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Spitzbergen [26]

Spitzbergen [26]

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Gunnar Dillmann


Premium (Complete), Biebertal

Spitzbergen [26]

Wie immer und überall auf Spitzbergen besteht die Gefahr einem Eisbären zu begegnen. Dann heißt es: 1) ausweichen und Rückzug, 2) den Bären mit Böllern und Leuchtmunition vertreiben, 3) weiterhin ausweichen und Rückzug und erst wenn ein Angriff des Bären unvermeidlich ist, dann 4) dürfen unsere Guides zur scharfen Waffe greifen, die immer dabei sein muss. Ohne Waffe darf man sich außerhalb von Ortschaften nicht bewegen.
Eine solche Eskalation mit scharfen Schüssen passiert wohl so ein bis zweimal im Jahr auf Spitzbergen, und unsere Guides versicherten uns, dass dann in spätestens 1 Stunde ein Hubschrauber der Administration da sei, wir alle interviewt würden, ob ein Töten des Bären aus unserer Sicht nötig war, oder ob ein Rüückzug möglich gewesen wäre. Wird die Situation als unnötig eskaliert gewertet, droht eine Gerichtverhandlung, hohe Strafen und im Falle eines Urteils "Wilderei" bis drei Jahre Haft. Eine Menge Verantwortung, welche unsere Guides zu tragen haben. Die meisten von ihnen haben bisher nur auf einem Schießstand einem Papp-Eisbären gegenüber gestanden. Eine unserer Führerinnen aus dem Expeditionsteam hat uns erzählt, wie sie zum ersten Mal einem leibhaftigen und offensichtlich hungrigen Eisbären gegenüberstand, der urplötzlich aus einer Felsspalte auftauchte. Hinter sich rund 100 nervöse Touristen am Strand, und ein im Sommer mangels Packeis und Robben abgemagerter hungriger Eisbär nur 30 Meter vor sich. "Der war schön schwerhörig, er hat die Böller einfach ignoriert". Es seien von den Guides schon drei Gewehre entsichert und angelegt gewesen, da habe einer es geschafft eine Leuchtkugel in den Pelz des Bären zu schießen. Nicht wirklich gefährlich für den Bären, aber sehr unangenehm. Dann ist der Bär entweder sehr wütend und greift tatsächlich an, was aber bei dem kurzen Abstand von 30 Metern sowieso anzunehmen ist. Die vom Gesetzgeber vorgegebene kritische Entfernung, ab der der scharfe Schuss erlaubt ist, liegt wohl bei 50 Metern. Oder aber der Bär gibt sich doch beeindruckt, und so ging wohl auch diese Begegnung glimpflich aus, indem der Bär ins Wasser stieg, um seinen Pelz zu löschen. Als sie uns das erzählte, es war wohl 2 Wochen zuvor geschehen, war die Stimme immer noch zittrig.
Die Herren und Damen Guides schultern eine Menge Verantwortung für unsere Sicherheit und für die Natur und die eigentlichen Herren dieser besonderen Welt Wir sind hier nur Gäste, die Rücksicht nehmen müssen. Mein allergrößter Respekt.

Comments 2

  • herbstfalke 29/06/2017 15:10

    Wow sehr spannend. Danke für die erklärenden Worte. Inzwischen ist mir das auch so wichtig geworden, denn sie erzählen eine Geschichte zum Bild und rücken das eigene Leben auch etwas zurecht. Viele Grüße Raphael
  • Doreen A. 30/04/2017 0:42

    Sehr interessant sind Deine Worte unter dem Bild!
    Dankeschön dafür!
    L.Gr. Doreen

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Folders Spitzbergen
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Exif

Camera DMC-GH2
Lens LUMIX G VARIO 14-140/F4.0-5.8
Aperture 8
Exposure time 1/640
Focus length 120.0 mm
ISO 160

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