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Vergessen, bedroht, verschwunden II

Vergessen, bedroht, verschwunden II

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Vergessen, bedroht, verschwunden II

Dayak-Mann aus Long Lame, Kalimantan Timur, Indonesien. Er und seine Frau (Die Frau mit den Ohrringen) hatten uns gastfreundlich aufgenommen.

Aus meinem Dschungel-Tagebuch:

...Urwaldgeräusche. Eine Petroleum-Funzel schaffte es gerade die Gesichter zu erhellen. Ich saß auf dem Boden, an eine Bretterwand gelehnt, zwei Meter über dem Waldboden in einem Pfahlhaus der Dayak. Arme und Beine waren schwer geworden. Der Tuak bewirkte eine Konzentration der Sinne auf die Geräusche des Waldes und die vollkommene Entschleunigung. Nichts hätte mich an diesem Abend im Dschungel Borneos aus der Ruhe bringen können. Entschleunigung, das vollkommene Herunterbremsen jeglicher Hektik und Anspannung. Ein Gesamtwerk aus spärlichem Licht, das Gesichter, Wände und Boden illuminiert, dazu der Geruch nach feuchtem, verkohltem Holz und einem Sound des Waldes aus Zikaden, Fröschen und anderen nachtaktiven Tieren.
Kein plärrender Fernseher, keine kreischende Mutter, die ihr Kind zur Sau macht. Keine überfüllte U-Bahn, kein Weihnachtsgeschäft.

Ein Tropfen. Saft tritt aus einer angeritzten Blütenknospe aus. Eine Blüte, die von der „Aren-Palme“ gebildet wird. Der Saft wird aufgefangen. Die Hitze setzt sofort einen Gärprozess in Gang. Eine Art „Federweißer“ entsteht. Man muss nichts weiter tun als zu warten, meinte Jeffrey. Meine Erinnerungen an diesen Abend bei den Dayak sind verblasst, haben sich verflüchtigt. Tuak hat den Übergang zwischen Wirklichkeit und Traum unscharf werden lassen. Wir betteten uns auf Matten aus Bast auf rohen Bodendielen. Jetzt verblasste die Erinnerung an die Küste, die Stadt, Lärm und Abgase.

Langhaus
Langhaus
Markus Bibelriether

Vergessen, bedroht, verschwunden
Vergessen, bedroht, verschwunden
Markus Bibelriether

Comments 1

  • Black Pearl Design 04/08/2008 22:33

    Schön das ihr so Gastfreundlich aufgenommen worden seit ...das ist eigendlich nicht selbstverständlich das sie oft sehr Arm sind und nur das nötigste zum Leben haben...deine Bilder sind wie immer sehr interessant und die Rexte lesen sich wie eine Abenteuerreportage...
    LG Schwarze Perle