Gedankenschwer...

Es war ein sonniger Tag im März
Und taute und rieselte allerwärts;
Ich saß am Fenster, das offen stand,
Den Kopf geneigt in meine Hand.

Der war mir so voll und gedankenschwer,
Viel Schriften lagen um mich her.
In hohen Reimen wollt' ich singen
Von böser Zeit und ernsten Dingen;

Ich wollte zeigen: die Welt ist schlecht
Und mahnen die Menschen zu Pflicht und Recht,
Doch konnt' ich den Fluß der Worte nicht finden,
Die Bilder nicht fassen und formen und binden.

Da strich der würzige Erdgeruch
Um meine Wange, um Schrift und Buch,
Das Sonnenlicht fiel aufs weiße Papier,
Bis meine Augen geblendet schier.

Verstohlen schlüpfte der warme Schein
Zum tiefsten Herzenswinkel hinein
Und fegte rasch mit dem Strahlenbesen
Heraus, was drinnen begraben gewesen.

Mir ward so wohl, sehnsüchtig weit,
Wie einst in verklungener Jugendzeit,
Und ich sang, was ich nimmer singen gewollt,
Von Frühling und Liebe und Sonnengold,

Von törichten Dingen ohne Frag'
Und doch das Rechte an solchem Tag.

Angelika von Hörmann

Comments 3

  • gnibbel 21/07/2021 5:32

    Eine extra Anerkennung für das wunderschöne Gedicht!
    … und ich liebe Gedichte!
    So geht es mir auch oft und das hat mich weider zur Fotografie gebracht.
    Wenn die dunklen Gedanken über uns stehen einfach mal die Kamera nehmen und raus in die Natur. Dann versteht man, dass es etwas gibt was über Allem steht und unsere Probleme auf einmal ganz klein werden lässt.
    Tolle Präsentation!
    Liebe Grüße Bernd
  • gnibbel 21/07/2021 5:27

    Das ist richtig gut!
    Durch den tiefen Standpunkt wird der Stuhl perfekt in Szene gesetzt.
    Ein tolles Motiv in einer klasse Bildgestaltung.
    Und dann dieses geile Licht!
    Rundum gelungen.
    Gefällt mir sehr gut!
    Liebe Grüße Bernd