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085 Sadomasochismus

085 Sadomasochismus

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homwico


Premium (Complete), Coburg

085 Sadomasochismus

Neben dem künstlerischen Effekt zeigten diese Schießbilder der 60er Jahre auch einen damit verbundenen Sadomasochismus. Das Bild hier stellt symbolisch ihren Vater dar, welchen sie hasste. In einem einzigen existierenden "Selbstportrait" (1958/59), hier nicht gezeigt, stellt sie sich selbst mit Leichenmerkmalen dar. Der Körper besteht dort aus zerbrochenen Keramikteilen.
Diese Aktionen waren bestimmt eines der Ventile der Künstlerin, um die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit zu verarbeiten. Erst im Alter von 64 Jahren enthüllt Niki de Saint Phalle 1994 in ihrem Buch "Mon Secret", dass sie im Sommer 194 im Alter von 11 Jahren von ihrem Vater, und dies mit Wissen der Mutter, vergewaltigt wurde. Sie zerstört hier bewusst die nach außen zur Schau gestellte, heile Welt ihrer Familie. Geboren wurde die Künstlerin 1930 in der französisch-amerikanischen Oberschicht als "Depressionsbaby" unter dem ursprünglichen Namen Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle. Erst nach 1955 nahm sie ihren Künstlernamen an. Der Vater, ein Bankier und Börsenmakler aus gut bürgerlichen, adeligen Mittelstand, verlor zum schwarzen Freitag bei der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929 sein Vermögen. Schon aus diesen Ereignissen heraus fühlte sie sich wohl instinktiv als deklassiert und unerwünscht.
In ihrem Buch schreibt sie, wie die Vergewaltigungen sie zur Kunst gebracht haben: Wie ihr Vater, Zitat; "der ehrenwerte Bankier, mein Vertrauen in die Menschheit gebrochen hat" und weiter: "ich hatte es noch nicht geschafft, meine Wut nach außen zu bringen. Mein Körper wurde zum Ziel meines Wunschs nach Rache." Zitat Ende. Auch die immer wieder aufkommenden Erinnerungen an diese Ereignisse beschreibt sie sehr drastisch im Rückspiegel betrachtet als das Wiederaufleben des, Zitat Anfang: "Sommers der Schlangen, in dem mein Vater, dieser Bankier, dieser Aristokrat, seinen Schwanz in meinen Mund gesteckt hatte….." Zitat Ende.
Als Folge rebelliert sie als Jugendliche, flog zweimal von der Klosterschule (einmal weil sie die Feigenblätter der griechischen männlichen Skulpturen vor der Schule rot anmalte), brach mit der Familie und deren klassischen katholischen Werten und den binären Aufteilungen der Geschlechterrollen, und heiratete gegen den Willen der Familie, einen ihrem sozialen Status würdigen Mann zu ehelichen, im Jahr 1948 den gleichaltrigen damaligen Musikstudenten Harry Matthews. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Hier: "Bohemian Rhapsody" Top! (Bitte Text/Lyrics beachten)
https://www.youtube.com/watch?v=fJ9rUzIMcZQ
https://www.songtexte.com/songtext/freddie-mercury/bohemian-rhapsody-23982857.html

Comments 4

homwico wishes constructive feedback for this photo. Please help by giving tips on image composition, technique, imagery, etc. (always be friendly and respectful)
  • Reinhard D. L. 09/07/2020 17:18

    kein wunder, dass sie ihren vater hasste...
    gruß
    Reinhard
  • Julipp 09/07/2020 1:18

    Du machst nicht nur tolle Bilder, du hast auch ein unglaubliches Wissen. Ich kannte zwar einige Bilder und Figuren der Künstlerin , aber nicht die furchtbare Geschichte ihrer Kindheit. LG Jutta
  • Roger Andres 08/07/2020 22:11

    WOW Super Info Beeindruckend Bravo Gruss Roger
  • Sichtweise CR 08/07/2020 21:40

    Krass, der Text und das Bild regen zum Nachdenken an und zeugen von Leid. 

    LG Caro