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Lachmöwen – Sterben durch Gefiederverunreinigungen 01

Lachmöwen – Sterben durch Gefiederverunreinigungen 01

Sabine Streckies 01


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Lachmöwen – Sterben durch Gefiederverunreinigungen 01

Das Foto zeigt eine Lachmöwe, deren Gefieder nach dem Kontakt mit einer unbekannten Substanz durchnässt ist. Für Vögel ist ein gefettetes Gefieder, an dem das Wasser abperlt, überlebenswichtig. Ist dies nicht gegeben, wird der Vogel früher oder später erfrieren.
Das auf dem Foto gezeigte Phänomen wird seit 2007 vor allem um Wiesbaden/Main herum am Rhein beobachtet, in den letzten Wochen nun auch noch zusätzlich am Main zwischen Frankfurt und Offenbach.
Obwohl man an Tenside denken muss, weiß bis heute niemand, um welche Substanz (en) es sich handelt und vor allem nicht, wo diese herkommt. Es geht hier nicht um die Jagd nach einem „bösen Umweltsünder“ – des Rätsels Lösung könnte ganz legal und banal sein. Sicher scheint lediglich, dass die Lachmöwen im Rahmen ihrer Nahrungssuche mit der gefiederschädigenden Substanz in Kontakt kommen und das Unglück danach seinen tödlichen Verlauf nimmt.

Lachmöwen – Sterben durch Gefiederverunreinigungen 02
Lachmöwen – Sterben durch Gefiederverunreinigungen 02
Sabine Streckies 01

Vogelgucker werden daher um verstärkte Aufmerksamkeit gebeten.
Bitte informiert mich oder die Vogelwarte Frankfurt mit Bildern und genauen Angaben über entsprechende Beobachtungen.

Hier ein Artikel von 2014 auf der Seite des SWR. Noch besser ist es, den darunter stehenden Link anzuklicken. Man kann sich sodann den gesamten Beitrag als Film anschauen.


SWR – Fernsehen, „natürlich“, Sendung vom 25. Februar 2014:

Lachmöwen am Rhein bedroht

Am Rhein zwischen Mainz und Wiesbaden gibt es immer mehr Lachmöwen, die ums Überleben kämpfen: Ihr Gefieder hat die Schutzfunktion verloren, Wasser perlt daran nicht mehr ab, sondern durchnässt die Tiere. Was ist geschehen?

Dem Möwensterben auf der Spur
Die Möwen am Rhein haben mehr als 1000 Kilometer hinter sich. Es sind Wintergäste aus dem hohen Norden oder aus Osteuropa. Eine der häufigsten Möwenarten, die man am Rhein rund um Mainz sieht, ist die Lachmöwe. Sie fühlt sich wohl, denn sie findet hier Futter. Es ist ein wichtiger Rastplatz, denn der Inselrhein zwischen Mainz und Bingen ist die größte zusammenhängende Wasserfläche zwischen der Norddeutschen Tiefebene und dem Alpenvorland. Ein kleines Paradies für die flinken Segler. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht eine unbekannte Gefahr.

Viele Lachmöwen sind abgemagert. Mit zerzaustem Gefieder kämpfen sie ums blanke Überleben. Es ist nun schon der siebte Winter, in dem die Tiere am Rhein auftauchen. Vor vier Jahren hat sich "Im Grünen" mit Witiko Heuser und Hendrik Trost auf die Suche nach den Gründen gemacht, warum es vielen Tieren schlecht geht. Fast täglich wurden sie damals fündig. Bei manchen Möwen perlt das Wasser nicht mehr einfach ab wie bei einem gesunden Tier. Dadurch hat der Vogel ein starkes lebensbedrohliches Problem, weil er die Schutzfunktion seines Gefieders verloren hat und im kalten Wasser erfrieren kann. Wenn er nachts auf dem Wasser schwimmt, ist er eigentlich auch schon verloren. Viele hundert Fälle zerzauster, verklebter Lachmöwen haben die Ornithologen bereits dokumentiert. Die Dunkelziffer ist noch viel größer.

Die Tiere müssen irgendwie mit einem Stoff in Berührung gekommen sein, der das schützende Fett ihrer Gefieder auflöst. Die Behörden wurden alarmiert und sogar das Landeskriminalamt Hessen in die Untersuchungen eingeschaltet: "Wir konnten feststellen, dass sich Spuren von Tensiden an diesen Federn befunden haben. Das sind oberflächenaktive Stoffe, und wir hatten allerdings keine Möglichkeiten herauszufinden, von wem das stammt" hieß es damals beim LKA.

Die tödliche Gefahr muss mit der Futtersuche zu tun haben. Jahrelang lebten die Möwen rund um Mainz von den Hausmülldeponien der Umgebung. Als diese geschlossen wurden, sind sie bei ihrer Suche nach neuen Nahrungsquellen auf irgendeine Futterquelle gestoßen, die tensidbelastet war. Doch wo genau die gefährlichen Tensidstoffe herkommen sind, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Es könnten ganz normale Reinigungsmittel sein, die völlig legal in der Industrie, aber auch in vielen anderen Branchen verwendet werden.

Bisher sind Kläranlagen als Ursache für die Schädigung der Gefieder ausgeschlossen worden. Jetzt rücken sie wieder in den Blickpunkt. Denn geringste Konzentrationen von Tensiden können – der Studie einer Kanadischen Universität zufolge - dazu führen, dass sich die Oberflächenspannung des Wassers verändert und dadurch die Feinstruktur des Gefieders beschädigt wird. Die Möwen durchnässen immer mehr.
Die Wasservögel ernähren sich auch in den Kläranlagen, was möglicherweise ihr Verdauungssystem und ihre Bürzeldrüse, die für das Einfetten zuständig ist, schädigt. Eine Vertreibung der Vögel scheint in Mainz aber nicht machbar. Allerdings: Naturschützer, Behörden, Kläranlagenbetreiber arbeiten geradezu vorbildlich zusammen. Die Suche nach der Ursache des Möwensterbens geht weiter. Der Fokus ist allerdings enger geworden. Ein Wettlauf gegen die Zeit bleibt sie aber trotzdem.

http://www.swr.de/natuerlich/archiv/moewensterben/-/id=13431324/did=12939588/nid=13431324/1lnait2/index.html

Offenbach/Main, 23.01.17.
Nikon D300, Nikkor AF S 2.8/300 VR, 1.4er Konverter (= 420 mm), aus der Hand.

Comments 4

  • Frank Moser 16/02/2017 12:06

    Abgesehen von der Möwe, die Du tadellos aufgenommen hast - Licht, Farben, Schärfe - alles einwandfrei - finde ich vor allem Deine umfangreiche Info sehr interessant. As Laie sollte man sich nicht in Mutmaßungen ergehen, ich hoffe, man findet die Ursache bald.

    Gruß,
    Frank.
  • Willy Brüchle 16/02/2017 8:45

    Gut dokumentiert. MfG, w.b.
  • Daniela Boehm 15/02/2017 22:13

    Wie schrecklich...wir waren in Zons am Rhein da waren hunderte Lachmöwen aber alle im guten Zustand..lg dani