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Schatten ihrer eigenen Vergangenheit...

Schatten ihrer eigenen Vergangenheit...

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Thomas Jüngling


Premium (Pro), Quedlinburg

Schatten ihrer eigenen Vergangenheit...

...sind die beiden Lokomotiven 130 101-9 und 44 2687-0. Einträchtig stehen sie da, der dampfende "Jumbo", der einst schwere Güterzüge über Steilrampen zog und die gute alte "Ludmilla", wie sie auch der heutige Bahn-Reisende noch kennt. Doch für beide sind die Zeiten großer Reisen längst vorüber. Ein verstecktes Leben führen sie, in den Händen des Lokomotivsammlers Bernd Falz, der in Falkenberg/Elster einen großen Teil seiner Sammlung stationiert hat. Oftmals nur noch Leichen einst stolzer Maschinen. Dampfspender, die Gandenbrotfresser der letzten Stunde.
Auch die hier gezeigte 44er hat so manches Teil eingebüßt. Der Blick auf das unvollständige Fahrwerk - man vermisst vor allem das mittlere Triebwerk - und eine gründlichere Betrachtung der Lok aus der Nähe legen die Vermutung nahe, dass dieses Exponat nur ein neu lackierter Schrotthaufen sein muss. Ähnlich, wie einige Lokomotiven aus dem Rest der Sammlung, bei denen der Rost gleich mit lackiert wurde, während darunter die Lok auseinander fällt. Über Sinn und Unsinn dieser "Sammlung" wurde am Tag der Aufnahme, an dem alle Lokomotiven besichtigt werden konnten, viel diskutiert. Wortfetzen wie "Schneidbrenner", "Sandstrahlen", "Hoffnungslos", "Hochofen", "Schrottpreise in China..." waren hinter jedem dritten Tender zu vernehmen...die meisten der Anwesenden zeigten sich eher unangenehm berührt von dem riesengroßen Dampflokfriedhof im oberen Bahnbetriebswerk. Die hier gezeigten Loks hingegen standen direkt am Eisenbahnmuseum und lösten weniger Diskussionen aus.
Im Endeffekt störte es auch nicht, dass diese beiden Loks direkt neben den Lokomotiven der Deutschen Bahn abgestellt wurden, vor allem ehemalige 250er der DR (links im Bild erkennbar, heute Baureihe 155), die noch heute ihre Güterzüge ziehen.

Ich habe es mir verkniffen, dieses Bild künstlich zu altern, auch wenn das Nicht-Vorhandensein anderer Leute im Bild durchaus die Chance dazu geboten hätte. Aufgenommen mit Olympus E-410, eine Bearbeitung fand nicht statt.

Im „Hobbyraum“ des Bernd Falz...
Im „Hobbyraum“ des Bernd Falz...
Thom@s Jüngling
Hoffentlich nicht nur ein frommer Wunsch...
Hoffentlich nicht nur ein frommer Wunsch...
Thomas Jüngling
Vermutlich eine preußische G 10...
Vermutlich eine preußische G 10...
Thomas Jüngling

Comments 5

  • BR 45 21/05/2014 11:43

    Hallo Thomas
    Es stimmt wirklich, die 130 101-9 ist eine offizielle Museumslok, Standort Halle/P genau wie die vmtl. 155 001.
    Die 130er hatten wir schon am Zughaken und wenn wir uns mal persönlich Treffen erzähl ich Dir mal eine Geschichte dazu.
    Das die 44er ihrer Mitte "beraubt" wurde stimmt aber sie wurde nicht ausgebaut sondern nur abgeklemmtwie bei der Engelsdorfer 44 1614 welche es über Herr`n Vetter in Staßfurt bis zur ÖGEG geschafft hat und somit auch überlebt hat.
    Ansonsten steh ich voll hinter Deinen Worten.

    Grüsse Andy
  • Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 18/11/2008 17:08

    Hallo Thomas, ich find das Bild wirkt richtig gut - fast wie zu Ostzeiten. Wenn die 250er auch noch DR-rot besäße, wäre das ja zu schön. Die kastrierte 44er könnte auch eine RAW-frische `selbsfahrende` Heizlok sein welcher man die Mitte `herausgeschnitten` hat. Die gemahlten Schilder (sahen früher etwas anders aus) waren in der 80er Jahren für Dampfloks ganz normal - jede fuhr so herum.
    Es muß auch nicht vom Hocker reißen das es sich nur um eine `übermahlte Schrottlok` handelt - dem Foto sieht man es jedenfalls nicht an.
    Schönes Bild.

    Grüße, Stephan
  • Dieter Jüngling 31/10/2008 23:31

    Ja mein Sohn. Das gute Auge wächst mit seinen Aufgaben und Motiven. Drei Traktionsarten, so gut im Motiv abgestimmt, lassen die Entwicklung des Lokomotivbaus als geschichtlichen Meilenstein der Eisenbahn gut zur Wirkung bringen. Auch wenn der 44er die "Mitte" fehlt, sieht sie noch gut und gepflegt aus. Ist gar nicht das Problem. Es gab zu DR-Zeiten einige 44er, die ohne ihre "Mitte" auskommen mussten.
    Schöne Aufnahme!
    Gruß, dein Vater!
  • Thomas Jüngling 17/10/2008 19:16

    Hallo, vielen Dank euch beiden für die Anmerkungen...vor allem auch von jemandem, der die Loks persönlich kennt.

    @ Indusi-Prüfer: An der 130 klebte ein Zettel: "Diese Lok gehört zur Lokomotivsammlung Bernd Falz, Hermeskeil..." oder so ähnlich. Irgendwo gibt es auch davon ein Foto, wenn ich mich recht entsinne. Der Zettel klebte auch an der 44er. Daher nehme ich meine Info zur Herkunft der Maschine.
    [Edit: nach Sichtung meiner Fotos und einer mir empfohlenen Internetseite bin ich nun doch stark verunsichert, ob da wirklich dieser Zettel war. Offenbar handelt es sich doch um eine "echte" Museumslok.]
  • Ralf Göhl 17/10/2008 18:51

    Es liegt was in der Luft,- es sind die Schatten der Vergangenheit.
    Obwohl die DR Zeit versucht sich auf deiner gut in Szene gesetzten Aufnahme breit zu machen kommt dennoch eine gespenstische Ruhe herüber.
    Beim genauen hinsehen schaut die 44er ganz schön dumm aus der Wäsche.
    Als alter Lokführer, auch der 44er, erkennt man gleich das da etwas nicht stimmt. So wie nach der Fahrt wenn ich die Lok abklopfte.
    Ein sehenswerten Foto ist es allemal.
    Schmerzen bekomme ich bei deinen Bild - Im „Hobbyraum“ des Bernd Falz...-
    Wenn ich da eine einstige Starlok vom Bw Saalfeld die 41 289 so sehe. Doch im Gegenteil zu meiner 41 266 hat sie wenigstens überlebt.

    Gleiche Bühne, gleiche Baureihe, aber eine andere Inszenierung:
    Gleiche Bühne, gleiche Baureihe, aber eine andere Inszenierung:
    Ralf Göhl

    Gruß Ralf