922 16

Manfred Jochum


Premium (Pro), Rheinhessen

"Migranten"

....oh, wie ich dieses dämliche Wort hasse -- warum dürfen Ausländer nicht einfach "Ausländer" bleiben, ist das ein Schimpfwort??

Ausländerfest in Mainz (das heißt offiziell so, nicht etwa "Fest unserer Mitbürger mit Migrationshintergrund"... :-)

Contax 167 mit Carl Zeiss Distagon T* 28 mm 2,8
Rollei Retro ISO 100
Scan vom Negativ

Comments 16

  • Heidi Roloff 29/10/2010 23:12

    @Manfred: aus allertiefstem Herzen: DANKE !!!!!!!!
  • Manfred Jochum 24/10/2010 13:33

    Reiner - danke für die ausführliche Anmerkung, an der sehr viel dran ist.
    Da solche Begriffe heute primär von den Medien geprägt werden, allen voran das Fernsehen, ist man dieser Berieselung machtlos ausgeliefert.
    Ich denke nur an diesen Unsinn, heute, nach 20 Jahren, noch von der "ehemaligen" DDR zu sprechen -- kein Mensch redet vom ehemaligen Dritten Reich, von der ehemaligen Weimarer Republik, vom ehemaligen Kaiserreich.... aber die DDR darf nicht "nackt" als DDR bezeichnet werden, wie beschwörend gehört zwingend das "ehemalig" dazu....:-)
    Oder die "neuen" Bundesländer, was ist denn nach 20 Jahren noch "neu"? Diese Listen von gewaltsamen Begriffsverbiegungen könnte man beliebig fortführen....
  • Reiner Be Punkt 24/10/2010 13:18

    "Political correctness" (schon bezeichnend, dass dafür mal wieder ein englischer Begriff bemüht und sehr freigiebig benutzt wird) hat natürlich seine/ihre (sic!) Berechtigung, aber momentan wird an dieser Schraube in manchen Bereichen etwas zu viel gedreht. Die Sprachkrücken, die dabei zurecht gewurstet werden, sind nach meinem Empfinden teilweise peinlicher und, ja, beleidigender als das direkte Wort. Keinem Menschen wird es besser gehen, weil er sprachlich zum "Migranten" befördert wurde, aber die Benutzer solcher Worthülsen haben ein gutes Gewissen. Wieso nur?

    Ich habe kein Problem damit, in den meisten Teilen der Welt als Ausländer bezeichnet zu werden, liegt vielleicht auch daran, dass ich mich selbst hier im Inland als Inländer schon mancherorts fremd fühle. Mein Vater war Schlesier. Kriegsverschlagen. Damals durfte man mancherorts den Begriff "Flüchtling" nicht benutzen, weil er politisch nicht korrekt war. ich habe noch gut in Erinnerung, wie er beklagte, von den anderen "Inländern" in seiner neuen Heimat schief angesehen wurde. Ich als Eingeborener, dem Dialekt und der lokalen Mentalität wohl vertraut, fiel schon nicht mehr auf. Am ehesten vielleicht durch die strengere protestantische Erziehung im katholischen Umfeld.

    Durch das Studium bin ich aus dem Süden meines Bundeslandes in den Nordteil migriert. Und da waren sie schon wieder, die Unterschiede. Hier lebt ein anderer Stamm mit anderer Sprache. Die Integration war kein Problem, aber auch nach mittlerweile 26 Jahren bin ich noch kein Einheimischer.

    Aber ist es nicht wichtiger, akzeptiert zu werden, als mit komischen Begriffen einwattiert zu werden?
  • Avanti Dilettanti 12/10/2010 10:34

    sind mit "displaced persons" nicht ausschliesslich kriegsflüchtlinge gemeint?
  • Adele D. Oliver 10/10/2010 0:33

    Ich stimme Dir , Manfred - bin ja eigentlich auch "Auslaender", aber wir wuerden hier das Wort immigrant (Einwanderer) benutzen was fuer mich noch besser klingt als Auslaender. Vor vielen Jahren sagte man DP (displaced persons) - eine sehr schlimme Bezeichnung.
    Deine Szene gefaellt mir sehr gut!
    LG, Adele
  • Frizz U. Geli Burkard 09/10/2010 21:04

    jeder ist ausländer, fast überall auf der welt !
    schönes buntes sw

    lg geli+frizz
  • Lleizar S. 09/10/2010 20:56

    Mitbürgerfest wäre ein passabler Titel gewesen,
    das ist wertneutral, ebenso, wie Mitmenschen.
    In anderen Sprachen heißt der Ausländer aber auch sinngemäß oder wortwörtlich "Ausländer" und auch wir sind Ausländer, sobald wir Deutschland verlassen, aber nur wir hier in Deutschland machen uns ständig und übermäßig einen Kopf wegen der "political correctness", weil es vielen selbst in der zweiten oder dritten Nachkriegsgeneration noch nicht gelungen ist, das pauschaldeutsche schlechte Gewissen gänzlich abzulegen und der Ausdruck "Ausländer" vorwiegend im deutschen Sprachraum so sehr negativ belegt ist.
  • Brad Bryxdale 09/10/2010 18:05

    klasse, die satten kontraste ...
    liebe grüße, brad
  • s. sabine krause 09/10/2010 16:31

    schönes buntes treiben in s/w! für einen moment dachte ich, die frau links im vordergrund wäre eine wahrsagerin mit kristallkugel – oh je, wie man sich irren kann ; )))… ich mag das wort "migranten"! ich finde es klingt, schön dynamisch-kosmopolitisch-vagabundierend – irgendwie nach "rumkommen im leben", offen sein für gegenden und menschen – ein ideal, ich weiß, aber irgendwie schön ; )))! lg, sabine.
  • Heidi Roloff 09/10/2010 12:47

    @Manfred: Dein Praktikant aus Frankreich hat's da leichter - er ist Europäer. Schwieriger wird die pauschale Begriffsfindung doch erst, wenn eine dunkle Hautfarbe oder ein Kopftuch mit ins Spiel kommt. Mir sind die Bezeichnungen, die auf ...anten enden auch unsympatisch. Sind integrierte Ausländer dann automatisch Integranten ?
    Ich gehe jedenfalls auch weiterhin zu unseren hier ansässigen Chinesen, Griechen, Portugiesen oder Türken zum Essen oder Einkaufen es ist mir völlig wurscht, welchen Pass sie in der Tasche haben. Sie gehören einfach dazu und einen Sammelbegriff der NICHT ausgrenzt zu finden, halte ich für nahezu unmöglich.
    Das Foto finde ich übrigens gut. Es ist auch ein feines Beispiel dafür, dass die Aufnahmeposition von oben nach unten sehr sinnvoll sein kann.
    LG Heidi
  • Angela DS 09/10/2010 12:06

    Für mich gehören Türken, Griechen, Spanier, Italiener etc. einfach dazu. Gastarbeiter kamen in den 50er-Jahren zum Arbeiten in meine Heimatstadt, holten ihre Familien nach und blieben, ich kenne es nicht anders. Der Begriff Ausländer hat für mich trotzdem etwas Trennendes. Mein Kollege kommt aus Bulgarien, Kinder in der Klasse meines Sohnes haben türkische oder arabische Eltern, ich lebe mit ihnen, sie gehören dazu, sind einfach da.

    Und auch die Menschen auf deinem Bild gehören für mich einfach dazu.

    GLG, Angela
  • Sabine Jandl-Jobst 09/10/2010 11:56

    Ich mag das Wort Ausländer auch nicht so. Denn sie wohnen bei uns und fühlen sich vielleicht da schon heimischer als dort. Warum also immer Ausländer/in bleiben?
    Das Bild von dir mag ich aber. Schöne Szene.
    LG Sabine
  • Walther und Moritz Ka 09/10/2010 11:41

    Warum sagen wir nicht einfach Mitmenschen?
    Klasse Aufnahme und Text!
    LG Walther
  • Manfred Jochum 09/10/2010 11:07

    Ernst hat ganz Recht, streng genommen sind Bürger mit einem nicht-deutschen Pass (gut, wa?) Inländer, wenn sie in Deutschland wohnen und leben (insbesondere, wenn sie hier geboren sind und immer hier gelebt haben, aber einen fremden Pass haben). Aber wo ziehe ich da die Grenze - ist der französische Praktikant, der für 6 Monate in Deutschland wohnt und arbeitet nun "Ausländer"?

    Aber irgendeine Bezeichnung braucht man schon. "Migranten" finde ich ein schlimmes Wort, steif, förmlich, wie Horst richtig sagt, mit der klanglichen Nähe zu "Asylanten"..... noch schlimmer ist nur noch "Bürger mit Migrationshintergrund", ein sprachlich gestelzter doppelter Rittberger.... In unserem Bemühen, alles 150%ig politisch korrekt zu machen, verheddern wir uns in unserer eigenen Unterwäsche....
  • Horst-W. 09/10/2010 10:50

    Ich mag das Bild ... irgendwie "fremd" ... aber auch irgendwie vertraut ... sie sind oft schon so lange hier ... ich erinnere mich noch gut an die ersten Gastarbeiter in meiner Heimatstadt ... vor 50 Jahren ...
    Sind sie, ihre Nachkommen, immer noch "Ausländer"? Man vergisst vor dem Hintergrund derer die sich einer Integration verweigern immer mehr die weitaus größere Zahl derer, die - auch wenn sie ihre Kultur richtigerweise nicht verleugnen - längst voll integriert sind ...
    Migranten trifft es für mich noch eher ... obwohl ich das Wort nicht so mag, vom Klang her, so steif, förmlich ...
    Ich wünschte mir eine Bezeichnung, die etwas mehr "Miteinander" ausstrahlt ... "anders", aber doch Teil des Ganzen ...
    Sofern es überhaupt eine Schublade braucht ... für Mitmenschen ... die nur einfach von wo anders herkommen ...
    LG Horst