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Der Weg, den ich nicht nahm

Der Weg, den ich nicht nahm

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Der Weg, den ich nicht nahm

Zwei Wege trennten sich in einem gelben Wald
Es tat mir leid, ich konnte sie nicht beide gehen,
Ich war ja nur ein Reisender. Ich machte Halt,
Schaute den einen Weg hinab und sah ihn bald
In einer Kurve in das Unterholz abdrehen;

Der zweite Weg war gleich gut, und den schlug ich ein,
Vielleicht war das sogar die richtigere Straße,
Sie schien mir grasbewachsen, weniger benutzt zu sein,
Doch dieser Unterschied war ebenfalls recht klein,
Auch ausgetreten waren beide fast im selben Maße.

Wie dort am Morgen einer gleich neben dem andern lag
Bedeckt mit Blättern, noch von keinem Fuß gestört,
Ließ ich den ersten Weg zurück für einen andern Tag
Wohl wissend, wie ein Pfad zum nächsten führen mag
Und voller Zweifel, ob man jemals wiederkehrt.

Mit einem tiefen Seufzer werd' ich das erzählen,
Wer weiß wo, wenn ein Jahr nach dem andern flieht,
Zwei Wege trennten sich, ich kann es nicht verhehlen:
Ich konnte nur den weniger bereisten wählen,
Und das allein machte den ganzen Unterschied.


Nachdichtung nach Robert Frost (The Road Not Taken), August 2007

Gedichte kann man so wenig übersetzen, wie man ein Foto noch einmal machen kann, aber man kann an Vorbildern wachsen.

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