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Spiegelstadium eines anonymen Alkoholikers

Spiegelstadium eines anonymen Alkoholikers

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Arnold Walter


Free Account, Linz

Spiegelstadium eines anonymen Alkoholikers

die 2. Bedeutung des Titel bezieht sich auf Lacans Theorie:

Die Theorie des Spiegelstadiums (Das Spiegelstadium als Bildner der Ichfunktion, in: Schriften I, S. 61-70) zählt zu Lacans berühmtesten Konzeptionen. Sie geht auf Beobachtungen des Psychologen James Mark Baldwin zurück. Nach Lacan beginnt das Kind in der Zeit zwischen dem 6. und dem 18. Lebensmonat, wenn man es vor einen Spiegel hält, sich selbst in ihm zu erkennen und zu identifizieren, worauf es mit einer „jubilatorischen Geste“ reagiert. Ab diesem Moment verändert sich der Blick auf das eigene Selbst, ja er wird jetzt überhaupt erst möglich: aus dem in „Partialobjekte“ „zerstückelten“ Blick auf sich aus der Leib-Perspektive wird nun ein Blick von außen, der das Kind erstmals vollständig zeigt. Die jubilatorische Geste ist deshalb auch eine narzisstische Geste der Allmachtsphantasie, in der sich ein „Größenselbst“ („Ideal-Ich“, „je“) zeigt, das fortan zur Matrix wird, auf das hin das Subjekt sein Ich orientiert. Das Spiegelstadium geht deshalb mit der psychischen Geburt des Ichs einher.
Zugleich aber ist das Spiegelstadium der Beginn einer Entfremdung. Denn im Spiegel sieht das eine körperliche Einheit, die es selbst noch gar nicht fühlt. Es identifiziert sich mit etwas, das es nicht ist, nämlich mit der "totalen Form des Körpers", und zwar an einem Ort, an dem es sich nicht befindet (nämlich im Spiegel). Deshalb ist das Erkennen im Spiegel zugleich ein imaginäres Verkennen und führt zur Spaltung des Subjekts in „moi“ (Ich-Ideal, das "imaginäre Subjekt") und „je“ (Ideal-Ich, das "symbolische Subjekt"). Daraus folgt der im Deutschen paradox klingende Satz: "Das Ich ist nicht das Ich." - „Le je n'est pas le moi.“ (Wikipedia)

Comments 3

  • Blimunda Bli 12/08/2006 3:50

    sehr gut dargestellt was im Text erklaert wird!
    ps: zu Lacan's Theorie, (speziell dort, wo er beteuert, das Kind wuerde sich beim Betrachten des Spiegelbildes "mit etwas idenzifieren, was es nicht ist....."), frage ich mich aber:" begreifft das Baby ueberhaupt dass es SICH sieht... hatte bei meinen Kindern immer eher den Eindruck dass die jubilatorische Geste zum Spiegelbild eher darauf schliessen laesst, sie gelte einem andern Kind... also das dass Baby im Spiegelbild nicht meint, sich zu sehen, sondern ein anders Kind.. ein neuer Spielgefaehrte etc
    falls dies zutreffen wuerde, wuerde seine Theorie ja schon am Anfang scheitern, da er von einer falschen Interpretation des sich? im Spiegel anjubelnden Kindes ausgehen wuerde.... oder ist es "geprueft", dass das Kind wirklich SIC darin erkennt?
    habe nie Lacan gelesen aber von ihm gehoert...
    muss wohl in meinen "alten Tagen" noch wieder was dazulernen... interessiert mich
    bist Du bewandert in diesem Gebiet?
  • Arnold Walter 26/06/2006 20:54

    ... hab ich mich auch gewundert.
  • Christian Fürst 23/06/2006 15:33

    im totalen Gefühl des Untergangs, was in diesem Bild vorzüglich zum Ausdruck gebracht wird. Aber warum kommentierrts keiner? alles Spiegeltrinker????