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Warteschlage: Erster Prozesstag in Detmold

Warteschlage: Erster Prozesstag in Detmold

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Brillenauge


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Warteschlage: Erster Prozesstag in Detmold

Detmold Unmut in der Warteschlange vor dem Auschwitz-Prozess
Medieninteresse nimmt ab, aber immer mehr Bürger wollen an der Verhandlung teilnehmen / Plätze sind begrenzt
Detmold. Auch an den Prozesstagen drei und vier ist das Interesse der Bürger am Auschwitz-Prozess in Detmold immens: Die Schlange vor dem Gebäude der Industrie- und Handelskammer ist lang, viele stehen hier seit 8 Uhr - vergeblich. Es regt sich Unmut.
Aus München, Neuss, Münster oder Bonn sind die Menschen angereist, um einen der 60 begehrten Plätze in dem Saal zu erhalten, in dem seit dem 11. Februar das Landgericht gegen den ehemaligen SS-Wachmann Reinhold Hanning verhandelt.
Was die Menschen am meisten ärgert: Nachdem der große Medienrummel nach dem ersten Tag abgeebbt war, blieben viele der 60 Presseplätze frei, während die normalen Zuschauer vor der Tür bleiben mussten. "Wir können die Kontingente nicht einfach flexibel freigeben", erklärt Gerichtssprecherin Dr. Anneli Neumann. Die Zahl der Plätze sei in einer "sitzungspolizeilichen Anordnung" des Gerichts festgelegt. Würde man einfach davon abweichen, sei das eine Verletzung des Öffentlichkeitsgrundsatzes und könnte ein Revisionsgrund sein.
Dafür haben viele Verständnis - wie Michaela Klein, die schon zum zweiten Mal vergeblich angereist ist. Eine Videoübertragung aus dem Gerichtssaal schlägt der Detmolder Oliver Kreie vor, der sich extra für den Prozess freigenommen hat und nun vor der Tür steht: "Das ist nach deutschem Recht nicht zulässig", erklärt Neumann.
Die zehn Freiwilligen der "Initiative gegen das Vergessen" stehen als "Platzhalter" seit 7.15 Uhr an, um für Angehörige der Holocaust-Opfer oder Prozessbeobachter der jüdischen Gemeinde Herford einen Sitz im Saal zu ergattern: "Viele Leute verstehen das nicht, da herrscht zum Teil eine aggressive Stimmung", sagt ein Sprecher. Er wünscht sich für die Angehörigen Extra-Kontingente.
Am kommenden Freitag, dem nächsten Prozesstag, will die Initiative nun Handzettel verteilen, um für Verständnis zu werben. Dann wird das Gericht auch eine Anregung aufnehmen und zwischendurch die Zahl der aktuell freien Plätze ansagen, um unnötiges Warten zu vermeiden. Carolin Weber nützt das nichts: Die Detmolder Schülerin hatte sich für den Prozesstag extra beurlauben lassen. 14 ihrer Mitschüler kamen in den Saal. Carolin musste draußen bleiben.

http://www.nw.de/nachrichten/thema/auschwitz_prozess/20714407_Unmut-in-der-Warteschlange-vor-dem-Auschwitz-Prozess.html

Comments 1

  • Heinrich Flor 03/04/2016 11:50

    Die Aussagen der (Zeit-)zeugen/innen sind wertvoller als viele Stunden Geschichtsunterricht. VG. Heinrich Flor

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