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--- WINTERAUSTREIBUNG ---

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Rafael Mesa-Coto


Free Account, der Nähe von Mosbach

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Neckarkatzenbach: Katzenbacher Feuerrad wird vom Mit-
telberg zu Tal geführt
Am Dienstag, 20. Februar 2009, ist es wieder soweit, am Fastnach-
dienstag wird der Sitte der Väter folgend, das Katzenbacher
Feuerrad um etwa 19 Uhr vom Mittelberg unter den Klängen
der Binauer Guggenmusik im schönsten Dorf Nordbadens zu
Tal geführt.
Die Freiwillige Feuerwehr und der Förderverein laden alle Be-
sucher aus der näheren und ferneren Umgebung zu dem fun-
kensprühenden Spektakel ein. Eine Bewirtung erfolgt auf dem
Buswendeplatz am Ortseingang aus Richtung Neckargerach
und im Dorfgemeinschaftshaus hinter dem Schul-/Rathaus.
Über Ihren Besuch würden wir uns freuen.
Dieses Brauchtum bezieht sich auf den heidnischen-germani-
schen Sonnenkult, weil das Feuerrad dort ein Sinnbild der Son-
nenscheibe war. Auch die germanische Frühlingsgöttin Ostara
wird häufig mit Feuerrädern in Verbindung gebracht (Anm.:
hier ist der Brauch des Osterräderlaufs vordergründig gemeint
– dieser Brauch ist im Weserbergland und in Nord- sowie in
Mitteldeutschland aber auch in den Alpenländern verbreitet –
hier werden dann auch mehrere Räder nacheinander zu Tal ge-
rollt).
Die Feuerräder, wie überhaupt die verschiedenartigen Feuer,
die im Laufe des Frühlings an einzelnen Tagen aufflammen,
sollen dazu dienen, das Gedeihen der Ackerfrucht zu fördern
und die Arbeit des Landwirts zu segnen. Außerdem galten sie
als Freudenfeuer für den nun verschwindenden Winter mit sei-
nen kalten und dunklen Nächten. Das Licht, dargestellt durch
das Feuer, triumphierte über die Dunkelheit.
Wie alt das Brauchtum des Feuerrades ist, lässt sich aufgrund
der erst spät beginnenden geschichtlichen Aufzeichnungen in
Deutschland nicht feststellen. Vieles deutet darauf hin, dass bei
der Vermischung der nordischen Völkerstämme mit den aus
dem indischen Raum abgewanderten Völker dieser Brauch von
dort mitgebracht wurde und von den nachfolgenden Stämmen
der Germanen weitergeführt wurde.
Es gibt zwar Berichte von Feuerrädern aus der Kelten-/Römer-
zeit aus der Gegend um Arles in Frankreich wo Feuerräder zu
Tal gerollt wurden aufgrund römischer Aufzeichnungen.
Die z. Z. bekannste älteste Aufzeichnung aus Deutschland ist
vom Klosterbrand Lorch vom 21. März 1090, hier wurde von
brennenden Scheiben bzw. Rädern das halbe Kloster zerstört.
Die Brüder Grimm berichten von Feuerrädern die im Mosel-
städtchen Konz an Johannitag zu Tal liefen. Aus Würzburg
wird schriftlich im Jahr 1520 über den Ablauf von Feuerrädern
berichtet.
Dieser Brauch des Feuerrades und der Frühlingsfeuer hielt sich
vielerorts bis in die Zeit des Dritten Reiches. Nach dem aber
auch dieses Brauchtum von den verschiedenen Organen miss-
braucht wurde, ließen nach dem Krieg viele Orte diesen Brauch
sterben. Aber nach dem Krieg, als die eine oder andere Saat
von Hagel geschädigt wurde und da man das auf nicht Durch-
führen von Fastnachtsfeuern oder Abrollen von Feuerrädern
zurückführte, lebte in ländlichen Gemeinden dieser Brauch
wieder auf.

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