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 Edersee Atlantis

Edersee Atlantis

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Wasserwagenpilot


Premium (Complete), Wurzbach

Edersee Atlantis

Friedhof Berich

Berich war ein kleines Dorf etwa zwei Kilometer südwestlich des Schlosses Waldeck auf einer schmalen Anhöhe über der Eder. Das Dorf entstand auf dem Gelände des ehemaligen Nonnenklosters Berich, das 1566 nach der Einführung der Reformation in Waldeck aufgelöst wurde. Das Kloster wurde Eigentum der Grafen von Waldeck und zunächst als Meierei genutzt. 1753 erfolgte die Umwandlung in ein Dorf, in dem zehn Kolonistenfamilien angesiedelt wurden. Bei der Volkszählung von 1895 hatte das Dorf 157 Einwohner. Es besaß eine Gemarkung von 582 Hektar. Noch 1898/99 wurde eine massive Steinbrücke über die Eder erbaut.

Schon wenige Jahre nach dem Brückenbau begannen die Planungen zum Bau der Edertalsperre. Es wurde klar, dass das Dorf aufgegeben werden musste, da es im Stausee untergehen würde: die Dorfstelle, auf 232 m über NN, würde 13 Meter unterhalb des Vollstau-Wasserspiegels liegen. 1905 hatte das Dorf 26 Familien mit 134 Einwohnern, die ihr altes Heim verlassen mussten. Die fürstlich waldeckische Domänenkammer bot den Dorfbewohnern an, auf dem Gelände der fürstlichen Domäne Büllinghausen bei Arolsen ein neues Dorf zu errichten. Dort entstand daraufhin Neu-Berich, heute ein Stadtteil von Bad Arolsen. Acht Familien aus Berich und neun Familien aus dem nahen Bringhausen am gegenüberliegenden Ufer der Eder wurden dort angesiedelt. Im Herbst 1913 war Berich menschenleer. Wenige Wochen später kam Pioniere aus Hannoversch Münden nach Berich, und mit Artilleriegeschützen und Sprengladungen zerstörten sie im Dezember die Wohnhäuser.

Die Kirche des ehemaligen Klosters Berich, seit 1544 Dorfkirche, wurde in den Jahren 1912 bis 1914 vor dem Einfluten des Edersees größtenteils abgetragen[1] und in Neu-Berich wieder aufgebaut, allerdings um zwei Joche verkürzt. Die Steine um die Fenster und um das Portal wurden von den Dorfbewohnern sorgfältig abgebaut, nummeriert und mit Ochsen- und Pferdewagen nach Neu-Berich gebracht, ebenso die Türen und Fenster, der Fußboden, die Orgel und der Altar. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf 20.000 Mark.

Die Gräber auf dem Friedhof von Berich wurden mit Betondecken versehen. Der Friedhof ist bei entsprechend niedrigem Wasserstand des Edersees begehbar.[2] Die Reste des Dorfes liegen in der Tauchzone und können gut betaucht werden, allerdings ist außer Grundmauern und Kellergewölben nicht mehr viel erhalten. Sehenswert ist die 1898/99, nur 16 Jahre vor dem Einfluten des Sees, erbaute Bericher Brücke, deren Fahrbahndecke bei Vollstau 28 m unter dem Wasserspiegel liegt und die noch zum großen Teil erhalten ist. Das Flussbett der alten Eder liegt noch einmal 5 m tiefer.

Comments 3

  • Günter Mahrenholz 22/02/2021 18:35

    Schönes Bild, interessante Geschichte und man sieht, dass dies keine Trinkwassertalsperre ist.

    VG Günter
    • Wasserwagenpilot 22/02/2021 21:14

      Danke für Deinen netten Kommentar.
      Die Edertalsperre (Staumauer und Stausee) ist Eigentum der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, wobei das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hann. Münden zuständig ist. Zweck der Talsperre ist in erster Linie die Wasserbereitstellung für die Bundeswasserstraßen Oberweser und Mittellandkanal. Daneben dient sie auch dem Schutz der Unterlieger vor kleinem und mittlerem Hochwasser, der Gewinnung elektrischer Energie und der Erholung.

      LG Ralf
    • Günter Mahrenholz 23/02/2021 7:29

      Danke Dir für die Erläuterungen.

      VG Günter

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Exif

Camera X-T1
Lens XF18-135mmF3.5-5.6R LM OIS WR
Aperture 16
Exposure time 1/90
Focus length 18.5 mm
ISO 200

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