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der mitternächtliche Wetterexpress

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Tore Straubhaar


Free Account, Höxter

der mitternächtliche Wetterexpress

Skitour in Lappland im März / Februar 2009

Wir haben unser Zelt so windgeschützt als möglich aufgebaut (siehe gestern)…

der einsame Schneegrubengräber
der einsame Schneegrubengräber
Tore Straubhaar


…und alle Sachen, die wir im Zelt benötigen, eingeräumt. Die Skier, die Stöcke… stellen wir aufrecht in den Schnee, benutzen sie zur Verankerung des Zelts oder legen sie ins Pulkagestänge. Wenn man sie einfach irgendwo hinlegt, findet man sie eventuell nie wieder, der Schnee und die Schneedrift lassen manches verschwinden und das innerhalb kürzester Zeit. Manche Dinge können einfach in der Pulka liegen bleiben, u. a. der Fotoapparat. Solange man in Bewegung ist, ist es nicht kalt, erst wenn wir zur Ruhe kommen, fangen wir an zu frösteln. Also schnell etwas Wärmeres angezogen, die Isomatten ausgebreitet und die Schlafsäcke ausgepackt. Wir sind müde und etwas erschöpft vom Tag.
Beim zusammen Bauen des Kochers werden die Finger kalt. Zunächst muss der Benzinkocher vorglühen, bis er schließlich mit blauer Flamme auf voller Stärke glühend Gas macht. Es wird Tee geben, mit Zuckerpille und Milchpulver, wir haben Durst und der Magen knurrt. Wasser liegt in Form von Schnee überall herum, es gilt reichlich Schnee im Kochtopf zu schmelzen, um aus dem Schmelzwasser dann Tee zu kochen. Der Tee schmeckt wie verrückt, genauso wie der selbstgebackene Kuchen, von dem wir reichlich dabei haben. Dann dösen wir etwas, wer noch dazu in der Lage ist, liest etwas…Nach etwa ein bis zwei Stunden bekommen wir wieder Hunger. Heute gibt es Spaghetti mit Trockentomatensuppe nach Gärtnerinnen Art aus dem Supermarkt. Wenn der Kocher brennt- es muss erst wieder Schnee geschmolzen werden-, und die Stumpenkerzen ihr orangenes Licht verbreiten, ist es richtig mollig warm im Zelt! Es schmeckt köstlich – fast alles schmeckt köstlich, wenn man nur genug Hunger hat! Was würden wir nur für einen Joghurt als Nachtisch geben, der könnte ruhig ein paar Tage abgelaufen sein, das wäre uns ganz egal, er müsste immer noch aufpassen, dass wir ihn nicht samt Plastikbesser aufessen.
Dann schlafen wir ein, träumen – auch von Nordlichtern - hier brauchen wir keine Angst zu haben, das Zelt ist unverrückbar fest in der Schneemauer verankert, das Expresswetter zieht einfach über uns hinweg. In der Nacht gehen wir einmal vor die Tür, um nach dem Rechten zu sehen…es ist viel Schnee unterwegs, waagerecht! Damit das Zelt nicht irgendwann vom Schnee erdrückt wird, schaufeln wir es etwas frei. Die Nacht ist fantastisch, es schneit, es stürmt, trotzdem ist zeitweise klarer Sternenhimmel zu sehen…, die Wolken sind im Eilzugtempo unterwegs, es reisst auf und verfinstert sich wieder – das Naturerlebnis könnte man als INTENSIV umschreiben.

Jetzt sitze ich hier am Schreibtisch, aufrecht und komfortabel auf einem einfachen Holzstuhl sitzend gehe ich meiner Arbeit nach, die Heizung steht auf 0,5. Es ist mollig warm, auch die Finger. Draussen liegt Schnee, und es schneit weiter. Es wird Tee geben, mit frischer Vollmilch und Zucker. Ich habe mir etwas Wasser geholt, es war einfach da…die Gedanken schweifen ab an eine fantastische, stürmische Nacht, an einen Urlaub voller „wunderbarer Entbehrungen“ (Vieeeeelen Dank Michael Fühlbert für diese beiden Worte in einer Deiner Anmerkungen, sie treffen den Nagel mindestens zweihundert%ig auf den Kopf). Ab und an werfe ich einen Blick auf Eure tollen Frühlingsblumen… freue mich auf den nahenden Frühling und den Sommer – herrlich und wunderbar! Nachher werde ich in das Schlaraffenland fahren, mal sehen was die Joghurtecke hergibt…

Comments 28

  • † urgltier 20/04/2009 14:25

    Die Aufnahme gefällt mir sehr gut. Es kostet schon Überwindung bei dem Wetter die Kamera frreizulegen und zu fotografieren.
    Gruß
    Bernhard
  • Annette He 28/03/2009 17:24

    O.k., ich bleib erst mal zu Hause. Ein gewaltig beeindruckendes Bild. Das macht was her.

    LG Annette
  • Nannilein 27/03/2009 21:56

    Ich bewundere euch wirklich, aber ich denke sowas bereichert das Leben und es holt einen mal wieder ins wahre Leben zurück.
    Du schreibst so super, ich kann es mir richtig bildlich vorstellen, wie ihr da im Zelt saßt und das Wetter draussen tobte.
    Und bei der Kälte noch solche gigantisch tolle Aufnahmen hinbekommen, super.

    LG
  • Ralf Bolte 26/03/2009 22:01

    Ein wirklich beeindruckendes und dynamisches Bild! Bei Deiner Beschreibung kann man wirklich eine Gänsehaut bekommen, das Erlebnis muß beeindruckend gewesen sein.
    vg Ralf
  • Biggi Oehler 26/03/2009 9:45

    Deine Naturerlebnisse sind einmalig und die Info dazu, als wäre man selbst dabei. Mag ich.
    LG.
    Biggi
  • Thomas-K 26/03/2009 7:23

    Diese intensive Zeit der "wunderbaren Entbehrungen" hast du hier wieder Klasse in Wort und Bild beschrieben.
    Ein toller Kontrast zu den heute üblichen "all inclusive"-Ferien!
    +++
    LG, Thomas
  • Angies Fotowelt 25/03/2009 23:54

    Is ja mal krass!!!! Echt extrem was Du erlebt hast!
    So etwas erlebt nicht jeder! Sei stolz! Wundervolle Aufnahme!
    VLG Angie
  • Andreas Beier Fotografie 25/03/2009 22:05

    klasse text zum bild, so mag ich das
  • scanpics 25/03/2009 21:45

    akute Suchtgefahr ...
    ... wenn ich weiterhin Deine Reisebeschreibungen lese und Deine Bilder betrachte :o)
    LG, Christian
  • Svenja T. 25/03/2009 20:44

    Hammer Tore.... ist geniaaal.
    Hoffe, du hattest einen schönen Urlaub.

    Liebe Grüße
  • Anla 25/03/2009 20:32

    Jau, das IST wetter und von Dir sehr beeindruckend festgehalten....klasse !
    Gruß Anla
  • Bernd Haak 25/03/2009 19:30

    Das habe ich ja noch nie gewesen, wirklich klasse Aufnahme, Schnee waagerecht.....schaurig schön.
  • Gisela und Michael Schunke 25/03/2009 19:07

    Super Aufnahme.
    VG Michael
  • Marco der Günni 25/03/2009 18:11

    OH oh , da ist was los . Hast Du aber die Szenerie fotografisch gut festgehalten .
  • Meina Giese 25/03/2009 17:45

    Diese Aufnahme ist genial, Tore!
    Ich war "lange" nicht in der FC, da ist mir einiges entgangen ;-)
    L.G. Meina