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Ein Weibchen der Zehnfleckigen Keulenwespe (Sapygina decemguttata) ...

Ein Weibchen der Zehnfleckigen Keulenwespe (Sapygina decemguttata) ...

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

Ein Weibchen der Zehnfleckigen Keulenwespe (Sapygina decemguttata) ...

... beim Inspizieren eines vorjährigen Nestes der Gemeinen Löcherbiene (Heriades truncorum).
Paul Westrich hat in carolinea 41 (1983) die von ihm erstmals ausfühlich erforschte Lebensgeschichte der Wespe beschrieben (interessante pdf-Datei zum Herunterladen!).
Die Keulenwespe ist im Süden Mitteleuropas häufiger als im Norden, insgesamt gegenüber der oft zu beobachtenden Sapyga clavicornis mit gelben Flecken viel seltener. Und fliegt bei uns etwa ab (Ende Mai bis) Juni. Damit ist sie mit einer Generation pro Jahr ("univoltin") und genau gleichzeitigem Auftreten mit ihrer einzigen Wirtsbiene, eben der Gemeinen Löcherbiene, zeitlich absolut gleichgeschaltet - was natürlich die Effektivität ihrer Vermehrung begünstigt!
Auf diesem Foto sieht man die fünf weißen Flecken auf dem seitlichen Abdomen (Hinterleib) gut; meist sind nur die zwei symmetrischen Endpunkte sichtbar; die Wespe sieht ansonsten von oben rabenschwarz aus.
Zuerst beobachtet sie ganz genau die Aktivität des Löcherbienen-Weibchens, das mit dem Eintragen von Pollen beschäftigt ist. Manchmal läuft sie dafür - wohl um weniger aufzufallen - schnell und geschickt rückwärts vom Nest weg und sitzt ganz still, meist genau in Richtung des Wirtsbaues, bis ca. 20 cm entfernt, manchmal auch ganz in der Nähe. Damit ist ihre Verhaltensweise ganz ähnlich der der häufigeren Keulenwespe Sapyga clavicornis, die bei anderen Bienen parasitiert.
In Sekundenschnelle läuft sie auf dem Holz zum Nest der Biene, sobald diese es verlassen hat, um neuen Pollen anzutransportieren. Nach dem Hineinschlüpfen (die Eiablage dauert nur etwa zehn Sekunden) kommt sie wieder heraus, sitzt neben dem "Tatort" und putzt sich - wie bei Westrich beschrieben - sofort den gelben Pollen vom Hinterende, der ihre Eiablage im Bienennest beweist. Diese "Beweismaterialvernichtung" im strafrechtlichen Sinne :-) dient wohl dazu, daß sie mit dem gelben "Rücklichtern" von den parasitierten Bienen weniger schnell bemerkt wird. Ein Putzen der übrigen Körperteile wie bei vielen anderen Insekten fällt wohl dabei weg - daher obige Vermutung. Allerdings hat S. clavicornis ja gelbe Flecken ...
Nun ist Christa beim Beobachten eine Art Schwänzeltanz aufgefallen, den S.d. sowohl vor, als auch nach dem Nestbesuch aufführt. Mehrfach haben wir ihn sehen können, teils um den Nesteingang herum und nur sekundenlang - (halb-)kreisförmig. Er erinnert sehr an das Verhalten der Honigbiene - wobei uns der Sinn dieser Beobachtung nicht klar ist. Für das Anlocken anderer Wespen dürfte er keine Rolle spielen - wozu auch, wenn sich schon die manchmal aus zwei (statt üblicherweise einem) abgelegten Eiern entstehenden Larven an den Pollen so bekämpfen, daß die erste die zweite tötet, um selbst genug Nahrung zu haben ... Vielleicht ist es eine Art Übersprungshandlung (gibt's die überhaupt bei Insekten?) wegen der Anspannung bei der perfekten Schmarotzer-Tätigkeit. Man müßte es mal filmen!
Eventuell ist auch Euch an den Bienen-Nisthilfen etwas Ähnliches aufgefallen?
Es bleibt spannend (mein Standardspruch) - und bei Jean Henri Fabre werde ich mal nachlesen, was er denn Anfang des letzten Jahrhunderts schon bei Sapygina decemguttata so ausführlich beschrieben hat ...

Neukappl/Opf., 15.6.2017


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