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"Komme wieder"

"Komme wieder"

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Laufmann-ml194


Premium (World), aus Unentschiedenheit

"Komme wieder"

Mit dem Begleittext zu diesem Bild, den Nachschuss auf den Os18808 mit 742155-5, welcher hier in Rozmberk um 13:20 Uhr am 27.10.2011 talwärts runter nach Yssi Brod und weiter nach Lipno fährt, will ich mal keine Daten und Fakten dreschen, sondern ein Gefühl aufgegreifen, dass hier sich einfach aufdrängt, wenn der Zug ins Nichts zu verschwinden scheint.

Und was bietet sich hier besser an, als einen Kreis zur Kurzgeschichte von Dürrenmatt der Tunnel zu ziehen.
Hier wie da, scheint ein Zug ins Bodenlose zu verschwinden.

Nun gebe ich kurz wieder, was ich dazu bei Wikipedia gefunden habe:
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Der Tunnel ist eine Kurzgeschichte von Friedrich Dürrenmatt, die erstmals 1952 im Sammelband Die Stadt. Prosa I – IV im Arche Verlag erschienen ist. Sie zählt zu seinen bekanntesten Werken und zu den „Klassikern“ unter den surrealen Kurzgeschichten.

„Ein Vierundzwanzigjähriger, fett, damit das Schreckliche hinter den Kulissen, welches er sah (das war seine Fähigkeit, vielleicht seine einzige) nicht allzu nah an ihn herankomme, der es liebte, die Löcher in seinem Fleisch, da doch gerade durch sie das Ungeheuerliche hereinströmen konnte, zu verstopfen, derart, dass er Zigarren rauchte (Ormond Brasil 10) und über seiner Brille eine zweite trug, eine Sonnenbrille, und in den Ohren Wattebüschel: Dieser junge Mann, noch von seinen Eltern abhängig und mit nebulösen Studien auf der Universität beschäftigt, die in einer zweistündigen Bahnfahrt zu erreichen war, stieg eines Sonntagnachmittags in den gewohnten Zug, Abfahrt siebzehnuhrfünfzig, Ankunft neunzehnuhrsiebenundzwanzig, um anderentags ein Seminar zu besuchen, das zu schwänzen er schon entschlossen war.
Doch auf dieser Strecke, die er oft fährt, fällt ihm auf, dass der Zug ungewöhnlich lange durch einen eigentlich sehr kurzen Tunnel rast, den er sonst nie sonderlich bemerkt hat. Die Unruhe des Studenten wächst, während die Mitreisenden nicht beunruhigt sind. Der Schaffner versichert auf Anfrage, dass alles in Ordnung sei. Der 24-Jährige stößt zum Zugführer durch, der sich den langen Tunnel nicht erklären kann. Gemeinsam schaffen sie es, zur Lokomotive zu klettern. Der Führerraum ist leer: der Lokomotivführer ist schon nach fünf Minuten abgesprungen, der Zugführer hingegen an Bord geblieben, aus Pflichtgefühl und weil er schon „immer ohne Hoffnung gelebt“ habe. Die Lokomotive gehorcht nicht mehr, die Notbremse funktioniert nicht, und der Zug rast immer schneller und schneller in den dunklen Abgrund. Am Ende sieht der Student – der anfangs noch Wattebäusche und Sonnenbrille trug – dem kommenden Tod mutig ins Auge, wendet den Blick nicht ab: „Was sollen wir tun“ – „Nichts (…) Gott ließ uns fallen, und so stürzen wir denn auf ihn zu.“ In einer zweiten, 1978 veröffentlichten und mittlerweile verbreiteteren Fassung fehlt der letzte Satz; die Geschichte endet mit: „Nichts.“

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