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Alte Keil-Schlag-Presse

Alte Keil-Schlag-Presse

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Steffen Reichel


Free Account, Frankfurt am Main

Alte Keil-Schlag-Presse

Meinem Faible für Langzeitbelichtungen kann ich in vielen alten Mühlen aufgrund der oft schlechten Beleuchtung gut nachgehen, leider sind die Raumverhältnisse oft beengt, so schaffte ich es auch hier nicht, ohne einen Weitwinkelkonverter für meine Canon Powershot Kamera (der mangels nicht vorhandensein nicht genutzt wurde ;) ) Presstisch, Königswelle und Kammräder sauber auf ein Bild zu bekommmen.
Auch ist die Perspektive etwas mißlungen, das Bild wirkt leicht schief.
Trotzdem kann man die lange Belichtungszeit von 2,5 Sekunden am verwischten, drehenden Kammrad gut erkennen. Die Blende wurde wegen Schärfentiefe auf 6,3 eingestellt.
Die Lichtflecken am polierten Holz kommen durch die Fenster, die das früh-sommerliche Wetter leider nicht wie erhofft wieder geben können.
Die kleine Ölmühle steht in Markt Mömbris. Mithilfe eines Kollergangs, zwei aufrecht rollenden Steinen wurde die Ölsaat, meist Lein oder Bucheckern zerquetscht und dann in einer Wärmvorrichtung leicht angewärmt. Der warme Brei wurde in Säckchen aus Tierhaaren gefüllt und im Presstisch in den Pressgruben eingesenkt. Massive Eisenplatten verteilten den Druck. Holzkeile wurden nun als Beilagen beigefügt und dann der Lösekeil, auf dem Bild im Presstisch das Holzteil mit dem markanten Kopf, hochgehängt. Nun wurde der eigentliche Keil eingefügt und mithilfe der geraden Schläger über die Nocken an der Königswelle durch Drehung des Wasserrades eingeschlagen.
Der Keil zwängte die Beilagen nach aussen und übte so einen Druck von oft mehr als 4 Tonnen auf das Ölsäckchen aus. Das Öl tratt aus dem Säckchen aus, lief in die Pressgrube und durch eine Öffnung in ein Gefäss unter dem Presstisch.
War der Pressvorgang beeindet, weil der Keil fast eingeschlagen war, so blockierte man den Hammer, und gab den zweiten Hammer über dem Lösekeil frei. Dieser brauchte nur ein, zwei Schläge auf den Lösekeil, der dann in die Pressgrube fiel, und so genug Spiel ergab, daß man den Presskeil entnehmen konnte, dann die Beilagen entfernte und zum Schluß eben das Säckchen mit dem als Viehfutter beliebten Ölkuchen darin.
Der Ölkuchen wurde vor der Mühle getrocknet.

Comments 2

  • binweg 19/10/2006 10:56

    Ein durchaus gelungenes Foto ( trotz leichter Schieflage)
    mit einem sehr guten Begleittext.
    Eine rundum gute Arbeit
    LG Rainer
  • Klaus Rudolph - Windmüller i.R. 19/10/2006 10:50

    Aufnahme ist schon ok, obwohl ... dem Laien vermutlich nicht ganz verständlich, warum das eine Rad dreht und das andere (Stirnrad) nicht. Denn beide stehen normalerweise im Eingriff und treiben die Daumenwelle an.
    Aber hier geht's ja eher um die Bilder und Motive selbst, weniger um ellenlange technische Erklärungen. Dafür gibts spezielle Seiten wie z.B. das Mühlenforum bei www.deutsche-muehlen.de.