Hans

Hans

war mein anderer Großvater. Dieses Bild muss kurz vor seinem Tod entstanden sein, da war er 60 Jahre alt. Ich finde er sieht älter aus, aber er hatte eine schwere Zeit hinter sich und wirkt vielleicht deshalb so.

Seine Jugend war nicht so sorgenfrei wie die meiner anderen Großeltern. Sein Vater starb, als er noch relativ klein war und hinterließ ein Haus und eine Geldsumme, die nur für ein paar Jahre gereicht hätte, um seine Witwe und die Kinder durchzubringen. Meine Urgroßmutter, die junge Witwe, war nach den Beschreibungen eine stolze, selbstständige Frau. Sie lehnte jegliche Unterstützung aus der Verwandschaft ab und investierte einen großen Teil des Erbes in einen Süßwarenladen, der wohl auch sehr erfolgreich war. Nur hatte sie wegen des geschäftlichen Aufbaus nicht viel Zeit für die Kinder und regierte mit harter Hand. Mein Großvater war geistig sehr interessiert und hatte wohl viel Humor, aber praktisch veranlagt war er anscheinend so gar nicht und hatte zwei ziemlich linke Hände.

Hans wurde Leiter eines größeren Verlages, den die Nazis schon in den 30er Jahren gleichschalten wollten, wogegen sich mein Großvater zunächst geschickt zur Wehr setzte, aber in den 40ern wurde der Verlag dann doch geschluckt und der Sitz nach Berlin verlegt, wohin mein Großvater dann zähneknirschend mitziehen musste (er hatte aus verschiedenen Gründen Angst davor, einfach zu kündigen) und nur noch an Wochenenden bei der Familie sein konnte. Und so kam es auch, dass er im Chaos beim Fall von Berlin umkam.