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wie dazumal : "zünftige" Zimmermannsgesellen

wie dazumal : "zünftige" Zimmermannsgesellen

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Jürgen Laudi


Premium (Basic), Schönkirchen

wie dazumal : "zünftige" Zimmermannsgesellen

Handwerker vom Lehrling bis zum Meister waren früher zwingend in Zünften organisiert. Die Zünfte hatten, was die Ausbildung ihrer Mitglieder betraf, sehr konkrete Regeln, die keine Ausnahmen zuließen. Drei Jahre und einen Tag mussten Gesellen nach abgeschlossener Lehrzeit früher auf Wanderschaft gehen ("auf die Walz"), bevor sie selbst die Meisterprüfung ablegen durften. Während dieser Zeit durften sie ihrem Heimatort nicht näher als 50 km kommen. Sie zogen von einem Meister zum anderen und lernten dabei viele verschiedene Arbeitstechniken kennen. Die verpflichtende "zünftige" Uniform war aus schwarzem Cord, dazu ein Hut unterschiedlicher "Bauart", wie im Bild zu sehen - Zylinder, Melone, breitkrempig, aber niemals zerschlissen. Die Weste hatte 8 Knöpfe für die 8 täglichen Arbeitsstunden, die Jacke 6 Knöpfe für die 6 Arbeitstage der Woche.

Comments 11

  • Andreas E.S. 21/06/2021 10:42

    Adenauer besucht unser kleines Dorf um 1961
    Adenauer besucht unser kleines Dorf um 1961
    Andreas E.S.
    Sehr schönes Dokument aus der Zeit der Wandergesellen. Weißt du, wann das Foto enstanden ist ? Sind Verwandte mit abgebildet ?
    VG  Andreas
    • Jürgen Laudi 21/06/2021 15:02

      Ganz oben steht das Datum : Ostern 1906.  Und Verwandte ?  Abgesehen von einer Frau und einem Mann, jeweils mit einem Kind auf dem Schoß und dem Herrn ohne Hut im weißen Jackett sehe ich da nur "Zünftige".   Die Szene ist aufgenommen vor einer Gastwirtschaft, vermutlich der "Forstbaumschule" in Kiel.  Deshalb vermute ich, dass der Herr in Weiß mit der bemerkenswerten Frisur der Wirt ist.  Der Mann vor ihm mit dem Kind trägt keine "zünftige" Kleidung, dafür aber eine Dienstmütze und sitzt.  Er steht also  gesellschaftlich evtl. über dem (stehenden) Wirt.  Die Frau hat ein kleineres Kind auf dem Schoß, das schon "zünftig" ge- bzw. verkleidet ist mit schwarzer Jacke und dem Breitkrempen-Hut.  Möglicherweise sehen wir hier die Familie des Innungsmeisters im Kreise der frisch geprüften Gesellen, für die jetzt die Wanderschaft beginnt.  Für diese These spricht auch der Riesen-Bierseidel, den einer der Gesellen in der Hand hält.  das ist der sog. "Willkomm".  Für die Handhabung des Willkomms gab es überall feste Regeln. Der freigesprochene Lehrjunge, der neu eingeschriebene Geselle, der aufgenommene Meister hatten ihn als erste auszutrinken, dann ging er reihum – ob nach rechts oder nach links, ob im Stehen oder Sitzen, wie mit dem Deckel dabei hantiert wurde und welche Formeln dabei gesprochen wurden, war genau festgelegt.  Außer dem Willkomm sind noch einige Ritualgegenstände zu sehen, und zwar auf dem Tisch und in der Hand des dahinter stehenden Gesellen das sog. "Reglement", ein Holzstab mit Schmuckbändern.  Es wurde beim "Aufklopfen" verwendet, der Eröffnung der Versammlungen, wobei der älteste Geselle damit dreimal auf den Tisch klopfte.
      LG, Jürgen
    • Jürgen Laudi 21/06/2021 15:06

      Nachtrag : Frau und Kinder gehören ganz sicher nicht zu einem der Gesellen, denn um als "Tippelbruder" auf die Walz gehen zu dürfen, musste man unverheiratet und ohne "Anhang" sein.
  • † smokeybaer 21/06/2021 6:20

    Klasse Beitrag gr smokey
  • ConnieBu 20/06/2021 13:08

    ... und anschließend gingen sie auf Kudu-Jagd ... in die Welt, die rund ist ...

    Ja - du merkst - ich schweife schon mit dem ersten Satz wieder ab und konzentriere mich nicht aufs Wesentliche. Setzen! 6!! ... oder: auf auf und hinab zu den Thomasbirnen-Fischen!!
    Also - dann doch zu den Gelehrigen hier und deren Knöpfen. Das war mir nicht bekannt. Wieviel Knöpfe müsste sich dann heutzutage ein guter Manager*in an die Backe kleben? oder gar eine Mutter/ein Vater im Dienst der Erziehung und Versorgung?
    Mussten sie, wenn ein Knopf abfiel, den umgehend wieder annähen - oder hatten sie dann stets eine 5 Tage Woche .. oder einen 3-Stunden-Tag gar?
    Ist schwarzer Cord sommers nicht zu warm, um auf einem Dach zu arbeiten?
    Was, wenn jemand eine Cord-Allergie hatte - durfte es dann auch Jeansstoff sein?
    Wieder mal Fragen über Fragen hier.
    LG Connie
    • ConnieBu 20/06/2021 20:06

      Na.na ... ich sprach von Müttern und Vätern bereits voll im Arbeitseinsatz mit den Kleinen, nicht von der Zeugung oder der Entbindung selbiger :))... Jaaa - ich pass hier ganz schön auf!! :))
      Indes:
      All deine Fragen sind äußerst berechtigt bezüglich dem Walzen ... beim Balzen :))
      ... beantworten kann ich sie nicht.
      Mir fällt nur gerade auf, dass bei anderen Vätern/Müttern wohl ein Beipackzettel für das Bündelchen Mensch beiliegt(???) Wieso hatte ich den nicht? Wieso hat mir das niemand vorher gesagt? War das die Hebamme? Konnte die mich nicht leiden? Hat sie gar den Zettel hinter meinem Rücken entsorgt ... mit einem breiten hinterhältigen Grinsen .Uuuuaaah!!! ? 
      Menno ... jetzt komm ich echt ins Grübeln!!!
    • Jürgen Laudi 21/06/2021 12:26

      Ja, wieso hattest Du keinen Beipackzettel ... ?  Der Grund ist vermutlich derselbe, wie bei der Privatwurst.  Wahrscheinlich warst Du nicht privat versichert, sondern nur so ein kassen-Dingsbums.  Privatwurst kennst Du nicht ?  Solltest Du aber !  Nachdem sich neulich eine Chirurgin  in mir erfolgreich mit dem Messer betätigt hatte, stand ich zwei Tage später am Büffetwagen, um mir mein Abendbrot zusammenzustellen ("Bitte NEIN !! Nichts anfassen ! Und gehen Sie BITTE etwas zurück !!).  Also gab ich meine Wünsche bekannt : zwei Brötchen, Margarine und die dunkle Leberwurst da drüben bitte.  "Nein, das geht nicht.  Das ist Privatwurst !" --- " ????"  "Sind Sie privat versichert ?"  Ich habe dann Marmelade genommen.  Wie schon George Orwell verkündete : Alle Menschen sind gleich.  Aber einige sind gleicher, als die anderen.
      Womit sich gleich eine weitere Frage stellt :  Was ist dann eine Privat-Extra-Wurst ??  Wieder Stoff zum Denken ...
      LG, Jürgen
    • ConnieBu 21/06/2021 12:37

      … an dir schneiden Chirurginnen rum - und wir wissen das nicht??? Nicht, dass das mich was anginge - aber diiiiiese Fotos davon immer :) Fotos von Chirurginnen, von gekachelten OP´s … von mittlerweile so vertrauten Maskenanblicken, dass man gefragt hätte: oooh. Warst du beim Metzger einkaufen - Privatwurst etwa? … und die Frau da mit dem Messer ist echt auf Zack. Das nenne ich Service, wenn die an der Theke jetzt auch frisch alles zuschneiden …
      Jaaa - das haben wir jetzt alles irgendwie versäumt. Gute Besserung nachträglich zu wünschen geht sicherlich immer noch.
      … und die Sache mit den privaten Extra-Würsten: war sich zu denken, hätte meine Großtante mütterlicherseits da nur etwas süffisant gesagt.
      Jetzt sind wir natürlich ganz ab vom Thema Beipackzettel …
      von daher packe ich dann hier nen Zettel mit freundlichen Grüßen bei. Besser als nix. Für Kassenpatienten dann. :)))))
    • Jürgen Laudi 21/06/2021 15:19

      "... und die Frau da mit dem Messer ist echt auf Zack. Das nenne ich Service, wenn die an der Theke jetzt auch frisch alles zuschneiden ..." ...
      Ja, war sich zu denken und in dieser Richtung habe ich auch schon gedacht, wenn ich überlegte, wo das alles so bleibt, was die mit der Maske einem im einem  gekachelten OP-Saal so alles rausschneiden ...  Bitte ein Viertel Privatwurst !  Aber von heute und noch nicht so alt !
      LG, Jürgen