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Es war jedes Mal wie ein Evergreen wenn eine 44er Richtung U- Born fuhr

Es war jedes Mal wie ein Evergreen wenn eine 44er Richtung U- Born fuhr

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Es war jedes Mal wie ein Evergreen wenn eine 44er Richtung U- Born fuhr

Freitagsfoto, an einen besonderen Tag danach !

Egal zu welcher Tages oder Nachtzeit, ob Sommer oder Winter. Wenn dieses unbeschreibliche Lied am Schienenstrang erklang wurden nicht nur Eisenbahnfreunde ganz plötzlich hellhörig.
Da lag irgend etwas in der Luft das man auch gut als Ohrwurm bezeichnen konnte.

Saalfeld mit Bw und Bahnhof, immer etwas düster oft recht verqualmt bedingt durch seine damals noch zahlreichen Dampfrösser.
Wo unter ihnen auch immer eine Herde Jumbos sich tummelten und ein Zuhause fanden.
Zuständig waren die Loks der BR 44 vor schweren Güterzüge nicht nur nach Unterwellenborn aber auch in all die anderen von Saalfeld ausgehenden Richtungen in Einsatz.
Dennoch und besonders war es die Rampe gerade dort hinauf nach U- Born (wie wir zu sagen pflegten) die der Lok aber auch dem Personal mitunter mächtig zu schaffen machten.
Kein Tag glich dem anderen, auch die Jahreszeiten spielten dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Manchmal lief es wie geschmiert ein andermal dagegen war der Teufel bösartig mit im Spiel.
Aber genau das ist es was den Beruf als Lokführers ausmachte, diese ständige Herausforderung.
Die in jeder Situation zu bestehen konnte für einen Glückgefühl oder auch eine Niederlage bescheren.

Einmal als ich noch erfreulich jung war als Heizer fuhr haben wir in U- Born wegen Dampfmangel das Handtuch werfen müssen. Mit der 44 1153 das auch noch man höre und staune mit bester Amerikanischer Kohle.
Ja ihr habt richtig gehört Amerikanische Kohle.
Es gab nicht nur, wie eine Zeitlang, furchtbare Kohle aus Mosambik an der man echt verzweifeln konnte.
Aber auch Ruhrkohle war mal im Angebot dafür habe ich noch eine extra Anweisung wie diese zu behandeln ist herumliegen.
Die DR war immer bemüht mit mehr oder weniger Erfolg genug Kohlen von irgendwo auf der Welt für unsere Dampfer zu beschaffen.
Doch das ist eine ganz andere amüsante Geschichte die ich ein andermal aufschreiben werde.
Nur soviel dazu, mir wäre das nicht passiert als Lokführer der ich zu dem Zeitpunkt bereits gewesen bin. Wobei ehrlich gesagt die Umstände gegen uns waren.

Da stehst du nun im Bahnhof Saalfeld hauptsächlich Gl. 17/18 vor dem Zug der noch gekuppelt werden muss.Keiner weis wie lange das Prozedere nun dauern wird. Eine Richtzeit gibt dir in schwarz auf weiß der Buchfahrplan bekannt, die Abfahrzeit.
Für den Heizer ganz wichtig um alles im grünen Bereich für die Abfahrt zu halten. Leichter gesagt als getan wenn es dann mal nicht losgeht nach Plan weil die Strecke noch nicht frei ist oder aus welchen Gründen auch immer.
Das ist der Moment wo es jeden Heizer langsam unwohl in seiner Haut wird.
Spitzendruck, die Sicherheitsventile säuseln Nerv tötend vor sich hin wollen jeden Moment mit höllischen Lärm auf sich aufmerksam machen. Die Dampfstrahlpumpe versucht ein abblasen der Sicherheitsventile zu vermeiden. Doch der Wasserstand steigt unweigerlich bedenklich an bewegt sich in den Bereich Kotzgefahr da schaut du drein wie Sauerbier..
Wie jetzt das Wasser aus dem Kessel bekommen ?
Der Lokführer wärmt die Zylinder ohnehin schon mehr als ausreichend vor. Mit dem Abschlammer nebelst du nun die ganze Lok ein. Eine andere Möglichkeit wäre da noch die Außentemperatur ein wenig über die Dampfheizung zu erwärmen. Wie zu sehen alles nicht so einfach.

Endlich können wir an den Zug fahren um anzukuppeln.
Die Doppelverbund Luftpumpe arbeitet wie verrückt um den Zug aufzufüllen. Bremsprobe, der Wagenmeister ist gefordert. Bremse anlegen, lösen auch das dauert seien Zeit bis der gute Mann den ganzen Zug abgelaufen hat.
Zug Fertigmeldung der Count- down beginnt es wird ernst.
Hf 2 erscheint irgendwann am Signal ab geht die Post.
Langziehen der Zug kommt in Bewegung die Zylinderhähne vernebeln dir die Sicht. Doch nun muss der Meister in kürzester Zeit den Zug auf eine bestimmte möglichst hohe Geschwindigkeit herauf dreschen bei Volllast.
Auf der Rampe noch vor der Rechtskurve sollte 40 Km/h gut anliegen das ist bereits die halbe Miete. Von nun ab wird der Zug immer mehr an Geschwindigkeit verlieren die nicht unter 20 Km/h absinken sollte.
Also Kopf aus dem Führerhaus und die Ohren feinfühlig immer auf Empfang eingestellt um sofort handeln zu können sollte die Lok ihre Traktionsleistung verlieren. Womöglich mit schleudern anfangen wollen. So geht es in voller Aufmerksamkeit der nächsten Linkskurve entgegen wenn die geschafft ist stellt sich automatisch so was wie Entspannung ein.
Von nun ab hört man am Klang das die Lok wieder schneller wird sich erholt ihre Sprache einen anderen aber angenehmen Ton annimmt. Freier wird bis schließlich dahin das der Güterzug seine Hg 60 Km/h erreicht hat.
Wobei Züge die in U- Born durchdonnern der Regler, um nicht zu schnell zu werden, etwas beigezogen wird.
Mit Augenmaß natürlich sozusagen spitz fahren, gute 65 Km/h etwa, da wir diesen Schwung keinesfalls vergeuden wollen in der Steigung bis zum Brechpunkt nach Könitz.

Unser ausgelasteter N 66 422 mit der 44 0689, eine zu dem Zeitpunkt April 1981 erfreulich gut gepflegte Planlok im Plan 304. Beim Kilometerstein 136,1 am Vorsignal von U-Born muss sie nicht mehr bangen alles bewegt sich im sogenannten grünen Bereich. Bei dem herrlichen Wetter begünstigt noch eher als sonst.
Die ganze Fuhre läuft für Mensch und Maschine zur vollen Zufriedenheit.
Na ja nicht ganz, was mich ein wenig stutzig macht die da für den Fotografen zwar attraktive schwarze Rauchfahne ?
Auch dafür gibt es mehrere Erklärung, eine davon könnte seien das die Ölqualität nicht die Beste ist. So zum Beispiel war das Rositzer Heizöl ein böses Zeug das in der Feuerbüchse regelrechte Nester entstehen ließ. Die wir erst wieder abstoßen mussten um eine optimale Verbrennung zu ermöglichen. Wer weis was wirklich war ?
Der kräftige starke Dampfaustritt aus den Kotzrohren aber ebenso der Kerzengerade nach oben aufsteigende Qualm zeugen von der gut arbeitenden Dampfmaschine des Dreischläger Jumbo im Jahre 1981.

Alles in allem die Eisenbahn in einen herrlichen Umfeld der damaligen Zeit.

Euer Ralf

Comments 13

  • Dieter Jüngling 07/07/2013 19:35

    Hier kommt Alles zusammen.
    Eine mehr als feine Aufnahme aus dem Alltagsdienst der 44er und deine schöne Geschichte.
    Ich freue mich schon auf deinen Artikel im nächsten "Modelleisenbahner".
    Gerne hätte ich dich jetzt im Urlaub besucht. Aber von meiner Ferienwohnung in RP war es dann doch zu weit.
    Besten
    Gruß D. J.
  • Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 06/07/2013 13:27

    Ein super schönes Motiv mit toller Szene.
    Die Geschichte läßt einen wieder in die Reichsbahnzeit meiner Jugendzeit versinken, schön!
    vg, stephan
  • makna 06/07/2013 0:26

    Das kann ich nur unterstreichen: "Alles in allem die Eisenbahn in einem herrlichen Umfeld der damaligen Zeit" ... einfach hervorragend, schon allein das Motiv !!!
    Und dann noch die Beschreibung - toll !!!
    Nun bin ich gespannt, wann Deine näher ausgeführte Kohle-Story kommt ;-)
    Und Dein Motiv dieses Ölers geht zu den Favoriten!!!
    BG Manfred
  • Michael PK 05/07/2013 19:26

    Ralf das Bild ist über jeden Zweifel erhaben und es machte wieder mal ein ganz großes Vergnügen Deine Geschichte zu lesen.Danke schön für beides u d ein tolles Wochenende
  • U. Dietz 05/07/2013 17:11

    Sehr schön mit dem in der Linkskurve verlaufenden Gleis
    und dem blühenden Umfeld.
    Diese Rampe war wohl DER Anziehungspunkt bei Saalfeld-Besuchen.

    MfG
    Uwe
  • Andreas Leipoldt 05/07/2013 14:23

    was für eine Aufnahme. Die dynamische Außenkurve,einfach genial und was man alles entdecken kann: Telegafenmasten, Kilometerstein und das abweichende Lichsignal(welches meines Wissens nur so an dieser Strecke zu finden war).

    VG Andreas
  • Roni Kappel 05/07/2013 14:18

    Hallo!

    Stark! :-)

    lg,
    Roni
  • Thomas Jüngling 05/07/2013 13:47

    Und wieder schaffst Du es, dass man sich direkt auf dem Führerstand wiederfindet und voll dabei ist. Man kann sich wirklich jede Radumdrehung bildlich vorstellen! Dazu dieses kraftvolle Bild - ein echter Leckerbissen!

    Gruß Thomas
  • Klaus Kieslich 05/07/2013 11:21

    Eine ganz herrliche Aufnahme und Info dazu
    Gruß Klaus
  • Weltensammler 05/07/2013 11:14

    Feine Perspektive mit dem Blick in die Kurve!
    VG vom Weltensammler
  • Haidhauser 05/07/2013 11:11

    Tolle Aufnahme und interessante Geschichte - TOP!!!
    LG Bernhard
  • Jan-Henrik Sellin 05/07/2013 11:08

    Sehr schön mit den blühenden Bäumen und den Telegrafenmasten!
    VG, Jan

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