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Mein neuer Job

Mein neuer Job

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Sundowner


Premium (Pro), Bayern

Mein neuer Job

Ja, ich hatte wieder eine Arbeit.
Und zwar bei einer staatlichen Firma, die artesische Bohrungen durchführte. Wir bohrten hauptsächlich bei Schulen oder Gemeinschaftshallen, die es überall im ländlichen Bereich gibt und die den Mittelpunkt der umliegenden Farmen darstellen.

Wir waren ein Team von nur 2 Personen. Unser "Plant" war eine Maschine, die eine etwa 5 m lange und ca. 15 cm dicke riesig schwere Eisenstange, unten versehen mit einem großen Meisel, an einem Drahtseil im Bohrloch immer wieder anhob und niedersausen ließ.
Da das Bohrloch stets mit Wasser gefüllt war und sich der Meisel bei jedem Anheben etwas drehte, wurde das Gestein im Loch zu Sand zermalmt, löste sich im Wasser zu Schlamm auf und konnte in regelmäßigen Abständen mit einem hohlen Rohr mit unten einer Klappe versehen, hoch-geholt werden.

Die meiste Zeit bestand meine Arbeit darin, mit der linken Hand das Drahtseil zu halten, um zu fühlen, ob der Meisel unten auch richtig aufschlägt und das Seil aber auch nicht flattert. Und so musste man alle paar Minuten das Seil um 1 oder 2 cm nachlassen.
Je nach Härte des Materials musste auch der Meisel alle paar Tage ausgewechselt werden. Hierzu gab es riesig große "Schraubenschlüssel", die ein Mann nicht alleine heben konnte. Das war vielleicht eine Schinderei !
Ja, und dann musste nach einigen Yards gewonnener Tiefe die Rohre hinuntergestoßen und ein neues oben angeschraubt werden.
Die Angaben mit Kreide bedeuten: Wir sind auf 355 Fuß Tiefe, wir benutzen eine Casing (Rohr) von 7.5 Zoll und das Wasser steht im Bohrloch 17 Fuß hoch.

Nicht gerade eine fortschrittliche Methode das Ganze, aber es funktionierte. Nur einmal stießen wir auf Basalt, da war dann nichts mehr zu machen und es musste ein richtige Bohrmaschine mit Diamant-Kopf heran-geschafft werden.
Foto von 1964, Victoria, Australia

Comments 3

  • Sundowner 25/02/2009 22:15

    Die Tiefe, bei der wir "fündig" wurden, war ganz unterschiedlich. Mal floß schon Wasser bei 120 Fuß, mal mussten wir wesentlich tiefer gehen.
    Hier am letzten Bohrort für die berühmte Grammar School von Geelong* stießen wir bis auf 400 Fuß vor. Dann habe ich nach 11 Monaten meinen Dienst quittiert. Der Wandertrieb war wieder übermächtig geworden.

    Interessant war, dass wir erst auf Brackwasser gestoßen waren (das dann durch die Casing ausgegrenzt wurde), dann um einiges tiefer auf Salzwasser. Das war nicht weiter verwunderlich, denn die Bohrstelle befand sich keine 200 Yards von einer Meeresbucht entfernt.
    Zwei Jahre später bin ich mal dort vorbei-gefahren und musste feststellen, dass die Bohrstelle verlassen war; also kein brauchbares Wasser.

    Ich weiß nicht mehr, wieviel ich dort verdient habe, aber auf alle Fälle arbeiteten wir nur 8 Stunden, nicht 12 oder mehr wie auf den Farmen.
    Ja, es ist für mich kein Problem, mich an all die Details zu erinnern, Ich brauche nur die Fotos anzusehen und schon ist alles wieder da. Meine "Festplatte" war auch damals noch nicht so voll (Obwohl man damals noch nichts von einer Festplatte wusste).

    * Auf der Geelong Grammar School war zu dieser Zeit auch der Prince Charles, allerdings nicht hier, sondern auf einer Auslegerstelle irgendwo in den Snowy Mountains.
  • Wolfgang Kölln 25/02/2009 19:53

    Hab' deinen gesamten Text wieder mit sehr großem Interesse gelesen, Martin! Mir gefällt immer mehr, dass du auch heute noch sogar die kleinsten Details parat hast! Hat sich diese Art von Job eigentlich im Vergleich zur Feldarbeit finanziell gelohnt?
    Gruß Wolfgang
  • Markus Ste. 25/02/2009 8:19

    Aber schon damals an die Arbeitssicherheit gedacht und mit Helm ausgestattet - alle Achtung! Wie tief kommt man mit diesem "Plant" runter, bzw. wie tief musstet ihr in der Regel bohren?

    mfg