum Anschlag aufriss.
Was daraufhin folgte kann sich sicher jeder denken. Es wurde schwarz wie die Nacht, aus dem Schornstein quoll ein ekliges Öl-Qualm-Dampfgemisch in denen die beiden verschwanden.
Zur gleichen Zeit gab es einen großen Schlag auf den Kessel mit polterndem Geräusch des Herhabfallenden Steins vom Kesselblech. Gleich darauf noch mal über uns auf dem Führerhausdach.
Die beiden Jungen hatten uns als Abwurfziel für ihre Steine die nicht gerade klein waren auserkoren.
So was wie ein schlechtes Gewissen kam danach doch hoch in mir, wie werden die beiden wohl ausgesehen haben? Wird es eine Anzeige geben?
Ruhe im Wald, - keiner meldete sich ich hatte Glück meine Qualitätsprämie würde nicht gekürzt.
Sicher haben die Jungs auf der Brücke Zuhause nichts erzählt weil sie genau wussten was sie da angestellt hatten.

Wenn ich am Regler gestanden hätte wäre vor den Aufnahmepunkt des Fotos mein nicht unbekannter Pfiff ertönt.
Verbotener Weise schnell mal auf die linke Seite gesprungen um meiner Familie oder Freunden zu winken. Sofort zurück auf meinen Arbeitsplatz um eine Menge Dinge so gut wie gleichzeitig in Griff zu bekommen, - wie Achtungspfiff, auf die Halbschranke achten wo oft einer versucht mal schnell darüber zu fahren.
Den Regler einziehen da wir die vorgeschriebene Geschwindigkeit erreicht haben. So rollt die Fuhre einer hin bis aber zur genau richtigen Zeit vor Oppurg Mann und Maschine erneut gefordert werden.
Spitz fahren, immer hart und ein wenig über die Höchstgeschwindigkeit in die beginnenden Steigung rein das ist schon die halbe Miete.
Langer Achtungspfiff vor dem Tunnelportal, ohrenbetäubend noch durch den Neunhofener Tunnel was einen auf der Lok selbst wie ein Vulkanausbruch vorkommt.
Mit einem Personenzug kommt irgendwie noch mehr Spaß auf weil darinnen Zuhörer sitzen nur der Beifall bleibt aus.
In Neustadt/Orla ein/aussetzen, abermals mit weit ausgelegter Steuerung das ganze Geschäft auf Touren bringen um flott Triptis den Erlöser-Bahnhof zu erreichen.
Wo 55 Minuten Aufenthalt in Fahrplan vorgesehen sind, Zeit für Personal und Lok eine Erholungspause einzulegen.
Danach geht es mit kurzer Anfahrt nur noch Berg ab.

Ralf

Comments 17

  • Michel Schauch 08/03/2007 15:40

    Meine wohl erste gelesene Eisenbahngeschichte, sehr beeindruckend. In meiner Kindheit, aus der ja Dein Bild stammt, sah ich sie oft, die dicken, schönen Dampfloks, wenn ich mal wieder erfolglos mit meiner Angel bei Leisnig an der Freiberger Mulde saß ;o).
    viele Grüße
    Michel
  • Dirk Sachse 23/02/2007 12:58

    Gefaellt mir super!

    VG
  • Michaela Heckers 19/02/2007 22:28

    Wunderbares Winter-Bahnbild, wie die Fuhre so dahinstürmt!
    Grüßles, Michaela
  • Der Pufferküsser 15/02/2007 14:04

    Geiles Bild und schöne Geschichte mal wieder!
  • Ralf Göhl 11/02/2007 19:14

    @Rolf,
    -Und es widerlegt das Image der "Dreckschleuder", was Ölern oft - zu unrecht? - anhängt.
    Es kommt auf die Fähigkeiten bei der Bedienung des jeweiligen Heizers an.
    Doch es geht auch anders, siehe dazu die Geschichte zu den Steinewerfern.
    Dann trifft Dein Satz 100% zu.
    Bitte warte mal den kommenden Freitag ab Rolf, bis dahin schön neugierig bleiben.
    Zu den Kotzröhrchen wie wir dazu sagen, es sind zwei Entwässerungsrohre (vorn und hinten eins) am Schiebergehäuse.
    Was Du meinst sind die Zylinderventile, alles klar?
    LG Ralf
  • Steffen°Conrad 11/02/2007 9:19

    Einfach stark!!
    Die Lok passt wunderbar in die Winterwelt-
    Eisenbahnkalender-verdächtig!!
    Die Erklärungen von euch Dampflokspezialisten bringt dem " Elektrisch-Fahrer" so viele Facetten des Dampfbetriebes rüber,
    die ein fahrleitungsgebundener Betrieb nie erreichen wird!!
    Vg Steffen
  • Christian Kruse 10/02/2007 11:39

    Schrift und Bild .....

    .... Fantastico ....

    Gruss Christian
  • Hans Niemann 10/02/2007 11:04

    Was soll ich nun noch sagen?
    Es war zu schön solch eine Vorbeifahrt zu genießen.
    Hatte damals den ersten Krach mit der Freundin, wie eine 44 genauso vorbeifuhr und ich ihr laut das Wort verboten habe, ich wollte die 44 genießen und nicht durch das geschnatter gestört werden. Haben uns aber wieder vertragen, sie ist nun schon 34 Jahre meine Frau. Muß sagen, die Dampflok ist für mich das edelste Fahrzeug das ich fahren durfte.
    LG Hans
  • Ralf Göhl 10/02/2007 10:57

    @Stefan, - die Aufnahme gibt es natürlich auch (ist noch nicht gescannt) nur hat das den Nachteil die Lok kommt nicht so groß raus.
    Vielleicht stelle ich es später einmal ein, im übrigen hatte ich lange überlegt ob ich das Foto überhaupt nehmen sollte.
    Ralf
  • Anja Pfeifer 09/02/2007 20:09

    Eine Hammeraufnahme, die Dampffahne, die Wölkchen, die Lok scheint zu fliegen ... Da würd ich auch mal gerne an der Strecke stehen - der Eindruck muß unglaublich sein ....

    Mal wieder eine tolle aufnahme ....

    LG Anja

    PS: Zu der Geschichte mit den Steinen kenn ich auch eine von einem Bekannten - allerdings wars da wohl eine Eisenstange und der Kamin ^^ ... Loks scheinen egal wie eine Anziehung auf Jungs zu haben ....
  • Ralf Göhl 09/02/2007 16:54

    Erich, - genau das hatte ich bewußt offen gelassen mit den Satz:
    ~ Es bleibt den Betrachter überlassen was er im Foto alles entdecken kann. ~

    Also habe ich gehofft das einer drauf kommt, na ja Du nun wieder ist doch klar.
    Nicht Pechschwarz ist hier die Kunst des Heizers und Lokführers, nein so soll es aussehen.
    Hier spricht man von der hohen Schule der Dampflokbedienung bei so einer Abdampffahne.
    Faszinierend hierbei auch wie sich elegant der Dampf aus den Kotzröhrchen quirlig die Lok nach hinten wie Watte einhüllt.
    Gruß Ralf

  • Frank Mühlberg 09/02/2007 15:49

    Gute Perspektive so von schräg vorne !
    Frank
  • Klaus Kieslich 09/02/2007 12:40

    Ein Bild voller Dynamik ,grosse klasse !
    Gruß Klaus
  • Thom@s Jüngling 09/02/2007 12:04

    Ich find' die Geschichte fast noch schöner als das Foto, die verdutzten Gesichter der beiden Jungs kann ich mir richtig verstellen..."Wie sagen wir's Mama...au weia!"...die werden die wegen der Sache mit den Steinen und wegen der dreckigen Klamotten die Hosen gestrichen voll gehabt haben :-D

    Das Bild ist natürlich auch prima, einen solchen Kolloss dynamisch abzulichten ist 'ne Kunst - und dir ist es gelungen!

    Gruß Thomas
  • Ralf Göhl 09/02/2007 11:55

    Ein hoffendlich schönen Winterurlaub wünscht Dir
    Ralf.