Maschinensetzer


Premium (Pro), Niederkassel

Intermezzo - Größenwahn!

Aus dem Nachlass eines Eisenbahnfreundes habe ich eines der versteigerten Schilder (s.u.) der 18 622 erhalten. Mangels geeigneter Präsentationsmöglichkeiten hatte die KML 5 (Kriegsmotorlokomotive) auf meiner Gartenbahn die Aufgabe übernommen, als Schilderhalter zu fungieren.

Zitat aus dem Buch: Hoecherl/Kronawitter/Tausche „Star unter den Dampflokomotiven”

"Bis April 1965 wurden sie nach und nach aus dem Verkehr gezogen, schließlich blieb die 18 622 als letzte S 3/6 im Bw Lindau übrig.

Im Mai 1965 fand in Augsburg die Jahrestagung des Bundesverbandes deutscher Eisenbahnfreunde statt. Höhepunkt des Programms war die Fahrt eines mit der 18 622 bespannten Sonderzuges auf der Strecke Augsburg—Donauwörth—Treuchtlingen—Ingolstadt—Augsburg. Obwohl es den ganzen Tag regnete, hatten sich Hunderte von Enthusiasten zu dieser so genannten Abschiedsfahrt eingefunden, um die blumen- und girlandengeschmückte Lokomotive in Bild und Ton festzuhalten. Für viele Teilnehmer war dies übrigens die erste und zugleich letzte Fahrt mit einem Zug, der von einer bayerischen S 3/6 geführt wurde. Anläßlich der Tagung fand auf dem Gelände des Augsburger Hauptbahnhofes eine Fahrzeugschau statt, bei der auch die bereits ausgemusterte 18 630 zu sehen war.

Die Sonderfahrt am 29. Mai 1965 sollte aber durchaus nicht die letzte Reise der 18 622 sein. Schon kurze Zeit nach ihrer Rückkehr in das Bw Lindau erwartete sie dort neue Arbeit. Infolge einer durch Unwetterschäden verursachten mehrtägigen Unterbrechung der Arlbergbahn wurden die internationalen Schnellzüge über Lindau—Kempten—München-Ost umgeleitet. Da die vorhandenen Dampflokomotiven der Reihe 01 und die V 200 zur Bewältigung dieser Aufgabe nicht ausreichten, mußte die 18 622 einspringen. Gewissermaßen zum Abschluß ihrer Karriere erschien sie ein letztes Mal vor schweren Schnellzügen („Arlberg-Expreß“, „Wiener Walzer“, „Rot-Weiß- Kurier“ usw.) auf der Allgäustrecke.

Am 10. August 1965 beförderte die 18 622 zum letzten Mal einen Zug. Im Plan der Touropa-Kurse 2831/42/47/32 fuhr sie von Radolfzell nach Lindau. Die Besatzung der Maschine bestand aus Lokführer Boss und Res.-Lokführer Wittmann. Am 1. September 1965 stand sie dann nochmals unter Dampf und fuhr im Gelände des Bw Lindau, wobei von ihr Aufnahmen für das Fernsehen gemacht wurden. Anschließend erfolgte im Rahmen einer kleinen Feier die offizielle Verabschiedung aus dem Betriebsdienst; die abmontierten Nummernschilder kamen zur Versteigerung, der Erlös floß wohltätigen Zwecken zu.

Die 18 622 wurde hierauf z-gestellt und verfügungsgemäß am 10. Januar 1966 ausgemustert. Bemühungen, sie der Nachwelt zu erhalten, waren erfolglos. Zusammen mit anderen 18.6-Lokomotiven stand sie in Lindau-Reutin und wartete auf ihre Zerlegung. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, daß eine Anzahl S 3/6 vor ihrer Verschrottung als stationäre Dampfkessel Verwendung fanden..."

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