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wer, wenn ich schriee, hörte mich

wer, wenn ich schriee, hörte mich

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Briba


Premium (Pro), Köln

wer, wenn ich schriee, hörte mich

... denn aus der Engel Ordnungen?

Und gesetzt selbst, es nähme

einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem

stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts

als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,

und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,

uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.

Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf

dunkelen Schluchzers. Ach, wen vermögen

wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,

und die findigen Tiere merken es schon,

daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind

in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleicht

irgendein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglich

wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern

und das verzogene Treusein einer Gewohnheit,

der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.

O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum

uns am Angesicht zehrt-, wem bliebe sie nicht, die ersehnte,

sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen

mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?

ACH, SIE VERDECKEN SICH NUR MITEINANDER IHR LOS.

Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere

zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel

die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.



Rainer Maria Rilke, Die 1. Elegie

Comments 8

The photo is not in the discussion.

  • visionsandpictures 30/12/2010 21:06

    Ecce Homo, fällt mir bei dem Bild, ja der ganzen Serie ein. Ein ausdrucksstarkes "Modell"(ist es eins?) und großartig eingefangen.
  • Model baccara 19/12/2010 0:16

    das kann ich dir nicht sagen...
    dann muss ich weinen...immer nur weinen...

    ich habe ein Lied dazu...ein Medium...an das man sich fesseln kann...auch wenn es nicht passt...aber es...drück Stärke aus...die du hast...

    vielleicht gefällt es dir...drück Pe

    http://www.youtube.com/watch?v=egwARrX1ik8
  • Gerhard Körsgen 18/12/2010 22:19

    Die heftige, leicht morbide Romantik des Gedichtes kann ich in dem Foto nicht wiederfinden, wohl aber eine Melancholie, eine Sehnsucht, die aber aus dem Bild selbst heraus diffus bleibt...und natürlich dennoch berührt.

    LG Gerry
  • Gerlinde Kaltenmeier 18/12/2010 6:34

    Dreimal angeschaut, dreimal gelesen,jedesmal ein anderer Gedanke, jetzt schreibe ich meinen ersten.
    " Die Mauer hat winzig kleine offene Fugen, kaum Sichtbar" Ich lass es jetzt mal so stehen.
    Wünsch dir ein schönes Wochenende
    Gerlinde
  • Marina Luise 17/12/2010 20:54

    Sehr schönes Spiel mit der Schärfe - ein 'Sich -Nicht-Näherkommen-Lassen' - das Knie ist Barriere und Schutz!
    Passt gut zum Text!
  • Peter Härlein 17/12/2010 19:17

    Zieh mal die Mundwinkel hoch. :-))
    Gruß, Peter
  • marenostrum 17/12/2010 10:27

    sehr gut.
    lg.m
  • Putty 17/12/2010 8:17

    ich habe die Musik für dich dazu... :O)
    Anne Clark - Just after Sunset - ein Must für Rilke Fans!!!! ich finde die Vertonung gelungener als vom Rilkeprojekt, finde ich.. und sie war die Erste.
    LG Putty
    http://www.youtube.com/watch?v=tQZUIbaCVlA

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