Streetfotografie / Alltag in den Gassen

Streetfotografie / Alltag in den Gassen

Beim Bummel durch die Gassen sollte man darauf achten, dass man nicht zu sehr in die Privatsphäre der Anwohner eindringt. Wie in allen traditionellen arabischen Wohnvierteln gehören Gassen teilweise zum privaten Bereich der Hausbewohner. Die Grenzen zwischen "Privat" und "Öffentlichkeit" sind mitunter nur vage und für Fremde schwer ersichtlich.
Fremde sollten sich stets unauffällig, zurückhaltend und höflich verhalten. Keinesfalls sollte man in die Häuser starren, angelehnte Türen öffnen oder Innenhöfe betreten.

Jemeniten haben oftmals ein feines Gespür; sie beurteilen Fremde nach deren Auftreten, Gemütsart, Persönlichkeit und auch danach wie diese zum Jemen stehen. Danach wird über den Grad der Akzeptanz entschieden. Meist werden Urlauber neugierig beäugt, schließlich benehmen sie sich ziemlich anders als Jemeniten. Sie reisen zum Spaß herum, können es sich leisten eine Weile nicht zu arbeiten und ein Flugticket zu kaufen, sind meistens komisch angezogen, verhalten sich auch untereinander anders, fotografieren alles und finden es schön durch die Berge zu wandern.
Vorherrschend sind Pauschalurteile über verschiedene Nationalitäten, beispielsweise sind Nordeuropäer für gewöhnlich sehr geschätzt, Amerikaner eher unbeliebt. Asiaten werden abgelehnt, da sie keiner Buchreligion angehören.
Allen Positivbildern gegenüber steht ein gewisses Grundmisstrauen. Insbesondere alte oder sehr traditionell gesinnte Menschen fürchten um den Verfall der Moral durch Touristen mit ihren vermeintlich lockeren Sitten. In konservativen Gesellschaften wie dem Jemen sieht man in fremden Einflüssen - so friedlich sie auch sein mögen - schnell eine Gefahr für das eigene soziale Gleichgewicht.
Ansatzpunkte zu Gesprächen und einem gegenseitigen Kennenlernen gibt es im Jemen genug. Schön wäre es, darin eine Chance zur besseren Völkerverständigung zu sehen und in diesem Sinne gegenseitige Voreingenommenheiten zu hinterfragen und zu überdenken, um schließlich Misstrauen - das oft auf Gegenseitigkeit beruht - abzubauen.