Jochen aus Bremen


Premium (Pro), Bremen

Von der Raupe zum Schmetterling

In der Botanica im Bremer Rhododendronpark
http://www.youtube.com/watch?v=kKYY86pRrI4

Schon lange habe ich nach der Illustration für die sechs Entwicklungsstufen des menschlichen Daseins gesucht.

Warum sind wir hier?
Warum arbeiten wir?

Auf den ersten drei Stufen leben wir als Raupe oder Puppe im Stadium der Angst



1. Auf der ersten Stufe geht es um Sicherheit und Überleben. Auf der ersten Stufe stehen wir morgens auf und gehen zur Arbeit, um unsere Existenz zu sichern.

2. Haben wir die Gewissheit, dass unsere Existenz gesichert ist, begeben wir uns auf die zweite Stufe. Wir bekommen Lust, Unsicherheit zu verspüren, Lust auf Thrill. Menschen die "todsichere" oder "todlangweilige" Jobs haben, haben meist aufregende Hobbys wie Fallschirmspringen oder Motorrad fahren.

3. Jetzt geht es darum die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Wir sammeln Titel, wohnen im angesagten Wohnviertel, haben den "richtigen" Partner, übernachten im angesagten 5 Sterne Hotel und sparen auf die Weißgolduhr. Wir sind im Rattenrennen, das wir nie gewinnen können.

Auf den ersten drei Stufen ist das Motiv, aus dem wir handeln schlicht Angst. Die angstbesetzten Stimmen im Kopf rufen uns zu "schneller, höher, weiter"

Auf den Stufen 4-6 ist der Grundmodus Liebe. Wir transformieren zum wirklichen Menschsein. Die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling. Die Raupe hat das Potenzial zu fliegen, aber nicht die wirklichen Fähigkeiten, solange sie Raupe ist.



"Was nützt es, wenn ich die Welt gewönne, doch meine Seele Schaden nimmt", sagte schon mein Freund Johann Wolfgang.

4. Dorthin begeben wir uns, wenn der Leidensdruck, der mit der inneren Unzufriedenheit einhergeht, zu stark wird. Der Mensch verwirklicht sein Selbst. Wir beginnen angstfrei und aktiv Entscheidungen zu treffen, beherzt für Dinge einzustehen und aus Fehlern lernen, wenn sie passieren. Wir gelangen aber nur dorthin, wenn wir die ersten drei Stufen durchlebt haben und letztlich als unbefriedigend empfunden haben.

5. Wenn dieses innere Wachstum auf seinem Höhepunkt angekommen ist, sind wir in der Lage, anderen davon etwas abzugeben und erreichen damit die fünfte Stufe. Wie ein nie leer werdendendes Gefäß fließen wir über und können andere Menschen beschenken.

6. Auf der sechsten Stufe vereinigt sich alles. Hier sind wir einfach, was wir sind. Auf den unteren Stufen ging es um "Haben und Tun", hier geht es um "Sein". Erst gehabt zu haben, befreit vom Habenmüssen.

Und auf welcher Stufe lebst Du????


"Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind der Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, die singen und küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen.

Wenn wir in Märchen und Gedichten,
erkennen die wahren Geschichten,
erst dann weht von einem geheimen Wort,
das ganze verkehrte Wesen fort". (Novalis)

Und mit Novalis schließt sich der Kreis und wir können die Schmetterlinge lachen hören:
http://www.youtube.com/watch?v=39I3qv5d_gE

Und hierbei kommen allerfeinste Jugenderinnerungen hoch:

36 Jahre alte Super Musik
http://www.youtube.com/watch?v=Ptj1CpBh4nQ

Comments 12

  • HerbertKpn 03/02/2013 0:26

    Eine feine Aufnahme mit toller Schärfe! Und interessante Überlegungen zur Analogie mit der Entwicklung des Menschen. Bei der Raupe steuern genetische Mechanismen die Metamorphose. Raupe und Schmetterling haben identisches Genom, aber die Ablesung der Gene ist verschieden. Beim Menschen ist die Sache komplizierter. Haben alle gleiche Voraussetzungen, aber unterschiedliche Möglichkeiten? Sicher nicht. Ein komplexes Thema, zu kurz, um es in einem Kommentar zu diskutieren.
    Lg Herbert
  • rawmart 27/01/2013 17:04


    Brillante Aufnahme, absolut beeindruckend…!
    Gruß
    Martin
  • Simone Hoffmann 22/01/2013 20:49

    schön wie du Bild und Text, der sehr nachdenklich macht, verbindest,
    genau wie dieser Schmetterling ist niemand vollkommen,
    Gruß Simone
  • klickbrett 21/01/2013 17:47

    Eine sehr schöne Präsentation. lg, Danny
  • Dieter Behrens K.T. 19/01/2013 5:08

    Die Schärfe stimmt, sieht aber ganz schön zerupft aus.
    Dein Text ist sehr interessant !

    LG a.ID, Dieter
  • A.Schiele 18/01/2013 5:00

    Ein Prachtexemplar. In guter Schärfe sehr schön präsentiert.
    Schönes WE und liebe Grüße,
    Armin.
  • Monue 17/01/2013 12:48

    Mit diesem sehr feinen Schmetterlingsbild aus dem schönen Bremer Park untermalt mit dem Chansonklassiker und Deinen ausführlichen Gedanken zum menschlichen Dasein regst Du mal wieder sehr schön zum Nachdenken an....
    Wenn ich die Stufen so lese, denke ich, ich habe Stufe 2 und 3 irgendwie übersprungen oder nur gestreift... ich glaub, ich bin sehr früh im Menschsein gelandet...
    Novalis Worte sind wunderschön, für die Musik war ich damals wohl noch zu jung... ;o)
    LG Moni

    *
    In einer Metamorphose muß man Gewohnheiten abwerfen, halb Schmetterling, halb Raupe kann man nicht fliegen.

    © Rolf da Galln
    *
  • Brombeerfink 17/01/2013 11:26

    Lieber Jochen,
    wie gut Du uns weiterführst mit Deiner Beschreibung - und das ist einmalig hier in der Fc - über die Metamorphose:
    Raupe -Schmetterling,
    die auch für uns sinnbildlich ist.
    Deine''Ansätze sind für jeden für uns nachdenkenswert -
    frage mich: "Wo stehe ich?"
    Schaue zurück - die 3 ersten Stufen und betrachte das Jetzt - 4. bis 6. Stufe.
    Danke, lieber Jochen, dass Du uns diese feinsinnigen Motive bescherst, zusammen mit dem herrlichen Schmetterling, dessen Flügel ein wenig ausgefranst sind. Wir alle also, wenn auch Schmetterling, dennoch noch nicht vollkommen sind.
    Dir meine lieben Grüße, die Edeltraud
  • Erwin Oesterling 16/01/2013 21:07

    Jochen, hier hast Du die Schärfe exakt auf den Punkt gebracht.
    Gruß Erwin
  • Andreas Liwinskas 16/01/2013 20:23

    Ganz großes Kino Jochen ! auch wenn der Linke Flügel ausgefranzt ist :-) TOP ...LG Andreas
  • Volker a.H. 16/01/2013 19:13

    Dieses wunderschöne Makro,
    Jochen,
    wird nur durch Deinen tiefgehenden Text übertroffen !
    Auch das Schlussgedicht regt zum Nachdenken an.
    Der Schmetterling ist von einer excellenten Qualität.

    Er steht im Griechischen für die Verkörperung der Seele.
    Durch die Analogie:
    Raupe - Mensch, Verpuppung - Tod, Schmetterling - Auferstehung,
    wird das Leben nach dem Tod symbolisiert.
    Somit also ein Sinnbild der Unsterblichkeit der Seele.

    ~
    Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird
    wenn sie erst Schmetterlinge sind,
    sie würden ganz anders leben:
    froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.
    Der Tod ist nicht das Letzte.
    Der Schmetterling ist das Symbol der Verwandlung,
    Sinnbild der Auferstehung.
    Das Leben endet nicht, es wird verändert.
    Der Schmetterling erinnert uns daran,
    dass wir auf dieser Welt nicht ganz zu Hause sind.
    (Heinrich Böll)

    Gruss Volker
  • Kurt Stamminger 16/01/2013 18:50

    Eine Schönheit und der Text regt sehr zum Nachdenken an - Danke dafür !!!


    LG
    Kurt