Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Schrammurban 2013-2

2.1.2013 Hamburg Hbf

Gabi Kimpfel

Wenn ich mich früher ansprechen ließ, dann sprachen wir über alles. Auch über Politik und Verkehr. Über leichte Gelegenheiten und leichte Speisen. Selten über Schokolade. Aber über Uni, Schule und Beruf. Auch gerne über Frösche und Froschschenkel. Mein Verhältnis zu fremden Frauen war sozusagen ökumenisch. So entstanden noch in öffentlichen Verkehrsmitteln kurzfristige Fleischspeisenfreundschaften. Wir landeten im Vorbeet des Nachbarn und mühten uns kaum das Moos zu verschonen.

Das Alter verändert alles. Heute stehe ich auf Gesichter in umgedrehten Schampuskelchen. Auf gefällige, unfallbare schlanke Mädchen meiner Kindheit. Hans Joachim Kuhlenkampff, der Ursexist des modernen Gottschalkismusses rief seine Assistentin auf. Gabi Kimpfel. Ein Name wie Drops. Ein Gesicht wie eine Schalterbeamtin mit dem Wunsch nach mehr. Immer ein wenig selbstgefällig und fragend, um dem großen Kuhlenkampff auch seine Dreckskerlrolle nicht zu gefährden. Gabi Kimpfel trug ein Kleid wie eine indische Seidenraupe. Von hinreißend bis entzückend entblödete sich der Quizmaster zu allem, dieser Großmeister des dummen Gequatsches, um auch einen Begriff aus der Natur oder Architektur nachzulegen. Gabi Kimpfel lächelte neutral und zog ab wie ein Nummerngirl einer Fauskampfveranstaltung. Ich stehe auf diesen Frauentyp und rede nur noch über Garderoben. Von Kulenkampff lernen, heißt fürs Leben lernen.

Wir landen in ihrem Garten. Ich gehe ihr schließlich ein wenig beim Unkraut jäten zur Hand.

3. Januar 2013

Schrammurban 2013-1
Schrammurban 2013-1
Matthias von Schramm

Comments 6