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Wir haben Schnauze voll!!!!!!!!

Wir haben Schnauze voll!!!!!!!!

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Wir haben Schnauze voll!!!!!!!!

http://www.youtube.com/watch?v=NrEIhpKywjg
Alles begann in den 90-er Jahren, als die Sowjetunion zerfiel und die Ukraine ihre Unabhängigkeit verkündete. Mit dem Abschied von der Vergangenheit klappte aber es nicht. Die Gesellschaft war dazu nicht bereit. Es waren Kompromisse mit den früheren Machtorganen eingegangen. Der erste gewählte Präsident des Staates stammte aus den obersten Etagen der kommunistischen Partei. Niemand wusste und verstand es, wie man weiter leben sollte. Es begann eine schwierige Etappe der Herausbildung einer unabhängigen Ukraine. Die Präsidenten kamen und gingen, es war jedoch nicht gelungen, das Leben so einrichten, dass sich die Zivilgesellschaft, die Demokratie, das Recht und die Freiheiten erfolgreich entwickeln.
Die Lage spitzte sich zu, als 2010 Präsident Wiktor Janukowytsch an die Macht kam. In vier Jahren seiner Amtszeit verelendete das Land und die Gesellschaft noch mehr, die Korruption auf allen Ebenen der staatlichen Gewalt, Frechheit von Gerichten, Zensur der Presse, Arbeitslosigkeit erreichten ein ungeahntes Maß. Wir haben gewartet und gehofft, weil Europa für uns Demokratie, Freiheit, Recht, Zivilgesellschaft und ein hohes Lebensniveau bedeutet. Trotz dieser Willensbekundung der Menschen erklärte der Präsident am 29. November 2013 beim Gipfeltreffen in Wilna, dass wir für Europa nicht bereit wären. Diese bestürzende Erklärung veranlasste die Menschen zu friedlichen Demonstrationen, weil es deutlich wurde, dass offizielles Kiew einen rücksichtslosen Kurs auf Moskau nimmt. Bekanntlich träumt Russland davon, die Ukraine zu inkorporieren und für das Volk war dieser Kurs nicht hinnehmbar. Es lief daher ein friedlicher Protest.
Nichts deutete auf das kommende Unheil hin, am 30. November um 4 Uhr früh wurde jedoch die größte friedliche Protestkundgebung von Studenten auf dem Maidan-Platz in Kiew brutal zerschlagen. Fast 50 Studenten, die bereits während der Unabhängigkeit geboren wurden, erlitten schwere körperliche Verletzungen. Dies hat eine beispiellose Reaktion der Gesellschaft hervorgerufen, die aus Solidarität mit den Betroffenen eine friedliche Protestaktion initiierte. Bereits am 1. Dezember erschienen im Stadtzentrum Kiews etwa 800.000 Menschen, die nicht nur einen Kurs Richtung Europa, sondern auch einen Aufbau des Staates nach europäischem Muster forderten. Ein erneuter Versuch, die Proteste zu unterdrücken, scheiterte und führte zur Errichtung von Barrikaden und eines Zeltlagers im Zentrum der Stadt, wo der Stab der Bürgerwehr für den Schutz der friedlichen Menschen gebildet wurde. Die revolutionäre Zeltsiedlung begann sein eigenes Leben zu führen. Es wurden Massenkundgebungen mit zehn Tausenden Menschen durchgeführt, die aus allen Ecken der Ukraine zur Unterstützung von Protesten gegen die Willkür der Machtorgane angereist waren. Sonntags sammelten die Kundgebungen bis zu einer halben Million Menschen, vor denen führende Oppositionelle, Geschäftsleute, Lehrer, Ärzte, Künstler, Schriftsteller, Musiker, Bauer, ehemalige Militärangehörige und Studenten geredet haben. So wuchs das Selbstbewusstsein des Volkes und es wurde ein Paket von wirtschaftlichen und politischen Forderungen geschnürt. Alle rechneten damit, dass die Regierung und der Präsident darauf eingehen würden. Die Menschen forderten den Rücktritt der Milizangehörigen, die die friedlichen Menschen in der Nacht verkrüppeln ließen, den Rücktritt der Regierung und vorgeschobene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Die Obrigkeit mied den Dialog mit den friedlichen Demonstranten und die revolutionäre Siedlung richtete ihr Leben weiter ein. Hier wurden ein Gebetszelt aufgebaut, eine freie Universität gegründet, Küchen und medizinische Hilfsstellen eingerichtet. Die Siedlung wartete auf ausgewogene Schritte der Machtorgane zur gegenseitigen Verständigung. Die Machtorgane wollten aber die Millionen von aufgebrachten Menschen weder sehen noch hören. Es kamen keine Zugeständnisse. Und die Gerichte sprachen diejenige, die die Menschen am 1. Dezember grausam verprügelten, ohne Strafe frei. Und das war noch nicht das Ende des Zynismus der Machtorgane. Zum Wohlgefallen der russischen Regierung, die dem Präsidenten 15 Milliarden US-Dollar für die Abkehr von Europa versprach, peitschte das ukrainische Parlament am 16. Januar ein Paket von Gesetzen durch, die als repressivste in der europäischen Welt befunden wurden. Dies war unerhört! Es kam zu einer großen Protestwelle. Am 19. Januar kamen wieder Hunderttausende Menschen im Zentrum der Hauptstadt zur Volksversammlung zusammen, es wurde beschlossen, zum Gebäude des Parlaments zu gehen und zu verlangen, die menschenverachtenden Gesetze außer Kraft zu setzten. Dem friedlichen Marsch von Demonstranten standen Sondereinsatztruppen im Wege, die die Menschen mit Gummigeschossen beschossen, mit Blendgranaten bewarfen, chemische Stoffe und Wasserwerfer unter klirrender Kälte einsetzten, viele Protestierer festnahmen und brutal einschlugen. Zu beliebten Schusszielen der Henker wurden die Augen von Journalisten. Insgesamt wurden über 50 Journalisten verletzt. Etwa 20 Personen blieben ohne Augen. Beschossen wurden auch die Ärzte. Die Obrigkeit will also das Volk erschießen. Die Verletzten, die in Krankenhäusern um Hilfe baten, wurden buchstäblich im Krankenbett festgenommen und entweder in die Milizreviere oder in unbekannte Richtung verschleppt. Bislang werden etwa 20 Menschen vermisst. Zwei Maidan-Angehörigen wurden in Vororten Kiews ermordert aufgefunden.
Die ermatteten Menschen begehrten auf und begannen mit der Errichtung von Barrikaden. Die wütenden Schergen gingen in Angriff, nahmen unbewaffnete Menschen fest, entkleideten, verprügelte sie grausam und warfen sie in die Milizbusse, um sie dann in unbekannte Richtung oder in die Gerichte zu verschleppen. Auf die Straßen kam die Militärtechnik. Das Volk begehrte gegen die wilde Grausamkeit auf. Am 22. Januar kam eine neue Protestwelle, weil die Henker Schusswaffe einsetzten und 5 friedliche Demonstranten ums Leben kamen. Die Kugeln trafen in den Kopf und ins Herz. Diese Morde empörten alle Menschen. Die ganze Ukraine hat aufbegehrt. Aus allen Ecken kommen die Menschen nach Kiew, um die Demokratie zu verteidigen. Zum Epizentrum der Ereignisse ist die Straße Hruschewskoho geworden, wo heftige Straßenschlachten geführt werden. Die Menschen kämpfen für die Zukunft ihrer Familien, des Volkes und des Staates. Die Menschen wollen in einem zivilisierten europäischen Land leben, wo das Recht herrscht. Dafür wird gekämpft. Die Obrigkeit ignoriert das Volk. Verbrecherische Gleichgültigkeit. Die Menschen beharren auf einem anderen Leben im demokratischen Land. Die Konfrontation zwischen den Schergen und den friedlichen Menschen geht weiter. Insgesamt kamen in dieser Zeit fast 2 Tausend friedliche Menschen zu Schaden. In den Regionen ergreift das Volk die Macht und es werden Revolutionsregierungen ausgerufen. Die Proteste dauern an. Beten wir für die Ukraine und für den Sieg des Volkes im Kampf. Gerühmt sei die Ukraine, die Helden seien gerühmt!
(Ich bedanke mich herzlich bei meinen Freunden, die diesen Text schrieb und übersetzte.) Auf dem ersten Banner steht: "Morden und ruhig damit weiter leben?"
VENCEREMOS!!!

Comments 11

  • Paddock 30/01/2014 13:44

    Eine bewegende Fotoserie mit noch bewegenderen Worten.
    Wie bei allen Auseinandersetzungen wird von beiden Seiten natürlich eine andere Sicht der Dinge dargestellt.
    Russland mag diese Protestwelle und den mediale Fokus auf einen anti-russischen Kurs zu einer Zeit, in der Putin
    seine Winterspiele abhalten will überhaupt nicht schmecken - deshalb aber gerade ist es gut, wenn die Menschen
    auf dem Majdan durchhalten und sich nicht durch leere Versprechungen eines Präsidenten einwickeln lassen,
    der bisher schon zwei Mal wegen seiner kriminellen Veranlagung im Gefängnis gesessen hat.
    Die Ukraine ist eben nicht Russland und die Menschen in der Ukraine ticken eben doch anders, wenn sie denn keine
    russischen sondern nativ-ukrainische Wurzeln haben.
    Ich hoffe der Preis, den die Menschen in Kiew für Ihr Begehren nach Freiheit und Unabhängigkeit bezahlen wird nicht noch höher werden.

    Meine besten Wünsche,
    Marko
  • Marlis E. 29/01/2014 13:56

    Lieber Wladimir,
    ich wollte Dir von anfang an schreiben, hatte aber Bedenken, dass es sich evtl. einmal zu Deinem Nachteil ausüben könnte.
    Nun da ich diese beeindrückenden Bilder sehe, den Text dazu lese (zu allem, was im Fernsehen dazu übertragen und kommentiert wird), bin ich so froh, dass Du das zeigst.
    Es ist unbeschreiblich, wieviel von einem Volk abverlangt wird, um in Freiheit zu leben.
    Alles Gute
    Marlis
  • Dagi.H. 29/01/2014 7:44

    Als in der DDR geboren und erwachsen geworden und als Mutter 1989 in ein neues System geworfen worden ohne gefragt zu werden, ob ich das will; gleich arbeitslos geworden, Arbeitsamt, Sozialamt kennengelernt, umgeschult und nicht lange in Lohn und Brot gewesen weil zu alt zum arbeiten aber zu jung für die Rente - ich weiß, von was ich spreche.

    Der breiten Masse der ukrainischen Bevölkerung wird es dann noch schlechter gehen, als es mir gegangen ist.
    Man braucht doch nur nach Bulgarien, Rumänien, Ungarn, in die Slowakei schauen ....

    Die Menschen sollten ihren Kopf benutzen und nicht darauf bauen, dass ihnen gebratene Tauben in den Mund fliegen, ihnen jemand Arbeit gibt ...
    Sozialsysteme wie in Deutschland wird es dort wohl nicht in der Form geben!
    Fazit - man verläßt seine Heimat, geht in die Fremde in der Hoffnung das Los der Daheimgebliebenen lindern zu helfen.
    TRAURIG

  • Lichtmalerin67 27/01/2014 13:53

    @ Dagi.H.
    Danke für die abwägenden Worte und die Informationen, die wie hier ja sonst nicht oder zumindest nur sehr schwer erhalten.
  • Dagi.H. 27/01/2014 10:12

    Ich sehe aus den Reihen der "friedlichen" Demonstranten nicht nur Steinewerfer sondern auch Menschen, die vermummt - also anonym - mit brennenden Materialien die Gegenseite beschießen.

    Ein Mensch wie der Herr Klitschko, der sich der rechten Szene bedient und diese allen Anschein nach toleriert um seine Machtziele zu erreichen, verdient in meinen Augen nicht Demokrat genannt zu werden. Er will auch nur die Macht.
    Hat sich einer mal die Frage gestellt: Was dann?

    Mit dem Euro wird auch das Leben für die breite Masse in der Ukraine noch schwerer als es schon ist. Andere Osteuropäer können dies sicher bestätigen.
    Gut wird es nur für Menschen vom Schlage Klitschko, die sowieso schon mehr haben, als sie jemals ausgeben können!

    Die Menschen sollten genau abwägen, wo ihre Wurzeln sind - in einen Staat der auf dem Boden der Rus gegründet ist oder in den Ländern des westlichen Europa.
    Die Menschen hier verstehen nicht die russische oder in diesem Fall ukrainische Seele. Diese tickt anders als die eines Mitteleuropäers.

    Sie sollten ihre Probleme lösen auf friedlichen Weg und sich nicht der Geldgier und der Machtgier westlicher Politiker unterwerfen. Es geht doch wie überall auf der Welt nur um Rohstoffe und Einflussspähren von Politik und Militär zur Erringung der "Weltherrschaft" ohne Rücksicht auf Verluste.

    Eine langjährige ukrainische Brieffreundin sieht mit großer Besorgnis die Lage in ihrem Land und hofft, dass sie zur Zufriedenheit aller Ethnien der Ukraine gelöst werden und nicht nur der der westlichen Ukraine.
    Dafür drücke ich ihr und ihrem Volk die Daumen.

    Die Menschen, die für eine friedliche Lösung streben haben gedanklich meine volle Unterstützung.
    Dagi
  • Klaus-Günter Albrecht 27/01/2014 9:55

    Wir drücken Euch die Daumen!
    Liebe Grüße Klaus
  • Ariadne111 27/01/2014 9:39

    Toi, toi, toi. Viel Glück.

    LG Chris
  • Gugelmann 27/01/2014 9:38

    Schließe mich dem vor Kommentar an .......
    "Die Medien berichten einseitig"
    Es wird berichtet von ermordeten friedlichen Demonstranten (die aber auf den Fernsehbildern) Steine werfen.....!
    Friedlich ist das nicht!!!!!!!
  • Bruni Mayer 27/01/2014 9:14

    es ist der wahnsinn....meine gedamken sind bei dir und deinem volke.
    paßt auf euch auf!
    lg bruni
    Blicke
    Blicke
    Andrij Karpenko
  • Renate Wagner 26/01/2014 12:17

    alles alles gute und vor allem baldigen erfolg und ein ende der gewalt!!!
    lg, renate
  • Thomas Plag 25/01/2014 22:49

    Mit den besten Wünschen und alles Gute !!!
    Thomas