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L'adieu au «Petit Prince» avec «Mistral gagnant»

L'adieu au «Petit Prince» avec «Mistral gagnant»

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

L'adieu au «Petit Prince» avec «Mistral gagnant»

Was haben "Der kleine Prinz" und Süßigkeiten wie "Sieger-Mistral" gemeinsam?
"Petit Prince" war der Kosename, den die Eltern des Formel-1-Fahrers Jules Bianchi für ihren Sohn gebrauchten.
Das andere waren die Süßigkeiten, die im Mittelpunkt der Kindheitserinnerungen in einem Chanson von Renaud Séchan stehen.
Das Chanson wurde heute bei der Trauerfeier für den 25-jährigen Rennfahrer in der Kathedrale Sainte-Réparate in Nizza aufgeführt.
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Renaud Séchan (offizielles Video von 1985): https://youtu.be/XdjWMHAdYDU Das heute gesungene Cover von der Sängerin Cœur de pirate: https://youtu.be/iRGGTaAhexc
Renaud Séchan schildert seiner Tochter (die im wahren Leben Lolita Séchan heißt und mittlerweile eine bekannte Comiczeichnerin ist)
in melancholischen Worten seine Kindheitserlebnisse, in denen verschiedene Bonbons eine Rolle spielen, darunter »Mistral gagnant« –
Lakritzbonbons mit Puderzucker, der auf Zunge und Gaumen das Gefühl des Mistral-Windes vermittelte.

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Ah, m'asseoir sur un banc, cinq minutes avec toi –– Ach, mich auf eine Bank setzen, fünf Minuten mit dir,
et regarder les gens, tant qu'y en a. –– und die Menschen beobachten, solange es welche gibt.
Te parler du bon temps, qu'est mort ou qui r'viendra –– Mit dir über die gute alte Zeit sprechen, die tot ist oder doch wiederkommt,
en serrant dans ma main tes p'tits doigts. –– während ich mit meiner Hand deine kleinen Finger ganz fest halte.

Pi donner à bouffer à des pigeons idiots –– Den idiotischen Tauben etwas Futter hinwerfen
leur filer des coups d'pied pour de faux –– und so tun, als ob wir ihnen einen Fußtritt geben,
et entendre ton rire, qui lézarde les murs, –– und dein Lachen vernehmen, das die Wände durchdringt,
qui sait surtout guérir mes blessures –– das vor allem meine Wunden heilen kann.

Te raconter un peu, comment j'étais, mino –– Dir ein bisschen von den Zeiten erzählen, als ich noch klein war,
les bombecs fabuleux, qu'on piquait chez l'marchand : –– als wir dem Händler die fabelhaften Bonbons geklaut haben:
«Car en Sac» et «Mint'ho», caramels à un franc –– Lakritzstäbchen und Minzpastillen, Karamelldrops für einen Franc
et les «Mistral gagnants» ! –– und die »Mistral gagnant«!

Ah, marcher sous la pluie, cinq minutes avec toi –– Ach, durch den Regen gehen, fünf Minuten mit dir,
et regarder la vie, tant qu'y en a –– und das Leben beobachten, solange es welches gibt.
Te raconter la Terre en te bouffant des yeux–– Dir die Welt erklären, während ich in deinen Augen versinke,
te parler de ta mère un p'tit peu –– mit dir ein bisschen über deine Mutter reden.

Et sauter dans les flaques pour la faire râler –– Und in die Pfützen springen, um sie damit zu ärgern,
bousiller nos godasses et s'marrer –– unsere Schuhe einzusauen und uns darüber totlachen,
et entendre ton rire, comme on entend la mer –– und dein Lachen vernehmen, das wie das Meer klingt,
s'arrêter, repartir en arrière –– das innehält und sich wieder zurückzieht.

Te raconter surtout les «Carambars» d'antan –– Dir vor allem von den »Carambars« von früher erzählen
et les «Coco-Boërs» et les vrais «Roudoudous» –– und von dem Kokos-Brausepulver und den wahren Muscheldrops,
qui nous coupaient les lèvres et nous niquaient les dents –– die unsere Lippen wund und unsere Zähne krank machten,
et les «Mistral gagnants» ! –– und die »Mistral gagnant«!

Ah, m'asseoir sur un banc, cinq minutes avec toi, –– Ach, mich auf eine Bank setzen, fünf Minuten mit dir,
regarder le soleil, qui s'en va –– der Sonne zuschauen, wie sie untergeht.
Te parler du bon temps, qu'est mort et je m'en fous ! –– Dir von der guten alten Zeit erzählen, die tot ist, aber ich pfeif’ darauf!
Te dire que les méchants c'est pas nous –– Ich sage dir, das ist nicht unsere Schuld.

Que si moi je suis barge, ce n'est que de tes yeux –– Wenn mich was verrückt macht, dann einzig deine Augen,
car ils ont l'avantage d'être deux. –– weil sie den Vorteil haben, dass es zwei sind.
Et entendre ton rire s'envoler aussi haut –– Dein Lachen hören, das weit hoch fliegt,
que s'envolent les cris des oiseaux. –– hochgetragen wird wie die Schreie der Vögel.

Te raconter enfin, qu'il faut aimer la vie et l'aimer même si –– Dir zum Schluss sagen, dass man das Leben lieben muss, selbst dann,
le temps est assassin et emporte avec lui les rires des enfants –– wenn die Zeit es tötet und das Lachen der Kinder mit sich nimmt
et les «Mistral gagnants», et les «Mistral gagnants» ! –– und die »Mistral gagnant«, sogar die »Mistral gagnant«.

[Übersetzung: © smokeonthewater]

Comments 14

  • smokeonthewater 23/07/2015 22:43

    @Uli: Also die besseren Bilder mache ich an der Strecke und nicht vom Fernseher.
  • Uli.S.Photo 23/07/2015 16:26

    @ Dieter:
    Deine Aussage, Zitat "Illegale Straßenrennen hat es schon immer gegeben"
    ist schlichtweg falsch und Du weißt es. Während die ersten Automobilrennen bereits veranstaltet wurden kurz nach dem das Auto seinen Kinderschuhen entwachsen war konnten illegale Autorennen erst veranstaltet werden nachdem das Auto zum Statussymbol und zur Massenware wurde. Es steigert das Selbstbewusstsein wenn man seinen "Gegner versägt". Jeder Depp wird zu Größten wenn er der schnellste ist. (siehe "Manta-Manta")
    Sicher - der Rennsport trägt keine "Schuld" im juristischen Sinne, prägt aber ob gewollt oder nicht Vorbilder und... wichtig ist der resultierende Profit.
    Wenn man heute die Umsätze der Industrie für Tuning und dergleichen betrachtet kann einem schwindlig werden.
    Würden manche Leute die gleiche Summe wie zum Aufmotzen ihrer Karre in ihre Bildung stecken, wir könnten uns vor Akademikern kaum retten.
    Und wie Du schon sagst - der Sound ist wichtig. Lärm ist im Urinstinkt des Menschen ein Symbol für Kraft. Kein Lärm, keine Kraft und je größer das Auto um so stärker (meint man im allgemeinen).
    Wenn die Eintrittspreise steigen kann ich das nur begrüßen - schließlich muss der Aufwand für die "Sicherheit" bezahlt werden... :-)))
    Also setze ich mich, so mich der Scheiß interessiert, vor die Glotze, nehme ein Bier für -,50 € aus dem Kühlschrank, sehe mir den Zirkus von zu Hause aus an, sehe mehr als jeder zahlende Zuschauer an der Strecke und kann jeden "spannenden Moment" X mal in Zeitlupe "genießen". Während der Werbepause gehe ich... (Du weißt schon)
    EINFACH IRRE, DIESER "SPORT"...
    h.G. Uli
  • smokeonthewater 22/07/2015 22:47

    @Uli: Illegale Straßenrennen hat es schon immer gegeben. "… denn sie wissen nicht, was sie tun" mit James Dean, 1955. Wenn diese Bekloppten Rennstrecke und Straße nicht auseinanderhalten können, ist das sicher nicht Schuld des Rennsports, da haben andere Leute versagt.

    Die Zuschauer bleiben bei der Formel 1 weg, weil die Hybridmotoren keinen Sound haben und die Leistungsunterschiede der Teams zu Langeweile führen. Außerdem haben sich die Ticketpreise in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. 1985 und 1986 konnte ich mir selbst als DDR-Bürger mit begrenztem Umtausch noch ein Wochenendticket für den Hungaroring leisten. Das könntest Du heute vergessen.
    VG Dieter
  • Uli.S.Photo 22/07/2015 16:51

    @ Dieter:
    Wo sind denn die Zuschauermassen am Nürburgring? Der Formel-1-Zirkus läuft sich tot und hat wie kein anderer "Sport" mit Zuschauerschwund zu kämpfen.
    Vielleicht gelingt es ja den Menschen durch "Abstimmung mit den Füßen" den Wahnsinn zu beenden.
    Du zählst eine Reihe Risikosportarten auf. Du hast noch einige vergessen: Skispringen, Rennrodeln, Bobfahren, Ski alpin, Tauchen...! Wer sich an den Grundsatz hält - tue nur das was du kannst halte dich an die Regeln der Physik und beachte deine Grenzen, wird diese Sportarten unbeschadet ausüben können.
    Im übrigen gibst Du mir doch Recht indem Du die Umstände des Unfalls beschreibst - schlechte Bedingungen. Also doch schlechten Tag erwischt und Pech gehabt.
    Und statt des Bäckers könnte auch Postbote, Bauarbeiter oder Banker oder... stehen...!
    Statt dessen werden mit diesem Geschwindigkeitswahnsinn Vorbilder geschaffen. Die Auswüchse sind dann illegale Rennen unter Möchte-gern-Rennfahrern im öffentlichen Straßenverkehr.
    Was ist denn auf der Rennstrecke notwendig zum Sieg?
    Rasen, drängeln, schneiden, ausbremsen...! Wer bremst verliert!
    Falls Dir diese Begriffe aus dem erleben des täglichen Wahnsinns auf unseren Straßen bekannt vorkommen - das ist meine Absicht.
    Und was "Sportler mit hohen Ansprüchen" betrifft: da kenne ich einige ganz persönlich - aber die leben!
    @ Dorothee K.:
    falls Du es überheblich findest wenn jemand diesen Wahnsinn verbieten will weil es ein potentiell tödliches Risiko darstellt ist das Dein Problem.
    Ich verbiete es Dir nicht, Dich an die Rennstrecke zustellen, Dir die Ohren bis zum Gehörsturz zu dröhnen zu lassen. Und falls da mal was geflogen kommt - Kopf einziehen, das könnte ein Rad sein und manchmal hängt das Auto mit Fahrer noch mit dran.
    h.G. Uli
  • smokeonthewater 22/07/2015 14:41

    @Uli: 20 Jahre lang gab es in Formel-1-Rennen keine toten oder schwer verletzten Rennfahrer. Die Sicherheit ist seit Sennas Tod weiter verbessert worden. Insofern ist der Beruf F1-Rennfahrer nur noch mit einem vertretbaren Restrisiko verbunden. Da gibt es wesentlich gefährlichere Sportarten: Radrennen, Rallye, Triathlon, Bergsteigen, Klettern, Langstreckenschwimmen, Fallschirmspringen, Segelfliegen usw.

    Wenn die Leute alle blutgeil wären, wären sie nach so vielen Jahren ohne Todescrash längst ferngeblieben. Sie wollen einfach spannenden High-Tech-Sport erleben. Den bietet die Formel 1 zurzeit eher aus technischen Gründen nicht.

    Bianchi war kein Clown, sondern Sportler mit hohen Ansprüchen. Er war bei Ferrari für 2016 im Gespräch. Er hat auch nicht Pech gehabt, sondern durch die vielen regenbedingten Unterbrechungen zog sich das Rennen bis in die Dämmerung hinein, sodass er die gelben Flaggen übersah. Deshalb hat man entsprechende Lehren aus dem Unfall gezogen, da er vermeidbar war: Bei Bergungskränen auf der Strecke wird das Rennen unterbrochen, bei Dämmerung ohne Flutlicht wird das Rennen abgebrochen.

    Jeder versucht, seinen Lieblingsberuf auszuüben oder das Hobby zum Beruf zu machen. Bianchi stammt aus einer Rennfahrerdynastie, da will niemand Bäcker werden. Sein belgischer Großonkel Lucien Bianchi starb 1969 in Le Mans, sein belgischer Großvater Mauro Bianchi war nach einem Feuerunfall in Le Mans 1968 "berufsunfähig" geworden. Selbst solche Schicksale haben ihn nicht abgeschreckt.

    VG Dieter
  • Fotobock 22/07/2015 14:12

    Ich finde dies eine schöne Hommage ... lg Barbara
  • Dorothee 9 22/07/2015 14:09

    @Uli.S.Photo: recht überheblich finde ich deine Ansicht....

  • Uli.S.Photo 22/07/2015 8:40

    ...völlig wertungsfrei schreibe ich hier:
    WIEDER EINER WENIGER !!!
    Trauer - warum, für wen?
    In Anlehnung an ein Bibelzitat: Wer sich in Gefahr begibt wird in der Gefahr umkommen.
    Keiner hat ihn dazu gezwungen. Er wollte Rennen fahren und damit viel Geld verdienen - viel Geld. Wo ist der Sinn? Ich sehe keinen.
    Er war Clown in einem Zirkus, genannt Motorsport - Formel 1.
    Ein Clown ist tot - es lebe der Zirkus!
    Dieser Zirkus lebt vom Kick.
    Pech gehabt, schlechten Tag erwischt! Er war das Bauernopfer für zahlende blutgeile Zuschauer.
    Wäre er lieber Bäcker geworden. Dann würde er noch leben, müsste um 02.00 Uhr in der Nacht aufstehn und um drei beginnt die Schicht. Am Monatsende hätte er ehrlich verdientes Geld auf der Hand und vor allem - noch Zeit um es auszugeben.
    Um es deutlich zu sagen: ich war einmal Fan von Michael Schumacher und habe am TV nicht ein Rennen verpasst... bis Ayrton Senna vor laufenden Kameras in den Tod fuhr, Schumacher vorbei raste und das Rennen unbeeindruckt weiter ging.
    VERBIETET DIESEN WAHNSINN - JEDER TOTE IST EINER ZU VIEL !!!
    h.G. Uli
  • karlitto 22/07/2015 7:04

    "Die Menschen beobachten solange es welche gibt" , ein guter Satz...
    der auch nachdenklich macht, für diejenigen die misantropisch 1 v. 100 sympathisch finden.
    Schöner bebildeter und in guten Worten verfasster Nachruf.
    Gruss
  • smokeonthewater 22/07/2015 0:20

    @Hannes: Da stimme ich Dir zu. Renaud mit glasklarer Stimme und authentischen Emotionen, die Sängerin in gekünselter, schwer verständlicher Aussprache und ohne Bezug zum Thema. Aber sie ist Bianchis Generation ...
  • Hannes Gensfleisch 22/07/2015 0:10


    Von Autorennen hab' ich nix Ahnung,
    aber Renaud ist schon einer von den Guten.
    Das Piratenherzchen – nun ja, eigentlich auch,
    nur ab und an etwas zu süsslich.
  • heide09 22/07/2015 0:10

    Traurig wenn so ein junger Mensch gehen muß.
    Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen.

    Danke für Deine Arbeit.
    Viele Grüße
    Ania
  • G. H. H. 22/07/2015 0:05

    Vielen Dank Dieter für diesen aufwändig recherchierten Nachruf auf Jules Bianchi!
    Sehr schön gestaltete Collage.

    gabY
  • SUZIKJU 21/07/2015 23:50

    Wir haben sein letztes Rennen gesehen, ein schrecklicher Ausgang. Diese lange Zeit im Koma war bestimmt für die Angehörigen nicht einfach. Wünschen wir ihm eine bessere Zeit, egal wo auch immer er jetzt ist. ... und dass ihm die Süßigkeiten nicht ausgehen werden.

    Regina

    PS: Danke für deine Übersetzung!