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Stickstoff-Schleuder im Tiefflug

Stickstoff-Schleuder im Tiefflug

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Luftfahrtarchiv


Premium (Pro), Berlin

Stickstoff-Schleuder im Tiefflug

Der Agrarflug ist einer der wenigen sehr seltenen, aber bewährten landwirtschaftlichen Dienstleistungen, der von wenige Landwirten heute noch genutzt wird. Die Anzahl der flugbereiten Agrarflugzeuge des Typs Z-37 in Deutschland kann man an einer Hand abzählen. Schwerpunkt-Arbeitsregion der abgebildeten D-ESVO ist der Elbe-Elster-Kreis, sowie der Umkreis um Torgau, wo von kleinen ehemaligen Interflug-Agrarflugplätzen gestartet wird. Hier streut die Cmelak weiße Stickstoff-Düngerkörner aus. Früher mußten zwei Feldarbeiter mit großen orange Dreiecken die Flugbahn anzeigen und wurden dabei - so wie ich - mit den ätzenden Stickstoffkörnchen berieselt. Heute hilft ein ein spezielles Agrarflug-GPS dem Piloten die exakte Flugbahn zum Düngen per Schleudertrichter entlang zu fliegen.

Mit der Einführung ab 1967 der speziell für den Agrarflug entwickelten Z-37 Cmelak, aus tschechoslowakischer Produktion, führte zu einem massenhaften Einsatz von Agrarflugzeugen in der DDR. Es entstanden die Agrochemischen Zentren, die den konzentrierten Einsatz der Agrarfliegerei zu Schädlingsbekämpfung, Düngung und Aussaat durchführten und jeweils über mehrere Einsatzflugplätze verfügten. In den 1970er Jahren wurde der Einsatz von Agrarflugzeugen zur Waldbrandbekämpfung zunächst erprobt und ab 1976 erfolgreich durchgeführt, z. B. bei einem großen Waldbrand im Bezirk Cottbus im Jahre 1983. Im gleichen Zeitraum führte die zur Minderung der Folgen des Waldsterbens durchgeführte Kalkdüngung der Wälder im Süden der DDR zum verstärkten Einsatz von Hubschraubern. Die von der Interflug entwickelten Fähigkeiten (knapp 100.000 Flugstunden) wurden auch international als positiv eingeschätzt. So kam es auch zum Einsatz von Agrarfliegern aus der DDR in Ägypten, Bulgarien und der ČSSR. Ende der 1980er Jahre verfügte der Agrarflug der Interflug über etwa 280 einsatzbereite Fluggeräte und bearbeitete jährlich eine Fläche zwischen 4,2 bis 5,2 Millionen Hektar.

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