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Lasst sie nicht vergessen sein...

Lasst sie nicht vergessen sein...

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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

Lasst sie nicht vergessen sein...

Lasst sie nicht vergessen sein…

24.12.1941
In das Totenbuch der russischen Kriegsgefangenen werden 94 Todesfälle eingetragen.
In das Leichenhallenbuch werden die Nummern von 23 Häftlingen eingetragen.

24.12.1942
Wasyl Bolszakow wird gefasst und in den Bunker von Block 11 eingeliefert. Am 6. Januar 1943 wird er erschossen, wobei im Bunkerbuch vermerkt wird, er sei in den Krankenbau überstellt worden.
Der SS – Lagerarzt führt eine Selektion im Häftlingskrankenbau, Block 20, durch, wobei er 37 kranke Häftlinge, die keine schnelle Gesundung erwarten lassen, aussucht. Diese Häftlinge werden am selben Tag mit Phenolspritzen getötet.
In der Leichenhalle des Stammlagers werden die Leichen von 68 Häftlingen eingeliefert; sechs der Toten kommen aus dem Nebenlager Golleschau, drei aus dem Nebenlager Buna und einer aus dem Nebenlager Budy.
Die polnischen weiblichen Häftlinge, die im Stabsgebäude wohnen, stecken am Abend Kerzen auf einen Fichtenzweig, den sie heimlich in den ihnen zugewiesenen Raum gebracht haben, zünden die Kerzen an und singen Weihnachtslieder, wobei sie sich gegenseitig die Freiheit wünschen. Solche stillen Feiern finden in mehreren Blöcken und Baracken des KL Auschwitz und seiner Nebenlager statt. Sie halten die Häftlinge aufrecht und nähren ihre Hoffnung, das Lager zu überleben.

24.12.1943
Mit den Nummern 171.318 bis 171.337 werden 20 männliche und mit den Nummern 73.934 bis 73.948 werden 15 weibliche Häftlinge gekennzeichnet, die mit einem Sammeltransport eingeliefert worden sind.
Die Nummer 73.949 erhält ein weiblicher Häftling, der am 19. Dezember ins Lager überstellt worden ist.
Der Häftling Jozef Cyrankiewicz wird nochmals zum Kommandanten Liebehenschel beordert. Als man ihn durch das Lager führt, versammeln sich die Häftlinge gerade zum Appell, der wegen des Heiligen Abends früher abgehalten wird. In einem Gespräch unter vier Augen hat Cyrankiewicz Gelegenheit, das weiterzugeben, worüber vorher in der Leitung der Kampfgruppe Auschwitz gesprochen worden ist, und zwar die Beschneidung des Einflusses der Politischen Abteilung, die Beibehaltung des von Liebehenschel eingeführten Verbots, Häftlinge mit dem Tode zu bestrafen, und die Zerstörung des Netzes von Spitzeln, die in den Diensten der Politischen Abteilung stehen. Cyrankiewicz spricht zwar in eigenem Namen, doch dem Kommandant ist klar, dass alle Häftlinge so denken und empfinden. Der Kommandant erklärt, er habe sich über den Fall Dorosiewicz seine Meinung gebildet. Repressionen gegen die Häftlinge werde er nicht zulassen, und um Männer wie Dorosiewicz werde er sich kümmern. Er forderte Cyrankiewicz auf, eine schriftliche Aussage zu den während des Gesprächs dargelegten Fragen abzufassen, und erklärt, ihm würde keinerlei Schaden daraus erwachsen, und nach dem Schreiben werde er nach den Feiertagen schicken lassen.
In eigener Sache:
Dorosiewicz war ein bekannter Lagerspitzel der die Flucht plante.
Die Kampfgruppe Auschwitz war eine interne Widerstandsgruppe von Häftlingen im Lager.
Nach der Absetzung von Rudolf Höß wurde Liebehenschel 1. Lagerkommandant. Auf Drängen der Regierung in Berlin sollte Liebehenschel einen weicheren Kurs mit den Häftlingen einführen, da das Reich jede zusätzliche Arbeitskraft für die Waffenindustrie benötigte. Dies gefiel aber der Politischen Abteilung im KL Auschwitz nicht, sie versuchte alles um den harten Kurs, der von Höß vorgegeben war, weiter fortzusetzen.

24.12.1944
300 weibliche Häftlinge aus dem Kommando Weberei werden zum Bad in die sogenannte Sauna geführt. Dabei wird ihnen die gesamte Kleidung abgenommen, um sie zu desinfizieren. Die Rückkehr in die Blöcke, nackt, und das Warten in den unbeheizten Baracken auf die Kleider endet für viele weibliche Häftlinge mit einer Lungenentzündung oder sogar mit dem Tod.

(Quelle: Kalendarium der Ereignisse des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945 von Danuta Czech)
Mehr:
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