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Voice Modulation / W49

Voice Modulation / W49

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Arthur M. Dent


Free Account, RW - Baden-Württemberg

Voice Modulation / W49

Na das war noch eine Modulation, damals als ...

Es war in Kiel, im März des Jahres 1966, als dieses Exemplar als Vormodel mobiler Sprachapparate das Licht der Welt erblickte. Na immerhin hatte es schon einen knapp zwei Meter weiten Aktionsradius, nur beschränkt durch ein dünnes Kabel. Wenngleich, es zogen noch einige Sommer ins Land, bis es sich frei umherbewegen durfte. Aber es hatte noch den Vorteil nicht wie sein Urenkel wegen der Ruflaute mit einem Radio verwechselt zu werden. Und erst seine Stimme, unverkennbar moduliert, dumpf, wie ein Nachrichtensprecher aus dem Öffentlich-rechtlichen.

Von wegen Ruftöne und Klang. Mancher verwechselte der Farben wegen den Apparat mit einem Klavier. Zumeist, wenn sie in ihren Ausprägungen Schwarz und Elfenbein in Rudeln auftraten. Und doch, sein herrliches Glockenspiel verriet den Unterschied. Rrrrringgg, rrrringgg. Oder heutzutage nur noch als OldPhone.wav zu finden.

Schwierigkeiten brachte auch mit sich, dass sich der Apparat nicht entscheiden konnte, wo sein Lieblingsplatz sein solle. Ob an der Wand oder auf der Häkeldecke auf dem Tisch, er war mit wenigen Handgriffen allzeit bereit. An der Leine und mit nur einem einzigen Anschluss in der ganzen Wohnung hielt sich die Suche nach ihm auch meist in Grenzen.

Parallel dem Globus unterlag sein Wahlinstrument dem Irrtum eine Scheibe zu sein. Um das Ziel zu erreichen tippen wir noch wie wild auf kleinen Kunststoffplättchen herum. Irgendwann reden wir mit dem Gerät, was wir in unserer Ära ja bereits beginnen. Naja. Von der Erde glaubt heute auch noch jeder, sie sei eine Kugel; eventuell auch eine Kartoffel. Mmmpf. Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis die Menschheit erkennt, dass sie in Wirklichkeit bananenförmig ist ;o).

-Art

ps: Hurra, mein Apparat lebt noch, rrrrringgg!

Comments 6

  • Wolfgang Djanga S. 09/03/2006 16:18

    Absolut top!
    LG Wolfgang
  • Tine Wunn 02/03/2006 15:59

    DAS gefällt mir! Ist toll gemacht und harmonisch in den Farben. Schön!
    LG
    Tine
  • Markus Merz 11/01/2006 15:13

    Wunderschöne Collage!
    Bei meinen Eltern ringt er auch noch vergnügt vor sich hin und der Enkel findet es toll das man drehen kann.
  • Summa Summarum 05/01/2006 1:53

    - da werde ich ja gleich ganz sentimental - und dann noch den anschluss mit 3 anderen teilen .. brrrr ....

    sehr nette kollage - lg
  • - m - 03/01/2006 19:42

    Schöne Zusammenstellung, nur der Schriftzug im Rahmen gefällt mir nicht so.

    LG
  • Arthur M. Dent 03/01/2006 9:33

    Für Techniker unter euch:

    Der W49 (Wählfernsprecher 49), auch TiWa49 (Tisch/Wandfernsprecher 49) genannt, ist ein Telefonapparat, der ab 1949 von der Hanseatischen Apparatebau-Gesellschaft Neufeld & Kuhnke (Hagenuk) in Kiel entwickelt und gebaut wurde. Das Besondere an diesem Apparat ist, dass man ihn vom Tisch- zum Wandapparat und zurück umbauen kann. Dazu werden zwei Gehäuseteile um 180° umgesetzt, so dass die Gabel um 90° gekippt werden kann, die Neigung des Nummernschalters aufgehoben wird und die Wählscheibe parallel zur Grundplatte steht.

    Gebaut wurde der W49 noch bis Mitte der 1960er Jahre. Das Ende nahte schon 1963, als die Deutsche Bundespost als neuen Standardapparat den Fernsprech-Tischapparat 611 einführte (FeTAp 611, Spitzname Graue Maus wegen der anfangs nur kieselgrauen Gehäusefarbe), den es ab 1967 auch in einer Version zur Wandmontage gab.

    Der W49 besteht aus dem zwar sehr harten, aber spröden, bruchempfindlichen duroplastischen Kunststoff Bakelit. Es gab ihn neben der Standardfarbe Schwarz auch in der Farbe Elfenbein, einer Art Crémeweiß. Den W49 gab es sehr selten auch in anderen Farben, in Grau und Dunkelrot.

    In Schwarz war er ein Apparat, der eher in Werkstätten oder im Gewerbe eingesetzt wurde, also seinen Dienst oft in schmutziger, staubiger Umgebung verrichten musste.

    Die Kunststoffe der elfenbeinfarbenen Apparate waren nicht sehr lichtbeständig und auch bruchempfindlicher, weshalb heute viele Apparate dieser Farbe beschädigt und fast schneeweiß ausgeblichen sind. Weil die Herstellung von elfenbeinfarbenem Duroplast aufwendiger und teurer war, galten die hellen Geräte als Statussymbol (als das "Chef-Telefon"), wurden von der Bundespost nur gegen einen Aufpreis bereitgestellt und waren eher in begüterten Hauhalten, Arztpraxen, Anwaltskanzleien oder Hotels zu finden.

    -Art

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