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Jürgen Gier


Free Account, Aachen

Camilla

21.3.84 - 11.3.04



Det er den timen
før lyset får tak.
Det er den uken
før solen vinner over kulden.
Det er den tiden vi mennesker
rister av os vinteren,
myser, lytter,
og hører langt nedi bakken,
en stille stigende murring
fra vårens krefter.
Fortauende er skitne grå
med rester av tomme skall.
Men vi skritter over,
lar forventning sildre inn
og retter blikket mot lyset.

Camilla vendte blikket inn
og ned og bort.
Hun var den magre svarte
katten som løp på våt asfalt
med en instinktivt håp
om å finne en tørr, varm plass.
Hun var den skjelvende
spurveungen sittende under
en busk
med smertelig visshet om sin
ensomhet og sårbarhet.
Hun var sjøfugl med olje
i fjærdrakten som basket
med vingene
i et opprørt hav av følelser,
redd for sine redningsmenn.
Hun var poet
født med melankoliens talent,
tenkeren som sloss
med sine tanker.

Camilla var villfugl med mørke
i sinnet og savn i hjertet
med en inderlig bønn om
å bli tatt opp, tatt inn, tatt imot.
Lengtende etter fred
og forsoning strakk
hun ut sine hender.
Kort nok til at ingen
riktig rakk henne.
Stille nok til at ingen
riktig så henne.
Skarpt nok til at ingen
riktig forsto henne.

I skillet mellom det som var
og det som skulle bli
brast håpet om å se
gjessene pløye varme mot nord.
I avgrunnen mellom
tid og evighet
svant troen på at
rom skulle åpne seg.
I sukket mellom to åndedrett
sluttet hånden å skrive,
sluttet hjertet å lengte.

Det var mørkt.
Det var den timen
før lyset fikk tak.
Det var den stunden
da verden mistet et barn.
Det var det øyeblikket
Camilla ble stille.



(deutsch von mir, sorry)

Es ist die Stunde
bevor es hell wird.
Es ist die Woche
bevor die Sonne über die Kälte siegt.
Es ist die Zeit da wir Menschen
den Winter abschütteln,
blinzeln, lauschen,
und hören tief unten
ein leise aufsteigendes Murren
von den Kräften des Frühlings.
Die Bürgersteige sind schmutzig grau
von Resten leerer Schalen.
Aber wir schreiten darüber weg,
lassen Erwartung einsickern
und richten den Blick gegen das Licht.

Camilla wandte den Blick einwärts
und nieder und fort.
Sie war die magere schwarze Katze
die läuft auf nassem Asphalt
in instinktiver Hoffnung,
einen warmen, trockenen Platz zu finden.
Sie war das zitternde Spatzenjunge,
unter einem Busch sitzend,
in schmerzlicher Gewissheit
seiner Einsamkeit und Verletzlichkeit.
Sie war der Seevogel
mit Öl im Gefieder,
der mit den Schwingen schlug
in der aufgewühlten See der Gefühle,
voll Angst vor seinen Rettern.
Sie war ein Poet,
geboren mit dem Talent der Melancholie,
die Denkerin, die mit ihren Gedanken kämpfte.

Camilla war ein Wildvogel mit Dunkelheit
im Sinn und Sehnsucht im Herzen,
mit der innigen Bitte,
aufgenommen, eingelassen, angenommen zu werden.
Sich sehnend nach Frieden und Versöhnung
streckte sie ihre Hände aus.
Kurz genug, dass niemand
sie richtig erreichte.
Still genug, dass niemand
sie richtig sah.
Scharf genug, dass niemand
sie richtig verstand.

Auf der Grenze zwischen dem, was war
und dem, was sein sollte
zerbrach die Hoffnung,
die Gänse wieder die Wärme nordwärts pflügen zu sehen.
Im Abgrund zwischen
Zeit und Ewigkeit
schwand der Glaube daran,
dass der Raum sich öffnen könnte.
Im Seufzer zwischen zwei Atemzügen
hörten die Hände auf zu schreiben,
hörte das Herz auf, sich zu sehnen.

Es war dunkel.
Es war die Stunde
bevor es hell wurde.
Es war der Moment,
da die Welt ein Kind verlor.
Es war der Augenblick,
da Camilla verstummte.

Comments 2

  • Uwe Karmann 13/03/2005 18:11

    Hallo Jürgen,

    wirklich ein starkes emotionales Foto im Zusammenhang mit dem Gedicht. Das grobe Korn, s/w, alles in sich passend. Ich vermute mal es ist ein endgültiger Abschied und das stimmt traurig, obwohl ich Camilla nicht kannte.

    Gruß
    Uwe
  • Jürgen Gier 12/03/2005 18:07

    Das Gedicht hat jemand, der sie sehr gut kannte, über sie geschrieben.