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Alberto Garcia-Alix gesehen in arles beim fotofestival 2007 vor seiner ausstellungseröffnung

Alberto Garcia-Alix gesehen in arles beim fotofestival 2007 vor seiner ausstellungseröffnung

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Heiner Schäffer


Premium (World), Tecklenburg

Alberto Garcia-Alix gesehen in arles beim fotofestival 2007 vor seiner ausstellungseröffnung

Spanien in den achtziger Jahren: Ein Land ist im Umbruch. Francisco Franco stirbt 1975 – nach 39 Jahren ist die Diktatur beendet. Neue Freiheiten ergeben sich für Land und Leute. Darunter Alberto García Alix mit seinem ständigen Wegbegleiter: der Kamera. „Ich wollte nie Fotograf werden“, sagt er im Rückblick. Dabei fotografiert er sein Umfeld schon seit 1976. Sein Vater wünschte sich, dass er Jura studiert, aber Alberto García Alix sträubte sich, zog mit zwanzig Jahren zu Hause aus. Im Spanien dieser Zeit war das eine kleine Revolution gegen das Patriarchat.

Auf sich allein gestellt, habe er ein neues Leben begonnen. Ein Leben mit allen Freiheiten – und mit vielen dunklen Kapiteln. Die Kamera stets im Anschlag, fotografierte er diejenigen, die ihn umgaben: Menschen auf der Straße, Motorradfahrer, Pornodarsteller, Drogensüchtige – zu denen er selbst jahrzehntelang gehörte. „Drogen hatte damals nur die Elite, und wir fühlten uns wie Privilegierte.“ Diese Privilegierten hat Alberto García Alix fotografiert; viele von ihnen sind schon lange gestorben. „Warum ich noch am Leben bin? Fragen Sie Gott!“ Ein Grund ist sicherlich die Fotografie, sein Broterwerb ab Mitte der achtziger Jahre. Noch heute interessiert sich Alberto García Alix vor allem für Menschen mit einem exzessiven Lebenswandel – Menschen wie er. Sie zu fotografieren ist seine Begeisterung, sein Lebensinhalt – und zugleich ein innerer Zwang.

„Ich möchte den Menschen in meinen Aufnahmen Würde geben. Die Bilder dokumentieren meine Liebe zur Person.“ Für Alberto García Alix steht hinter jeder Aufnahme ein intimer Moment der Begegnung; diese „magischen Augenblicke“ seien das Schönste im Leben. „Ich fotografiere frontal, meist schauen die Abgebildeten den Betrachter an – wichtig ist der Dialog zwischen der Person im Bild und dem Zuschauer.“ Nicht nur das Fotografieren ist für Alberto García Alix von fast zwingender Bedeutung, sondern auch, die Bilder selbst zu entwickeln. Dann ist er in der kleinen Dunkelkammer wieder ganz alleine mit dem Menschen, dessen Abbild sich langsam auf dem Papier entwickelt.

Ob er heute etwas anders machen würde in seinem Leben? „Diese Frage stellt sich nicht – ich habe gelebt, wie ich gelebt habe.“ Die Fotografie habe ihm viel gegeben, er sei weit gereist, habe viele Leute kennengelernt. „Es gab Höhen und Tiefen in meinem Leben, aber eines ist sicher: Ich bin privilegiert. Ich bin ein Überlebenskünstler.“

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