Back to list
Orgel Wallfahrtskirche Birnau

Orgel Wallfahrtskirche Birnau

5,575 0

HEJOKE


Free Account, Wachtberg

Orgel Wallfahrtskirche Birnau

Die Wallfahrtskirche Birnau ist eine Maria geweihte Barockkirche am Ufer des Bodensees in der Nähe von Uhldingen-Mühlhofen (Baden-Württemberg). Sie wurde 1746–1749 von dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb für die Reichsabtei Salem errichtet. Die Kirche erhielt eine reiche barocke Ausstattung mit Fresken von Gottfried Bernhard Göz sowie Stukkaturen, Altären und Skulpturen von Joseph Anton Feuchtmayer, deren bekannteste der „Honigschlecker“ ist, ein Putto mit Bienenkorb. Das der Kirche vorgelagerte Ordensgebäude mit dem markanten Glockenturm beherbergt heute ein Priorat der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau. Die Birnau liegt an der Westroute der Oberschwäbischen Barockstraße.
Die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums im „Zuckerbäckerstil“ des Rokoko hat auf den heutigen Betrachter eine fast erschlagende Wirkung. Die Überwältigung ist ein geplanter Effekt: die Pracht der Kirche soll den Gläubigen von der Größe Gottes überzeugen. Der Himmel und das Jenseits werden buchstäblich auf die Erde geholt, so dass der Gläubige sie nicht nur ahnen kann, sondern plastisch vor sich sieht. Die katholische Gegenreformation versuchte so, vor allem in der Baukunst der Jesuiten, mit allen Mitteln die Gläubigen zum rechten Glauben zurückzubringen. Abt Anselm II. betonte in seiner Kirchweihpredigt, dass nicht das Kloster, sondern Maria selbst die Kirche erbaut habe. Andererseits konnte sich das Kloster dank der aufwendigen Marienverehrung in den Bildwerken ihres Beistands gewiss sein.
Innenraum der Wallfahrtskirche Birnau
Innenraum der Wallfahrtskirche Birnau

Das ästhetische Vorbild für den Innenraum waren die römischen Barockkirchen. Die katholische Barockkunst entwickelte architektonische Tricks, die auf Prachtentfaltung und raffinierte Optik abzielten, etwa in den illusionistischen Deckenfresken eines Andrea Pozzo, die in ganz Europa stilbildend geworden waren. Architektur, Stukkatur und Malerei sollten eine künstlerische Einheit bilden. Anders als bei vielen Barockkirchen sind in der Birnau die Architektur, die Trompe-l’œil-Malerei und die Rocaille-Stukkatur tatsächlich zeitgleich und in enger künstlerischer Zusammenarbeit entstanden.

Die architektonischen Formen gehen, wie häufig im Rokokostil, direkt in Zierformen über, die über die plastische Stukkatur wiederum in die Scheinarchitektur der Deckengemälde überführt werden. Andererseits ist das runde Deckenfresko des Chorraums klar von der umgebenden Architektur abgetrennt, wie es wenig später im Klassizismus üblich wird. Die optische Vielfalt täuscht geschickt über den simplen Grundriss hinweg. Auch der großzügig eingesetzte Marmor ist weitestgehend Fassade - aus Kostengründen wurde er durch Stuckmarmor imitiert. So entsteht ein „Gesamtkunstwerk“, das für den Betrachter reale Architektur und Illusion vermengen soll.

Der Chor- und Altarraum wirkt mit seinen breiten Korbbögen wie ein Proszenium. Der bühnenhafte Aufbau ist beabsichtigt, denn die katholische Liturgie des Barock nutzte den Kirchenraum für theatralisch wirkende Inszenierungen, die an die Aufführungspraxis des Jesuitentheaters angelehnt waren. Im Zentrum des Altarraums und der Aufführung stand der Hochaltar mit der Marienstatue. Die Nutzung des Chorraums als Spielstätte für wenigstens ein geistliches Stück ist bezeugt: Zur Kirchweihe am 21. September 1750 wurde

„ein wohl ausgearbeitetes Melo-Drama in der Kirchen vor dem Chor-Altar exhibirt (...), auf einem hierzu eigens verfertigem Theatro, welches von hindenher vollkommen aufzuschlüssen ware, also, daß die wunderthätige Bildnus auf dem Altar, und eigenen Thron sitzend, ihre Person selbsten zu deren Anwesenden zärtisten Hertzens-Bewegungen vertreten könnte.“ (Lit.: Bisemberger 1751, S. 24).

Das Stück handelte von der Überführung der Bundeslade auf den Berg Zion durch David und in den Tempel zu Jerusalem durch Salomo, spielte also auf die Birnauer Verlegung des Marienheiligtums und die Gründung eines neuen religiösen Zentrums an.

Bildprogramm [Bearbeiten]

Der Maler Gottfried Bernhard Göz (1708–1760) schuf für die Kirche ein mariologisches Bildprogramm, das um die wundertätige Marienfigur herum geplant ist. Göz hatte den Zuschlag für die Ausmalung durch einen vom Kloster ausgeschriebenen Wettbewerb erhalten. Die Inhalte wurden von der Abtei Salem vorgegeben. Ein Großteil der Darstellungen richtete sich nicht an die wallfahrtenden Laien, sondern an ein theologisch gebildetes Publikum. Dementsprechend komplex sind die theologischen Bezüge zwischen den Bildelementen. Viele Elemente fordern durch Mehrdeutigkeit zusätzlich zur Exegese heraus.

Im Zentrum des Bildprogramms steht die Jungfrau Maria, der die Kirche geweiht ist. Die Marienikonografie beginnt (oder endet) beim Gnadenbild auf dem Altar und setzt sich in einer Reihe von Mariendarstellungen bis zum Deckenfresko im Langhaus fort. Durch die leuchtend blaue Farbe sind die einzelnen Darstellungen Marias auch optisch aufeinander bezogen.

Hinter der Marienstatue begann diese Reihe einst mit einem – seit 1790 fehlenden – Ölbild von Mariä Himmelfahrt. Weitere Darstellungen an der Decke des Chorraums und des Langhauses nehmen das Marienmotiv wieder auf. So entsteht eine Reihe von Bildern, die den Blick des eintretenden Pilgers auf den Altar hinlenken oder ihn dazu anregen, die Entsprechungen zwischen den einzelnen Darstellungen auszulegen.

Der zweite Schwerpunkt des Bildprogramms liegt auf der Tradition und dem Selbstverständnis des Ordens. Maria wird mit den Ordensgründern und den Schutzheiligen der Zisterzienser verknüpft. Ein großer Teil des Deckenfreskos gilt auch den Erbauern der Birnau, die ihr Bauwerk als Geschenk an die Jungfrau Maria zelebrieren. Das mächtige Salemer Kloster bewies hier sich selbst und der Welt seine direkte Beziehung zur Mutter Gottes.
Über dem Altar ist in der Deckenwölbung der Apsis eine Szene aus dem Buch Esther dargestellt: Esther bittet bei König Ahasver um Gnade für ihr Volk. Die Szene ist aus dramatischer Untersicht dargestellt, so dass der Baldachin über Ahasvers Haupt wie ein zweiter, von einem Scheingebälk umrahmter Altarbaldachin wirkt.

Etwas darüber befindet sich die Darstellung eines Christus, der im Begriff ist, Pfeile der Strafe auf die Menschheit zu schleudern. Letztere wird von einer halbnackten Frauenfigur repräsentiert, bei der es sich vermutlich um eine Darstellung der Luxuria handelt. Maria kniet links unterhalb des zornigen Gottessohns und legt Fürbitte für die Menschheit ein. Die Szene bezieht sich auf eine Vision des Mönches Wilhelm von Clairvaux, in der Maria Christus bittet, die Menschheit, wenn nicht um ihrer selbst willen, dann doch wegen der Zisterzienser zu verschonen. Esther muss daher als typologische Präfiguration von Maria verstanden werden: Während Esther das jüdische Volk rettet. erbittet Maria Gnade für die ganze Menschheit. Maria und Esther nehmen in beiden Darstellungen die gleiche Haltung ein, so dass sie auch formal aufeinander bezogen sind.(entnommen aus wikipedia)

Canon EOS 40D mit Sigma 10-20mm/F4-5,6 EX DC HSM
f 18
Belichtungskorrektur -1
Brennweite 10 mm
Mehrfeldmessung
1/255s
AF-Betriebsart MF
ISO 3200

Besuch Wallfahrtskirche Birnau am 06.08.2008

Comments 0

The photo is not in the discussion.