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#9/2024

ohne Beschreibung
- hier handelt es sich um ein Foto -

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Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

~.~.~.~

Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

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Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

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Comments 59

  • Ingo E Meier 30/03/2024 11:17

    Vielen Dank an allen, die sich wirklich mit viel Mühe und sehr tiefen und interessanten Gedanken an das Foto heran gemacht haben. Es hat mir nicht nur sehr viel Freude bereitet, diese vielen Kommentare zu lesen, sondern auch wirklich viel gebracht. Ich selbst sehe dadurch auch das Foto mit ganz anderen Augen. Natürlich weichen die Sichtweisen teilweise ab, aber genau dadurch macht diese Diskussion viel Sinn. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Konzept, z.B. dass ich mich selbst nicht einmischen sollte, das alles anonym bleiben sollte - aber, ganz ehrlich, genau dass hat den Reiz ausgemacht und eine neutrale Beurteilung ermöglicht. Mir gefällt, dass nicht das Wissen um Autor, Location, Aufnahmedaten, Technik (welche Kamera, welches Objektiv, ...) von der Betrachtung ablenkt. Nur das Foto und die Aussagekraft wurden beurteilt, besser geht es nicht.
    Nochmals allen vielen Dank und eine schönes Osterfest.

    Ingo
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 30/03/2024 7:38

    Ingo E Meier schreibt:
    „Was fotografierst du da, da ist doch nichts“ - dieser Gedanke war mein Auslöser für das Foto, bzw. für die Fotos die ich dort machte.

    Es ging mir darum, „nichts" zu fotografieren. Es sollten Fotos werden, die im klassischen sinne nichts Besonderes zeigen. Keine Sehenswürdigkeit, kein Hingucker, kein Event, …

    Fotos, die reduziert sind, aber nicht im Sinne von „Minimalismus“.
    Für die Veröffentlichung habe ich mich für dieses Foto, „Schranke“, entschieden.
    Es zeigt für mich: eine große Leere, Weite, Normalität, alltägliches.

    Das Wetter war bedeckt, naßkalt, grau, fast schon ungemütlich. Es fehlten kräftige Farben, kaum harte Kontraste, keine klare Weitsicht, keine Menschen, kein Verkehr - das unterstreicht nochmals dieses reduzierte Foto.

    Die Örtlichkeit: einsam, direkt an der Nordsee, hinter dem Deich, eine Durchgangsstraße, eine einsame Bank, eine Abzweigung ins Nichts, der Deich, die Deichüberfahrt; und - nicht im Bild - ein kleiner Ort mit vier Häusern. Viel mehr nicht!

    Die Auswahl für dieses Foto wurde dann noch dadurch beeinflusst, da mir beim betrachten auffiel,
    das es ein Foto mit Gegensätzen ist. Und trotz dieser Gegensätze hat es doch eine große Harmonie und Ausgewogenheit.

    Es zeigt sich die große Weite - sie ist aber durch die Schranke „abgesperrt“, das Foto ist reduziert und zeigt gleichzeitig viel (wie ja auch die Kommentare zeigen), farblos, die Grautöne überwiegen, - dagegen das Rot in der Schranke.

    Eigentlich eine alltägliche Landschaftsaufnahme!

    Eben nichts.

    Gruß

    Ingo Meier
    • N. Nescio 30/03/2024 13:41

      Warum „nicht perfekt“?
    • Gerhard Körsgen 30/03/2024 13:57

      @N. Nescio    : Ein Gefühl. Vielleicht weil es genug "Reibung" gab dass es in mehreren Aspekten simultan spannend blieb, aber dennoch natürlich jeder seine individuelle Sicht darauf haben und darlegen konnte.

      In meinem Weltbild sind "perfekte" Fotos eher eindimensional und geben einem weniger Interpretationsmöglichkeiten. Man ist in der ganzheitlichen Betrachtung schnell "durch" damit. So was kann für viele durchaus reizvoll sein (die fc-Galerie ist voll davon)...
      Dieses Foto hier kann aber mehr.
      Deshalb war es ein sehr gutes Beitragsbild für die agora.
    • Ingo E Meier 30/03/2024 16:24

      "Das Unperfekte ist für mich die höchste Form der Perfektion" eines meiner fotografischen Ziele!
    • framebyframe 30/03/2024 17:12

      Man vergesse nicht den allem übergeordneten Dilettantismus. Wer nicht danach strebt, der lebt im Dunkel.
  • NikoVS 29/03/2024 18:43

    Ach ja - Rügen. Das wäre besser. Viel besser. Aber es kam schlimmer. Viel schlimmer! Dabei wollte ich doch nur fotografieren. Im Norden. Nur fotografieren! Nach der friesischen Insel wollte sie noch ein paar Tage auf das friesische Festland. Und ich? Strandkörbe, Hotels, Ferienhäuser, Kiosk-Buden und eine beleuchtete, betonierte Strandpromenade waren nicht genug. Nein - das war ihr nicht genug! Was sollte ich dort? Graue Tauben oder weiße Möwen knipsen? Mitte in Ostfriesland? Ich wollte doch fotografieren! Nur fotografieren! Ich mitten in Ostfiriesland, Mitten unter Ostfriesen! Fehlte nur noch, dass der Habedank mit seinem Leichenwagen und die Scherzinger vorbeikamen. Sie wollte einen Deich besuchen. Aber was sollte ich bei einem Deich? Mitten In Ostfriesland? Was sollte ich dort fotografieren? Wir auf dem Weg zum Deich. Nichts außer dem hier. Dann kam auch noch diese Schranke. Hallelujah! Ich möchte zurück - heim in den Süden! Meinetwegen auch Rügen!
    • NikoVS 30/03/2024 13:59

      @Ingo E Meier   - danke dir Ingo! Und sorry, wegen meiner Fiktion mit Ostfriesland. Tatsächlich ist die Stelle ja im Landkreis Cuxhaven. Westlich von Misselwarden. Eine schöne Gegend. Zum Radeln. Und auch zum Fotografieren. ;)
    • Comment hidden by the owner of the picture
    • Ingo E Meier 30/03/2024 16:26

      Stimmt! woher kennst du diese Stelle?
    • NikoVS 30/03/2024 19:14

      Nach einer Woche auf Norderney vor 5 Jahren waren wir noch für ein paar Tage zwischen Cuxhaven und Bremerhaven zu Besuch. Anschliessend an der Ostsee. Mein Ding. Meiner Frau gefällt es an der Nordsee besser. Keine Ahnung - warum. Bin dort an der Bank schon mal mit dem Rad vorbeigekommen. Und hab mich bei deinem Bild spontan erinnert. Wußte zwar nicht mehr ganau wo - aber das lässt sich ja schnell herausfinden. Tolle Gegend mit dem Fahrrad. Weil so schön eben. Und ja - es gibt dort auch tatsächlich viele, schöne Motive. Dein 28er passt hier perfekt!
  • togilsaram 28/03/2024 15:47

    Entsprechend des bevorstehenden Feiertages würde ich behaupten, dass es hier schwierig sein wird Ostereier gut zu verstecken.
    Das Bild selbst wirkt auf mich mehr wie ein Kunstwerk als ein Foto. Fast nur gerade Linien (selbst in den Wolken) mit unterschiedlichen Fluchtpunkten und die gedeckten Farben vermitteln den Eindruck von Ruhe und Unendlichkeit.
    Meine Frage an den Fotografen: hat er bewusst diesen trüben Tag für einen Fotoausflug gewählt um dieses Werk am Deich zu schaffen oder war der Urlaub so verregnet, dass er versucht hat das Beste aus der Situation zu machen? In beiden Fällen: Es ist gelungen.
    • Matthias von Schramm 28/03/2024 16:05

      Wo ist denn für Dich der Unterschied zwischen Kunstwerk und Foto? Und diese Frage meine ich ernst, weil ich die Definition nicht verstehe, zumal ich keinen besonderen Schnitt im Vergleich zum vermutlichen Original erkenne, keine Collage und auch keine KI Erzeugung vermute, bzw. diese ebenfalls nicht erkennen kann. Ich weiss zwar, dass solche Diskussionen zum Thema "K" eigentlich zu nichts führen, weil sie in solchen Sätzen enden "Kunst muss man sich leisten können" oder ähnlich wie neulich unter einem anderen Bild gelesen. Ist es nicht eher so, dass der/die eine FotografIn diese Landschaft sieht und ein Foto macht und es entsteht der Eindruck von Linien und Fluchten und grafischen Elementen sehr stark und jemand anderes es dann so abbildet, dass man genau dieses nicht sieht?
    • togilsaram 28/03/2024 19:28

      Nicht jedes Foto ist ein Kunstwerk, wenn es aber – wie hier ästhetisch wirkt – tritt der Begriff Foto für mich hinter dem Begriff Kunstwerk zurück – unabhängig davon ob es mir gefällt oder nicht. Natürlich bleibt es ein Foto, deshalb schrieb ich ja auch „es WIRKT wie ein Kunstwerk“. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Bild in einer Galerie als „Kunstwerk“ angeboten werden könnte.
    • Matthias von Schramm 28/03/2024 22:37

      okay, dass habe ich soweit verstanden. Es geht um die Vorstellung, wie es in einer Galerie wirkt, wirken könnte, quasi die Idee es in einem anderen Kontext zu sehen. Der Vorstellung dann Kunst oder Nichtkunst (weil vorstellbar in bestimmter Umgebung) kann ich nicht oder nur schwer folgen. Aber danke für die Erklärung.
  • N. Nescio 28/03/2024 9:28

    Feine geometrische Anordnung.

    Hier ist kein Bleiben.
    Radweg parallel zur Autotrasse.
    Gemäß Tucholsky:.
    „Ausgang verboten.
    Durchgang verboten.
    Herr Gepäckträger, tun Sie diese Koffer auf die leichte Schulter nehmen?“

    Also zu Fuß die nächsten 50km bei der nieselregenden Kälte leicht angetrunken nach Hause wanken. Man merkt es nicht, dass man weiter kommt im Flachland. Aber vielleicht ist jeden Kilometer ein Schranken? Da kann man zählen beim gehen. 
    Krähen und Wegschnecken sind geflohen aus der geometrischen Flach-Unendlichkeit. Alles clean, nichts stört den Ordnungssinn des Gärtners. Statt Zaun der Schranken, um Ungebetenen zu zeigen, wo sie hin dürfen. Der Asket hat Verständnis für die wieseblumenlose Kälte. Da könnte man einen Parkplatz hinbauen. Flach, sauber, groß. Der Schranken dafür ist schon mal da. Mitte Links, die Wildnis kommt auch mal dran zum Bereinigen und Rasenmähen. Und ein Schlagbaum muss dort hin.

    Exzellente Komposition mit hoher Strahlkraft. Das schräge im Geraden. Die übersichtlichen Dreiecke in der Unendlichkeit mit Schlagbaum.
  • felixfoto01 28/03/2024 7:57

    Als ich dieses Foto zum ersten Mal sah, dachte ich "Rhein II-tausend" :)
    Als würde Gursky um 90 grad gedreht, über dem Rhein schwebend, sein berühmtes Foto Rhein II mit Langzeitbelichtung neu interpretieren. Über die Schranke wunderte ich mich, ansonsten passte für mich alles. Der Himmel, das Grün, die Straße links und eben der "Rhein", der beim zweiten Hinschauen zur nassen Straße wurde. Ich musste schmunzeln.
    Für mich präsentiert sich das Bild als etwas, das nichts besonderes sein will - einfach einStilleben einer Landschaft. Nur Raum, Flächen, Linien, Verhältnisse zueinander und da und dort ein paar kleine Details, die sich erst mit mehrfachem Hinsehen zeigen. Schön schräg, durch den Deich, die Schranke zieht die Welt wieder gerade für mich. Die Farben, das ist Deutschland für mich im Herbst. Ich mag es gerne ansehen - wobei ich sagen möchte, dass es für meine Belange viel zu klein abgebildet ist. Der weiße Rahmen ist Geschmacksache, ich bräuchte ihn nicht. 
    Danke fürs zeigen.
    • Gerhard Körsgen 29/03/2024 12:36

      Hehe, das ist auch eine witzige Assoziation die ich gut mitgehen kann. Insbesondere aber auch die Sache mit der Präsentation, gerade wenn man an Gursky denkt der ja bekannt ist für seine riesig großen Flächen, damals in Düsseldorf in seiner Ausstellung war ja gefühlt keines unter mindestens 2x3 m, kommt das hier einem wie eine "Briefmarke" vor, leicht übertrieben formuliert.
      Aber auch wenn man sich den Weg als einen Fluss vorstellt verblüfft doch die Ebenmäßigkeit der Lichtreflektion des Himmels darin. Sicherlich nicht messtechnisch aber gefühlt visuell nimmt dieser feuchte Weg die Tonalität des Himmels zu 100% auf, und das gleichmäßig über die gesamte Länge, das sieht gut aus, erstaunt mich aber dennoch. Es wirkt aber auch nicht unnatürlich. Ich merke ich bin kein geübter "Deichograf" ;-)
    • felixfoto01 29/03/2024 12:40

      Wegen der Gleichmäßigkeit glaube ich an eine Langzeitbelichtung. Auf diese Weise kriegt man sogar das Meer flach und weich :)
    • Gerhard Körsgen 29/03/2024 12:43

      Ja, wahrscheinlich sogar. Ein "meeriger Fluss an Land", wieder etwas was mich zum Schmunzeln bringt ;-)
  • _visual_notes_ 27/03/2024 22:07

    Die asphaltierte Strecke zur Schranke erscheint mir feucht bzw. nass zu sein, aber ich sehe keine Reflexionen darin.

    Es ist nicht sehr sonnig, aber auch nicht zu bewölkt, dennoch sehe ich auch nicht einmal die Andeutung eines Schattens.

    Aha, dachte ich, das hat der/die Bildautor/in sicher so gewollt für eine gewisse Abstraktion; dazu passen ja dann auch die Dreiecke, das Thema ist also die Geometrie in der Natur, oder vielleicht eher: in der Kulturlandschaft.

    Aber dann verwirren mich die Elemente, die eben nicht geometrisch sind, z.B. die Schranke und vor allem der kleine Abzweiger links.

    Ich kann nicht erkennen, was der/die Fotograf/in ausdrücken will, aber das Foto finde ich in diesem Mix aus strenger Geometrie und Unterbrechungen derselben recht interessant.
    • Clara Hase 28/03/2024 21:52

      ich aber hatte überlegt was an den Rändern der Wiesen zum Asphalt da ist- Hängen die Gräser über oder sind es Schatten - sprich Spiegelungen?
    • _visual_notes_ 29/03/2024 11:30

      Ja, ich meine, da am Rand sieht man etwas, was ich bei der Schranke vermisse. Meiner Meinung nach müsste man je nach Wetter eine Reflexion oder einen Schatten der Schranke sehen, oder beides.
      Es erinnert mich insofern an dieses Windows Desktopbild, welches ein Fake ist, weil da kein Schatten ist. Da sollte aber definitiv einer sein.
      https://c4.wallpaperflare.com/wallpaper/467/830/402/5c1cbb290ebd8-wallpaper-preview.jpg
    • felixfoto01 29/03/2024 12:39

      HIer glaube ich nicht an Manipulationen. Die linke Schrankenauflage spiegelt sich im nassen Weg. Unter der rechten Schrankenseite ist ein Schatten. Ich finde ja, dass dieses Foto im besten "Becher Wetter" gemacht wurde. Bewölkter Himmel macht eine riesige Softbox aus dem Himmel, was genau den Effekt hat, dass die Schatten sehr reduziert werden. Die Bechers wollten in ihren Bildern auch keine Schatten haben.
    • Ingo E Meier 31/03/2024 18:36

      Moin zusammen,
      als kleine Erklärung noch: das Foto ist so aufgenommen, wie es abgebildet ist. Keine fotografischen Beeinflussungen, z.b. durch Langzeitaufnahme.
      Die Bearbeitung bezieht sich max auf etwas Helligkeit und eine leicht Entsättigung.
  • Eva B. 26/03/2024 21:43

    Das sieht schön aus, war mein erster Gedanke. Schöne Farben. Schöne Aufteilung. Noch bevor ich einen Weg wahrnahm, einen Deich, eine Schranke. Schön, still, schlicht irgendwie. Mir gefällt das Wetter. Regenjackenwetter. Das Wetter, der Himmel scheint nach unten zu fließen und dann diese Gänge und Wege in die ansonsten grüne Landschaft zu gießen. Zumindest der durch die Schranke versperrte Weg scheint mehr zu fließen, denn einfach nur da zu sein.
    In seiner schönen Ruhe wartet das Bild mit einigen Störern auf. Zum einen natürlich die Schranke, die mir den Weg versperrt. Die mir zeigt, guck mal, dahinter geht es weiter, bis in den Himmel...da wird es auch wieder heller, aber du bleibst mal schön hier vorne.
    Dann finde ich Müll auf der Wiese.
    Und schließlich passen die Dreiecke alle gerade so nicht richtig zusammen. Als Kind hatte ich so kleine bunte Holzplättchen, ähnlich denen von Tangram, in kunterbunt, Dreiecke, Vierecke und Rauten. Mit denen legte ich Blumen, Muster, Kreise. Und meistens, wenn man eines zu weit schob, verschoben sich auch alle anderen ganz leicht, es blieben immer kleine Abstände, Überstunden, es passte nie so ganz. Und dieses Gefühl habe ich bei dem Bild oben. Ein Dreieck wurde zu weit geschoben und deshalb passt alles nicht so ganz. Zum Glück.
    • Gerhard Körsgen 27/03/2024 2:03

      Also diese Assoziation mit den tangramischen Dreiecken die nicht ganz zusammen passen finde ich total klasse, irgendwie ging mir auch auf dass das zwar eine Art Komposition des Lebens selbst ist und dahingehend in sehr grafischer Art, es andererseits aber zu nah am "echten Leben" ist um perfekt in allen Parametern zu passen, fotografisch gesehen. Und dass genau DAS es ist was daran spannend zu betrachten ist.
  • Matthias von Schramm 26/03/2024 14:01

    Als Norddeutscher sehe ich rechts eine Rasenfläche, die als Schräge zu einem Deich empor wachsen könnte. Diese kargen Landschaften mit viel Linien haben es mir angetan, erzeugen ein Sammelsurium an Fluchten und Linien. Wenig Farben sind es - im wesentlichen grau und grün, weiß und ganz wenig rot. Trotz einem sehr grafischen Bild sehr grade von einem weißen digitalen Passepartout umhüllt, ist die Schranke in der Mitte nicht grade ausgerichtet. Sie kippt ein paar Grad nach links. Es stört mich nicht, aber es ist bei der Grundausführung des Ganzen, vielleicht auch einer Grundidee folgend, zumindest bemerkenswert. Die Straßen sehen aus wie verlassene Pfade, wie Wege welche eine mobile Gesellschaft ausserhalb des ÖPNV offensichtlich benötigt, um in diese Ecken die noch bewohnt sind, mit individueller Mobilität zu gelangen. Vielleicht aber fährt auch einmal am Tag (oder so) ein Bus. Und da stelle ich mir so einen vor, in dem vielleicht zwei bis drei Menschen sitzen. Das ist zunächst die Aussenwahrnehmung ohne Ortskenntnisse, die freilich zu vielen Irrtümern führen kann. Vielleicht tobt ja rechts der Bär, befindet sich ein hochfrequentierter Flughafen. Vielleicht ist der nächst gelegene Ort (links möglicherweise angedeutet) mit einer berühmten Touristenattraktion versehen, zu der die Menschen pilgern.

    Die aussergewöhnliche Kleinheit des Exponats nach heutigen Maßstab offeriert aussergewöhnlich wenig Details. Man liest darin wie in alten kleinen Fotografien aus dem Schuhkarton, den einem die Vorfahren hinterlassen haben. Trotzdem könnte links ein Kirchengebäude ganz im Hintergrund stehen. Der Ansatz von Zivilisation ist jedenfalls gegeben, alleine schon wegen der asphaltierten Straße. Es war graues Wetter an diesem Tag, der Asphalt und die Wiesen haben Regen abbekommen. Die Schranke, wie eine abkippende "Wasserwaage" in der Mitte des Bildes, wie man sie in Suchern moderner Kameras kennt, ist natürlich ein Symbol für vor und dahinter. Ist die Schranke unten, darf man nicht weiter fahren. Warum das hier so ist und was die Schranke absperrt, ist für mich nicht ersichtlich. Es ist aber auch bei diesem grafischen Fotokonzept für mich nicht so wichtig.

    Bei allem, was mir zu diesem Bild einfallen kann, es strahlt eine ungeheure Ruhe aus. Links unten befindet sich eine Bank für Spaziergänger. Meistens sorgen solche Bänke im öffentlichen Raum dafür, dass man zur Ruhe kommt, bevor man weiter geht. Sie ergänzt die Ruheausstrahlung des Gesamtbildes. Sie liegt allerdings an einer merkwürdigen Stelle, nämlich fast direkt an einem Straßenabzweig. Das sie dort aufgebaut wurde, mag dann doch daran liegen, dass in dieser Gegend allgemein nicht viel los ist. Bank und Schranke sind somit die sichtbaren Zeugen einer Landschaft. Dazu ergibt das Weiß des Passepartouts einen heftigen Kontrast.
    • Gerhard Körsgen 27/03/2024 11:54

      Das Foto selbst scheint mir sehr akribisch waagerecht ausgerichtet zu sein. Die weiter gedachte Horizontlinie ginge ja unter der queren Barke durch weil man hier höher steht. Dass diese Querstange eben nicht ganz waagerecht ist macht u.a. den Clou dieser Sicht aus. Aber auch dass die schräge Linie des Hangs durch die Querstange verläuft, in leicht anderem Winkel. Das ist nicht viel, macht aber `ne Menge aus, finde ich. Das Hauptmotiv ist sozusagen der "Bildstörer" der irgendwie alles zentriert indem er die Linien, real existierende und "weiter gedachte", in "Reibung" bringt, vielleicht ungeschickt ausgedrückt, ich hoffe es wird klar was ich meine. Das Ganze geschieht was die Bildfläche anbetrifft auf relativ kleinem Raum, bestimmt aber die "Statik der Grafik", wieder etwas unbeholfen formuliert.
      In einer Zeichnung wäre es "ein Strich mit großer Wirkung".
    • Matthias von Schramm 27/03/2024 11:59

      Was ich hier auf dem Bild nicht erkennen kann, ob der Abstand der Barke zur Fahrstraße immer gleich hoch ist. Nimmt man die Horizontlinie als Maßstab, dann hast Du natürlich recht. Die Frage ist aber, ist diese in jedem Fall maßgeblich?
    • Gerhard Körsgen 27/03/2024 12:26

      Ganz genau, mit deiner Frage sprichst Du an was latent auch als Frage in der Gestaltung des Fotos mitschwingt. Wäre die Barke schnurgerade wäre das Ganze wesentlich hermetischer und (für mich) visuell wesentlich unbefriedigender.
    • Matthias von Schramm 27/03/2024 12:35

      Dem stimme ich gerne zu.
  • Gerhard Körsgen 26/03/2024 13:42

    Erster Eindruck: Viele Dreicke, Trapeze und ein Sog hin zur "goldenen Mitte".
    Ziemlich klein das Ganze, ich zoome es mir gleich groß, das weiße Passepartout
    zwingt die Bildfläche von 2 : 3 quer in ein quadratisches 1 : 1 der Präsentation.
    Größer gezoomt wird es sofort übersichtlicher, der weiße Rand stört mich nun weniger.
    Man hat hier eine menschenleere, ziemlich düstere und sehr "aufgeräumt" wirkende
    weitläufige Landschaft mit viel Wiese und sehr geraden, geteerten Wegen, deren feuchter Asphalt das Graublau des bedeckten Himmels aufnimmt und reflektiert, so entsteht eine Art Duotonbild mit diesem Graublau und dem Dunkelgrün der Wiese.
    Der Blick geht geradeaus zu einer Wegsperre die die Durchfahrt für Fahrzeuge blockiert.
    Diese ist rotweiß gestreift, was aber in der gefühlten Farbbalance des Fotos keine
    große Rolle spielt da das matte Licht die Signalfarbigkeit nicht unterstützt bzw. die
    Feuchtigkeit des Untergrunds mehr Licht reflektiert.
    Da dieser Weg im Gegensatz zum parallel verlaufenden tiefer gelegenen Weg leicht
    bergauf führt entsteht die Illusion er würde geradewegs in den Himmel bzw.in die
    Wolkendecke führen.
    In meinem Verständnis hat man eine Dreiteilung des Blickes nach dem Ersteindruck, der ja geradeaus Richtung Wegsperre ging.
    Zunächst geht es links runter wo die Sicht am weitesten reicht, vorbei an einer Bank
    und einer Weggabelung hin zu einem eher diffusen, aber ebenerdigen Horizont mit Baum -oder -Buschbewuchs und darin integrierten einzelnen Häusern.
    In der Mitte hat man den dominanten Asphaltweg mit der Wegsperre, deren quer liegende Barke die Linie des Horizonts links aufnimmt und leicht schräg fortführt da diese nicht "perfekt" ausgerichtet liegt sondern leicht schräg.
    Diese Linie setze ich nun nach rechts bis zum Bildrand den Hang hinauf fort, sie wird steiler.
    Gesamtheitlich wird es von links nach rechts etwas dunkler, sowohl die Wolken als auch die Wiese.
    Mir gefällt die ruhige aber durchaus ambivalente Stimmung die das Foto ausstrahlt.
    Ich würde die Aufnahme an der Nordsee verorten, dort wo es größere Deichanlagen gibt, Deutschland, Holland vielleicht.
    Was ich interessant finde ist dass man in dieser Aufnahme, die ja so klar wirkt, keine
    "Interpretationshilfe" bekommt ob das was zu sehen ist positiv oder negativ zu deuten
    ist: Man kann von einer Einsamkeit, einer Dystopie ausgehen oder auch von der Ruhe
    nach einem Regenschauer und einem längeren Spaziergang der ja erholsam sein kann.
    Vergeblich suche ich nach Anhaltspunkten ob es zum Zeitpunkt der Aufnahme eher windig oder windstill war.
    Das wäre für mich wichtig in der Frage ob ich es wagen würde weiter zu gehen, denn
    diese Wegsperre kann ja leicht zu Fuß umgangen oder über/unterquert werden...nur: Wo kommt man da raus und wie weit geht es weiter bis "was kommt" ?
    Eine Gegend in der die Wettervorhersage im Extremfall wichtiger erscheint als im
    urbanen Umfeld.
    Klar zu sehen so wie hier macht eine Entscheidungsfindung (weiter oder wieder zurück)
    nicht unbedingt einfacher.
    "Genau hier war das wo wir nicht mehr weiter wussten. Das Smartphone hatten wir Dussel in der Ferienwohnung liegen gelassen. Wir waren einfach so losgelaufen. Da sind wir dann lieber wieder umgekehrt."
  • wittebuxe 25/03/2024 21:55

    Streng grafisch, muss man konstatieren, sowohl die förmliche Darbietung als auch der Inhalt - das Motiv. Obwohl, ein Motiv kann man hier kaum erkennen, ich würde eher von Szene sprechen - die hauptsächlich von Geraden dominiert wird; mittig und aufstrebend die Hauptstraße (mit Schranke) abseits vom Deich, die im Grau des Himmels mündet, und deren Ende bzw. Fortführung nicht auszumachen ist; und die Nebenstraße unten links (mit Ausfahrt, gottseidank). Die eine ist für die Schafe, die andere für die Autos, beide fehlen gerade zur Zeit im Bild. Es ist ein regnerischer Tag, kalt, der Asphalt glänzt nass. Der andere Hauptbestandteil der Szenerie, die durchschnittene Wiese, ist kurz gehalten, und noch oder schon wieder grün, ansonsten wird dies Bild bestimmt vom leeren, lichtgrauen Wolkenhimmel: alles recht trostlos. Am linken Bildrand findet man eine Bank, deren Blickrichtung ebenso ins Trostlose geht, man könnte auf den Gedanken kommen, mit dem Kälberstrick an die nächste Brücke zu gehen, um dem Elend ein Ende zu machen. Bloß: da findet sich keine, weit und breit. Wäre da nicht der rot-weiße Schlagbaum mit ein paar Farbklecksern, würde s/w die Sache wahrscheinlich noch deprimierender machen.
    Aber eins bleibt: der Autor ist ein Ästhet, und drückt sich ebenso aus. Alles streng grafisch.
  • framebyframe 25/03/2024 11:02

    Ein Bild für den 'geneigten' Betrachter, wahrlich. Es braucht einige Momente bis der doch waagrechte Schlagbaum die Wahrnehmung wieder geradezieht. Ein lustiges Verwirrspiel. Der Kopf geht sogleich nach links, um die Verhältnisse vermeintlich auszugleichen. Hier wird man ordentlich verwirrt. Zunächst denkt man auch das graue Band, das mittig ins Unendliche führt sei ein Kanal. Es ist doch ein asfaltierter Weg. Die Linie des Schlagbaums ist dann so geschickt angeordnet, dass man dem Betrachter vorschlägt, hinter diese Begrenzung zu gehen, denn der Weg führt geradezu ins graue Nichts und vereint sich mit dem Grau des Himmels. Es muss sich rechts bei der Böschung um einen Deich handeln?!  Weitere Bildelemente links des Weges zeigen auch graue Strassen. Diese befinden sich perspektivisch deutlich weiter unten. Schätze, man wandelt hier etwa auf der Mitte eines durchaus mächtigen Deiches. Bloß gut, dass da jemand gleich eine Absperrung aufgestellt hat!
    • Clara Hase 25/03/2024 20:09

      hast du gut beschrieben - an einen Bach dachte ich auch bis ich dann die Schranke sah. Denke auch an einen Deich.
      Ganz links sogar eine Sitzbank im Grünen.
      Sehr steril das Ganze - graphisch auch -
    • Ingo E Meier 31/03/2024 18:23

      Wie sich zwischenzeitlich gezeigt hat, ist es tatsächlich ein Deich. Der Weg führt direkt über den Deich, eine sogenannte "Deichslip".
      Der Schlagbaum ist auch daher wichtig, da sich hinter dem Deich der Nationalpark Wattenmeer befindet und dort teilweise Betretungsverbot besteht.