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Heidi Schneider


Premium (Pro), Goldau

Teepause

Scan vom Dia

Nach den Wochen im Kumbu wandere ich von Lukla nach Jiri, zur nächsten Strasse. Das nimmt eine weitere Woche in Anspruch. Leider verläuft der Weg quer zum Gebirge und man muss jeden Tag eine Bergkette mit einem Höhenunterschied von 1000 Metern überwinden. Dazu regnet es oft, unter dem Regenschutz werde ich nass vom Schwitzen, dazu sehe ich wenig... Aber viele überraschende Schönheiten sorgen dafür, dass diese Woche trotz absurden Knieschmerzen tief in Erinnerung bleibt. Ein Gompafest mit einem Volltrunkenen, der im Kloster randaliert, eine völlig abgelegene Schule auf einem Berg, mit so lustigen Schülern, dass ich versucht bin zu bleiben, eine überraschende Einladung bei Mönchen, gerade als mir das Essen ausgegangen ist, Dhal Bhat, Reis mit Linsen, Wäschewaschen am eiskalten und herrlich klaren Wasser, vor Freude besinnungslose Sherpas, weil sie den Everest geschafft haben und grosszügige Trinkgelder erhalten haben, freundliche Träger, die weit mehr als ich tragen, so dass ich ihnen aus dem Weg gehe und ins Gras neben dem Weg trete, wobei ich die Zähne zusammen beisse und grüsse, wohlwissend, dass bestimmt wieder ein Blutegel angebissen hat... Die Dinger werden tierisch gross und die Sauerei ist vorprogrammiert...

Hier ruhen sich die Träger beim Tee aus, ihre Tragkörbe sind schwer, erreichen Gewichte von 75-100 kg... Alle paar Schritte ruhen sie sich aus und stützen sich und den Tragkorb auf die Stöcke, auf je eine Seite des Knaufs. Je schwerer die Last, desto dicker der Stock. Trotzdem habe ich schon gesehen, dass einer unter dem Gewicht zerbrochen ist. Auch ist es nicht mehr möglich, alleine aufzustehen, wenn ein Träger fällt. Vieles der Waren ist für die Touristen, es muss jedes Cola (in der Glasflasche!) in die hintersten Täler getragen werden, das Gebiet ist zum Teil zu hoch für Helikopterflüge, welche die Waren sowieso zu sehr vertreuern würden.

Ich gehe seit Stunden durch den Nebel, der alle Geräusche schluckt, nur das Klacken meiner Flipp-Flopps bleibt, die Landschaft wird von der Fantasie neu erschaffen, wo ich wohl heute übernachten, essen werde?

Heute Land der Maoisten, die Trekker werden gebeten eine "Contribution" zu leisten, meistens etwas über 100 Dollar, man kriegt eine Quittung, damit man nicht beim nächsten wieder bezahlen muss, so dass dann keine Touristen mehr kommen. Es würgt mich, wenn ich dran denke, dass ich für so viele nur ein Dollarschein auf zwei Beinen bin. Wir tragen selber dazu bei. In Nepal ist einfach alles vom Ausland gesponsort. Jeder Brunnen trägt einen italienischen, deutschen, französischen Namen...
Am besten scheinen die Projekte von Edmund Hillary zu laufen, dort müssen die Einheimischen Bedarf anmelden und die Hälfte der Kosten übernehmen...

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