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Noch eine kleine (Foto-)Geschichte von meinem Großvater Matthias Frankenhauser

Noch eine kleine (Foto-)Geschichte von meinem Großvater Matthias Frankenhauser

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

Noch eine kleine (Foto-)Geschichte von meinem Großvater Matthias Frankenhauser

Die Glasplatte aus dem Zweiten Weltkrieg habe ich schon gezeigt.
Nun haben Andreas und Daniela mir das Bild ins Positiv verwandelt. Vielen Dank!
Nicht, daß ich aus falschem Ressentiment nur das Negativ gezeigt habe. Das Apple-Programm kann ein Negativ nicht umwandeln oder spiegeln, und an "Photoshop" traue ich mich noch nicht heran. Das Programm hat mir Thomas Kreckler geschenkt.

Mein Großvater war ein beliebter Vorgesetzter und, soweit ich weiß, immer fair. Ob er sich im Krieg etwas hat zuschulden kommen lassen, weiß ich nicht. Für viele heutige Zeitgenossen reicht dazu wohl allein die Tatsache aus, daß er Major gewesen ist.
Man vertue sich aber nicht in der Beurteilung des Zeitgeistes! Widerstand zu bieten, war damals lebensgefährlich - deshalb bewundern wir auch ganz zu recht die damaligen Widerstandskämpfer, die meist ihre Ideale mit dem Leben (!) zu bezahlen hatten. Und ob drei Kinder verhungerten oder deportiert wurden, war durchaus nicht egal . . .
Ich erinnere mich gut an die Aussage meines verehrten Vorgesetzten, der als konservativer Mensch uns oft den damaligen Zeitgeist und die Angst geschildert hat. Er hätte bei Übernahme der Kommunisten wegen seiner zwei Kinder als erster die rote Fahne herausgehängt . . .
SEIEN WIR FROH, DASS WIR HEUTE UNGESTRAFT UNSERE MEINUNG SAGEN KÖNNEN !
Mein anderer Großvater war - wie bis 1700 zurück alle seine Vorfahren - Organist und hat allein deshalb als überzeugter Katholik ein halbes Jahr in der "Ulmer Höh' ", dem Düsseldorfer Gefängnis eingesessen. Eine ganze Zeitlang wußte niemand, wo er war und ob er jemals wieder nach Hause kam. Und das bei sechs Kindern! Nach Monaten durfte er nach Bekanntgabe seines Aufenthaltsortes etwas Notenpapier bekommen, auf dem er etliche Kirchenmusikstücke komponiert hat. Als er abgemagert nach Hause kam und die jüngste Schwester meiner Mutter am Fenster rief "Ich glaube, da kommt der Vater nach Hause!" hat sie von meiner Großmutter eine Ohrfeige bekommen mit den Worten "Damit macht man keinen Spaß!" Er war es wirklich . . .

Nachdem ich nun nicht wußte, ob das Bild meines Großvaters seitenrichtig reproduziert ist, habe ich gegoogelt unter "Trageweise von Orden": man trug sie links. Zudem stand das linke Ohr meines Großvaters etwas tiefer, wie man auf anderen Aufnahmen sieht. Und: die Filmbeschichtung der Glasplatte wurde beim Vergrößern - wohl wegen der Schärfe - papiernah aufgelegt; auch das entspricht der Seitenrichtigkeit. Nur ist damit die AGFA-Schrift seitenverkehrt - ich denke, daß sie beim Vergrößern deshalb ausgespart wurde. Warum man sie nicht andersherum aufgebracht hat, weiß ich nicht.

Alles in allem interesante Kleinigkeiten, die ein Detektivspielen notwendig machen - und die vielleicht dem einen oder andren eine Hilfe sein können. Und man macht sich (s.o.!) so seine Gedanken . . .

Düsseldorf, 4.3.2013

Comments 6

  • ulizeidler 10/03/2013 8:16

    alte Fotos und ihre Geschichten sind immer klasse!!!
  • Carlos Ramos 04/03/2013 15:38

    Solch eine Uniform hab ich noch 1969 getragen. Jedoch ohne diesen Kragenspiegel, Auszeichnungen und geänderter Mütze. Gutes Dokument, Thomas.
    LG Carlos
  • Manfred Kreisel 04/03/2013 14:21

    ...sehr interessant thomas. Ich habe jetzt, von dir angeregt mal gekramt und eine gut erhaltene feldpostkarte von meinem opa, mit seinem abbild, aus dem 1.weltkrieg entdeckt - laß mir gerade den text vom altdeutschen übersetzen. Gruß manfred
  • Marianne Schön 04/03/2013 13:37

    Da hast du dich aber sehr an die Materie herangearbeitet ...
    das du das Foto richtig herum zeigst kann ich als gelernte Herrenschneiderin bestätigen ... denn die Anzüge, Jacken und Uniformen für Männer werden immer von links nach recht zugeknöpft.
    NG Marianne
  • Andreas E.S. 04/03/2013 12:58

    Ahnenforschung ist ein sehr interessantes Forschungsgebiet. Für mich wirkte es oft wie Kriminalarbeit wenn man einzelne Spuren verfolgte. Man braucht auch einen langen Atem dazu, denn das Einlesen in alte Urkunden ist oft sehr mühsam. Anfangs habe ich manche Urkunden mehr als zehnmal lesen müssen, bis ich sie entziffert hatte.
    Viel Spass bei der Bildersammlung. Das ist noch eine Riesenarbeit für mich.
    LG Andreas
  • 1944max 04/03/2013 12:50

    Hi
    Ahnenforschung ist nicht immer spassig -
    aber meist sehr hilfreich, das eigene Ich zu erkennen.
    VG Wolfram

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