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Seekobra

Tauchgang Philippinen

Die meisten Seeschlangen erreichen Körperlängen zwischen 1,2 und 1,4 Metern, einige Arten können jedoch auch deutlich über 2 Meter lang werden. Meistens werden die Weibchen deutlich länger als die Männchen. Das Gewicht der Tiere ist abhängig von Art und Geschlecht sowie vom Ernährungszustand. Die gestreifte Seeschlange wiegt dabei im Schnitt etwa 0,9 bis 1,3 Kilogramm bei einer Körperlänge von bis zu 1,80 Metern.

Auch in der Körperform variieren die Seeschlangen. Viele Hydrophis-Arten haben einen extrem langen und schmalen Kopf- und Nackenbereich, der früher zu der Annahme führte, sie würden sich nur von entsprechend dünnen Aalen ernähren. Heute weiß man, dass sie in der Lage sind, Beutetiere zu schlucken, deren Körperumfang dem doppelten des Umfangs der Schlange entspricht. Der schmale Kopf dient offensichtlich dem Aufspüren von Beutetieren in engen Verstecken.

Seeschlangen unterscheiden sich aufgrund ihrer marinen Lebensweise in einigen Merkmalen deutlich von anderen Schlangen. Dabei ist das auffälligste sichtbare Merkmal der seitlich abgeflachte Schwanz, der allen Seeschlangen gemein ist. Hinzu kommt meist eine reduzierte Anzahl von Bauchschuppen. Die unter der Zunge liegende Salzdrüse, dient der Ausscheidung von überschüssigem Salz. Des Weiteren ist der rechte Lungenflügel der Seeschlangen stark vergrößert und reicht bis in die Schwanzspitze der Tiere. Teile der Lunge dienen zudem als hydrostatisches Organ. Die Tiere können bis zu zwei Stunden lang und bis zu 180 Meter tief tauchen. Dabei helfen ihnen auch die ventilartigen Verschlüsse ihrer Atmungslöcher. Wahrscheinlich sind sie in der Lage, Sauerstoff auch über die Haut aufzunehmen und so eine bessere Versorgung zu gewährleisten.

Neben dem Menschen haben die Seeschlangen vor allem aufgrund ihres sehr wirksamen Giftes kaum wirkliche Fressfeinde. Es ist anzunehmen, dass sie gelegentlich von Haien oder Walen gefressen werden, Belege dafür fehlen allerdings weitgehend. Der Tigerhai soll gegen das Gift der Seeschlangen immun sein. Weiterhin wurden größere Adler, insbesondere Seeadler, beobachtet, die Seeschlangen aus dem Meer fischten, als jene zum Luftholen und zum Teil auch zum Aufwärmen an der Sonne an die Oberfläche kamen, und sie verspeisten.

Seeschlangengift gilt als eines der stärksten Schlangengifte überhaupt. Die Tiere besitzen feststehende Giftzähne im Vorderteil des Maules, sie gehören entsprechend zu den so genannten „proteoglyphen“ Schlangen. Dabei sind die Zähne etwas kürzer als bei den landlebenden Giftnattern; ihre Länge reicht bei den meisten Arten jedoch aus, um menschliche Haut zu durchdringen. Ausnahmen bilden hier einige Arten, die sich vornehmlich auf die Ernährung durch Fischlaich spezialisiert haben.
Streifenruderschlange
Zur Verteidigung setzen die Tiere ihren Biss, außer in der Paarungszeit, nur sehr selten ein, stattdessen fliehen sie lieber. Besonders in Südostasien werden die Tiere von den Küstenfischern gern gefangen, wobei diese sie ohne größere Schutzmaßnahmen mit den Händen hinter dem Kopf greifen. Trotz ihrer Bissfaulheit kommt es besonders durch diesen sehr sorglosen Umgang der Fischer mit den Tieren nicht selten zu tödlich verlaufenden Bissen, vor allem, da in den kleinen Fischerdörfern nur selten Antiserum zur Bissbehandlung zur Verfügung steht. So sind über 90 Prozent aller dokumentierten Seeschlangenbisse als Unfälle beim Fang der Tiere anzusehen. Der Biss ist beinahe schmerzfrei und die Hautverletzung wegen der Feinheit der Zähne oft kaum zu sehen, auch Blutungen treten kaum auf. Das Gift selbst, eine farblose bis gelbliche und zähe Flüssigkeit, besitzt einen sehr hohen Anteil an Neurotoxinen, die bei den Beutetieren und potenziellen Angreifern Lähmungen hervorrufen. Dazu gehören vor allem Lähmungen der Extremitäten- und Atemmuskulatur sowie Ausfälle von Hirnnerven. An der Bissstelle selbst kommt es zu starken Nekrosen mit Funktionseinschränkung bis zum Verlust der betroffenen Extremität. Als wichtigster Bestandteil im Gift gilt das Neurotomin, welches auch für den Tod durch Atem- oder Herzlähmung verantwortlich ist. Die Giftdrüsen enthalten 10 bis 15 Milligramm Gift; bereits drei bis zehn Milligramm wirken aber tödlich. Allerdings verläuft nur etwa ein Viertel aller Bisse kritisch, da nicht immer Gift in die Bissstelle kommt. Etwa fünf bis 35 Prozent dieser Vergifteten sterben an dem Biss. Eine Erklärung für diese doch relativ geringe Mortalität bietet das Sparsamkeitsprinzip. Es ist anzunehmen, dass die Seeschlangen ihr Gift nur in äußerst geringen Dosen abgeben, da für die Vergiftung ihrer Opfer (meist Fische) bereits kleine Mengen ausreichen.

Die ersten Anzeichen einer Nervenlähmung zeigen sich beim Menschen meist erst nach mehr als 30 Minuten, es kann allerdings auch einige Stunden dauern. Anfangs kommt es zu einem Trockenheitsgefühl im Hals und einer Zungenlähmung, meistens gemeinsam mit Übelkeit und Erbrechen. Den ersten Anzeichen folgen oft Angstattacken, Unruhe oder auch Euphorie. Nachfolgend werden die Extremitäten gefühllos, beginnend mit den Beinen. Die weitere Lähmung ist aufsteigend und setzt sich über die Bauch- und Brustmuskulatur fort, schließlich kann nur noch das Zwerchfell die Atmung leisten. Bis zu seinem Tod bleibt der Gebissene bei vollem Bewusstsein, obwohl er für einen Beobachter einen schlafenden Eindruck macht. Bei 25 Prozent der Todesopfer tritt der Tod spätestens acht Stunden nach dem Biss ein, bei 50 Prozent innerhalb von acht bis 24 Stunden und bei den verbleibenden 25 Prozent nach bis zu drei Tagen.

Bei allen Seeschlangenbissen wird als Erste Hilfe die so genannte „Pressure/Immobilization Technique“ empfohlen. Außerdem muss die Atmung gewährleistet sein, indem die Patienten intubiert und beatmet werden. Weitere Maßnahmen sind von den auftretenden Symptomen abhängig, für beinahe alle Arten der Seeschlangengifte gibt es Gegengifte.

Die giftigste Seeschlange der Welt ist die Dubois Seeschlange, welche außerdem hinter dem Inlandtaipan und der gewöhnlichen Braunschlange die drittgiftigste Schlange der Welt ist.

Comments 7

  • alois tango 03/07/2011 9:38

    Ein wunderbares Foto. Kürzlich besuchten wir ein Strandlokal in der Davao-Bucht (Philippinen). Der immer stärker werdende Wind drückte das Meer gegen das Ufer und überflutete große Teile des Restaurantbereiches knietief. Wir fanden es sehr schön, mit den Beinen im Wasser unser Abendessen einzunehmen. Plötzlich schwammen zwischen den Tischen bis zu 12 Seekobras herum. Manche Gäste standen sofort auf Tischen und Stühlen, andere behielten eine erstaunliche Ruhe und verfolgten die Schlangen mit ihren Handy-Kameras. Die Tiere waren weder scheu noch angriffslustig und verzogen sich erst, nachdem sich der Wind legte und sich das Wasser ins Meer zurückzog.
    Ich lebe seit 5 Jahren auf den Philippinen und finde es hier paradiesisch.
  • Peter van Bohemen 03/06/2011 17:40

    Super Bild - dachte immer Seeschlangen sind sehr gefährlich- scheint aber eher nicht der Fall zu sein.
    LG Peter
  • raimund paris 01/06/2011 9:44

    Die hast Du klasse erwischt.
    Als wenn sie für Dich post.
    Dazu eine tolle Schärfe,

    viele grüße, Raimund
  • scubaluna 31/05/2011 17:18

    Sehr starke Aufnahme, super Schärfe und wunderbar im Lebensraum abgelichtet.

    scubaluna
  • Katja B 31/05/2011 11:01

    Da hätte ich vor Faszination und Schreck wohl kein Foto machen können.
    Meinen Respekt an Dich und dieses astreine Foto von dieser Begegnung.

    Liebe Grüße
    Katja
  • Rolf's Fotowelt 31/05/2011 10:55

    Mein Respekt ist dir sicher, da bist du ja sehr nahe an die Schlange herangeschwommen. Ein Klasse Foto eines Tieres das nur wenige Menschen je sehen werden. Auch die Bildbeschreibung ist sehr umfangreich und interessant.
    LG Rolf
  • kul 31/05/2011 10:49

    Wunderschön dieses Exemplar und klasse abgelichtet.
    Aber ein gewisser Respekt bleibt.
    VG kul

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